Innovatives Bürogebäude

Zweischaliges Mauerwerk ersetzt Haustechnik

Gräfelfing (ABZ). – "Ist es möglich, ein ganzjährig behagliches Gebäude ohne Heizung und Klimaanlage auf wirtschaftliche Weise zu realisieren?" Diese aus Gründen des Klimaschutzes zukunftsweisende Frage beschäftigt viele Investoren und Planer. Eine mögliche Lösung liefert ein unlängst fertiggestelltes fünfgeschossiges Bürohaus in München-Gräfelfing, wie der Baustoffhersteller Leipfinger-Bader berichtet.
Leipfinger-Bader Baustoffe
Nachhaltiger Büroneubau: Eine wärmetechnisch optimierte Gebäudehülle und eine durchdachte Innenraumkonzeption ersetzen in München-Gräfelfing die herkömmliche Heiz- und Klimatechnik. Foto: Architekturbüro Schwarz

Hier spielte wegen der zu erzielenden hohen Wärmedämmung sowie -speicherung die konzipierte Gebäudehülle aus zweischaligem Unipor-Ziegelmauerwerk eine zentrale Rolle. So trägt der mineralisch gefüllte Unipor Coriso-Ziegel mit einer Gesamtdicke von 65 cm inklusive Putz und Mörtelfuge laut Herstellerangaben zu einer ganzjährig angenehmen Raumtemperatur von 22 bis 2 °C bei – ganz ohne Einsatz kostenintensiver Haustechnik.

Neue Zentrale sollte besonders effizient sein

"Der Bauherr, die Heinrich Nabholz KG, wünschte sich den Neubau einer effizienten Hauptzentrale für seine Münchener Filiale in einem bestehenden Industriegebiet", erläutert der Architekt Bernd-Simon Schwarz. "Als Inspiration diente ein Bürogebäude in Lustenau. Das Konzept basiert auf einer Bauweise ohne die Verwendung einer Heizung und Lüftung. Nach einer Besichtigung des Gebäudes in Österreich und neuen Erkenntnissen der Funktionsweise war sich der Bauherr sicher, bei dem Bau seiner Hauptfiliale dem gleichen Grundkonzept zu folgen. Aufgabe war es dann, das Konzept zu transferieren und an die klimatischen Bedingungen der Breitengrade von Gräfelfing anzupassen." Das 52 x 15,2 m große Gebäude besitzt insgesamt fünf oberirdische Geschosse. Das Vierte ist etwas zurückgestaffelt, um Platz für eine Dachterrasse mit besonderer Atmosphäre zu schaffen und das ansonsten kompakte Erscheinungsbild optisch aufzulockern. Dazu leistet auch der relativ mittig und gegenüber der Fassade zurückgesetzt angeordnete Erschließungskern mit Eingangsbereich, Treppenhaus, Aufzügen und Sanitäranlagen einen essentiellen Beitrag.

Der Verzicht auf die übliche Haustechnik erforderte vom Architekten bei der detaillierten Gebäudeplanung laut eigener Aussage zwangsläufig eine veränderte Herangehensweise: "Ein wichtiger Punkt ist die Speicherfähigkeit der trägen Masse. Wir haben eine sehr dicke Geschossdecke und Wände, bestehend aus Ziegelmauerwerk, konzipiert. Energie, die in Sommernächten durch die Nachtauskühlung strömt, wird träge von der Speichermasse geschluckt, gespeichert und zeitversetzt in den Innenraum abgegeben. Ein wesentliches Kennzeichen der Architektur sind die stets sichtbaren Grundmaterialien. Wände durften nur ohne vorherige Vorwandinstallation und einer somit geschaffenen Pufferzone verputzt werden. Ein aufkommender Konflikt zwischen Nutzerzufriedenheit, der technischen Notwendigkeit sowie dem Wohlbefinden."

Ausgeklügelter Innenausbau

Auch bei der Innenraumkonzeption mussten die Verantwortlichen umdenken. Zum Beispiel seien Regale grundsätzlich möglich, Einbauschränke jedoch nicht. "Beachtet werden muss, dass innerhalb der Luftzone vor dem Bauteil eine freie Luftzirkulation gewährleistet ist. Sofern 30 Prozent der Wandflächen mit Möbeln versehen werden, steht dem Gebäudekonzept nichts im Wege", erklärt Schwarz. Auch an den Trockenbauwänden, die der Raumtrennung dienen, können Möbelstücke positioniert werden. Lediglich die Außenwände sowie die tragenden inneren Wandscheiben, die ebenfalls gemauert sind, sollten frei bleiben.

Beim Lustenau-Gebäude beträgt die Stärke der Gebäudehülle noch 81,8 cm. Sie reduziert sich beim Münchener Projekt durch eine Außenschale aus 30 cm dicken Unipor WS08 Coriso-Ziegeln und einer ebenfalls 30 cm starken Innenschale aus Unipor WS10 Coriso-Ziegeln – zuzüglich trennender Mörtelfuge (1,5 cm), Kalkzementputz auf der Außen- und Kalkputz auf der Innenwand (2 beziehungsweise1,5 cm) – auf insgesamt 65 cm.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist neben dem erreichten geringen Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) von 0,143 W/(m²K) auch die aufgrund des ausgeklügelten Lochbildes erzielte hohe Druckfestigkeit des Coriso-Ziegels. Die lastabtragende WS10-Innenschale gewährleistet durch eine Druckfestigkeit von 5 MN/m² (Festigkeitsklasse 12) auch bei fünf Geschossen eine sichere Tragfähigkeit der Außenwand, verspricht Leipfinger-Bader.

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