Innovative Schneidtechnologie

Abbauleistung in hoch abrasivem Gestein verdreifacht

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Noch sind die Spuren des Abbaus mittels Reißzahn sichtbar, doch bei Kies-Hector favorisiert man inzwischen in der Vertikalen die Rockwheel-Fräse, mit der die Abbauleistung fast verdreifacht wird. Foto: Knut Siewert

SAARLOUIS-LISDORF (ABZ). - Reißzahn war gestern: Seit kurzer Zeit baut das saarländische Unternehmen Kies-Hector "Naturbeton" mit einer Rockwheel-Fräse D30 am 36-t-Bagger ab. Die Ausbeute steigt mit der innovativen Schneidtechnologie auf das Zweieinhalb- bis Dreifache.

Das Kies-Sand-Konglomerat des mittleren Buntsandsteins wird in der Tagebaugrube der August Hector KG bei Saarlouis-Lisdorf gebrochen. "Wir gewinnen im Abbaufeld Erika den ältesten Kies Deutschlands", erklärt der technische Betriebsleiter, Andreas Fink. Die vor 150 bis 240 Mio. Jahren entstandene Lagerfläche am Rand des Pariser Beckens hat eine Mächtigkeit von 60 m. Darunter liegen Karbon-Schichten. Abgebaut wird unter Bergrecht zwischen 230 und 180 m NN, wobei die Rockwheel-Fräse auch im sandigen Sohlenwasser ohne Probleme einsetzbar ist.

Jahrzehntelang wurde das hoch abrasive Konglomerat der Felsklasse 7 in der offenen Grube mit dem Reißzahn ausgebrochen. "Der Verschleiß war enorm. Außerdem setzt die extreme Stoßbelastung der Baggermechanik und den Fahrer gewaltig zu", verdeutlicht Fink, warum man sich bei Kies-Hector nach einer alternativen Abbaumethode umschaute. So wurde Fink auf die innovative Schneidtechnologie mit Anbaufräsen aufmerksam.

Im Wettbewerbsvergleich hatte die neuartige Rockwheel-Fräsentechnologie der baden-württembergischen Rokla GmbH die Nase vorn. "Unsere Fräsen der mittleren Größen- bzw. Leistungsklassen sind extrem kurz gebaut und sie haben nur drei Hauptkomponenten: Gehäuse, Motor und meißelbestückte Schneidköpfe", erklärt Rokla-Geschäftsführer Robert Piasecki. Bei Leistungen zwischen 30 und 110 kW bringt ein Getriebe aus Sicht des exklusiv für Rokla tätigen Konstrukteurs Ian Web-ster schlicht keine Vorteile, kostet aber Geld und macht die Fräsen schwerer. Der Brite hat in der Branche den Ruf, der weltweit innovativste Entwickler von Fräsen- und Hammertechnologie zu sein.

Geliefert wurde im November 2013 an Kies-Hector eine getriebelose Rockwheel D30. Diese 1200 mm breite, robust konstruierte Fräse mit Direktantrieb hat eine Leistung von 110 kW. Die beiden Lösetrommeln sind mit 60 abriebgeschützten Spezialmeißeln für den Einsatz im hoch abrasiven Kies-Sand-Konglomerat ausgestattet. Diese Meißel haben einen kleinen "Kopf" und mehr "Körper" als die schlankeren klassischen Abbaumeißel.

Schon nach wenigen Einsatzstunden lagen für Michel Weisse, den Fahrer des 36-t schweren Volvo EC360CL, die Vorteile der Fräsen-Technologie klar auf der Hand. Beim Abbau an der Steilwand der Grube ist für den technischen Betriebsleiter Andreas Fink die Fräse die eindeutig bessere Lösung. "Die Bolzen am Baggerausleger werden viel weniger mechanisch belastet", so Fink. Und für Michel Weisse sind die Vibrationen der Fräse körperlich bei Weitem nicht so anstrengend und ermüdend wie die gewaltigen Stöße beim Reißzahn-Einsatz. Für den Fahrer ist es deshalb keine Frage, welche Technologie er bevorzugt: "Eindeutig die Fräse!"

Ein nicht zu unterschätzender Vorteil der Schneidtechnologie ist die Abbaugeschwindigkeit: "Die Fräse legt im wahrsten Sinne mehr als einen Zahn zu", betont Robert Piasecki. Mit der Rockwheel D30 und dem Spezialmeißelsatz für abrasives Gestein werden am Hector-Standort Lisdorf jetzt pro Stunde 15 t "Naturbeton" abgebaut. Mit einem Reißzahn am gleichen 36-t-Volvo-Bagger betrug die Leistung in der Konglomeratschicht, die einen extrem hohen Quarz-Anteil (Siliziumoxid) von 95 % aufweist, lediglich 4 t pro Stunde. Dennoch wird man im Abbaufeld Erika in Lisdorf in der Fläche zunächst weiter mit dem Reißzahn an einer Raupe arbeiten. Der Abbau in der Vertikalen und die Profilierung der 80°-Steilwände erfolgt künftig jedoch mit der Rockwheel-Fräse.

Mit dieser Schneidtechnologie lässt sich nicht nur schneller, sondern auch wesentlich präziser arbeiten, betont Michel Weisse. Der Baggerfahrer hat 22 Jahre Erfahrung in der Materialgewinnungsbranche. "Beim Fräseneinsatz sieht man genau, was man abbaut und wo noch Überhänge nachzuarbeiten sind. Das ist beim Reißzahn nicht der Fall." Diese Präzision bei der Profilierung der Steilwände beeinflusst direkt auch den Gewinnungsertrag. Und wenn Michel Weisse an seinen Rücken denkt, ist der Einsatz der Fräsentechnologie für ihn überhaupt keine Frage mehr.

In Lisdorf wird das im Abbaufeld Erika gewonnene Material auch aufbereitet. Ausgeliefert werden Kiessand 0/4a mm sowie grobe Gesteinskörnungen: Kies bzw. Kiessplitt 4/8, 8/16 und 16/32 mm. Kies-Hector hat seine Produkte nach dem Regelwerk der der DIN EN 12620 und DIN 20000-103 zertifizieren lassen. Die Produkte werden im hochmodernen werkseigenen, ebenfalls zertifizierten Labor ständig überwacht. Kiessand und Kies aus Lisdorf wird in der Regel als Hauptzuschlag im Frischbeton verwendet.

Das Unternehmen wurde bereits 1874 von Peter Hector als Fuhr- und Tiefbaugeschäft in Dillingen gegründet. Seit August Hector in den 1920er- und 1930er-Jahren die Geschäftstätigkeit stark ausgebaut hat, ist Kies-Hector im Saarland ein führender Kies- und Sandgrubenbetrieb, der sich auch dem Schutz der Umwelt konkret verschrieben hat: Der Standort Lisdorf ist seit Jahren Brutplatz für die vom Aussterben bedrohten Uferschwalben. Frank Hector führt den Familienbetrieb in der vierten Generation – seit 2009 gemeinsam mit seinem Neffen, Max van der Heyde.

Die Zusammenarbeit zwischen Kies-Hector und der Rokla GmbH, der "Schmiede" der innovativen Rockwheel-Fräsentechnologie des britischen Konstrukteurs Ian Webster, war von Anfang absolut unkompliziert und offen. Mit dem Vertriebsspezialisten Robert Piasecki wurde die zum 36-t-Bagger mit Verachtert-Schnellwechselsystem CW45S passende Rock-wheel D30 ausgewählt. Sie ist die leistungsstärkste der vier direkt angetriebenen, Rockwheel Fräsen D10 (29 kW für Bagger zwischen 7 und 15 t Leistungsgewicht), D15 (44 kW, 12-18 t), D20 (70 kW, 16-26 t) und D30 (110 kW, 26-38 t).

"Unsere getriebelosen Modelle haben einen deutlichen Gewichtsvorteil und bringen damit die benötigte maximale Leistung auch an kleineren Baggern", betont Piasecki. Ein Meister im Leichtgewicht ist die Rockwheel C2 für kleine Bagger bzw. Microbagger mit Einsatzgewichten zwischen 1 und 3 t. Diese Fräse hat einen wartungsfreien Kettenantrieb (daher C = Chain) ohne Getriebe und Motor.

"Nur Rokla baut sowohl eine getriebelose D-Modellreihe mit Direktantrieb als auch Fräsen in der unteren bzw. oberen Leistungsklasse mit Getriebe (G = Gearbox)", unterstreicht Piasecki. Die G5 (22 kW) ist für Bagger mit Leistungsgewichten zwischen 3 und 8 t ideal. Mit einem zweiten Motor kann die Leistung auf 44 kW verdoppelt werden, ohne dass die Standsicherheit der Midibagger gefährdet wird. Von Haus aus doppelte Motorenkraft bringen die leistungsstärksten Rockwheel G45 und G55 mit. Diese massiv gebauten Modelle mit leichten, robusten Motoren sind auf hohe Leistung ausgelegt. Mit 140 bzw. 220 kW sind sie ideal für Bagger mit Einsatzgewichten zwischen 40 und 65 t.

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