Instrumente sind nicht alles

Feuchtemessungen korrekt ausführen

ACHIM (ABZ). - Die Verwendung von Instrumenten für die Materialfeuchtemessung ist heutzutage nicht mehr auf Bausachverständige und Gutachter beschränkt. Längst gehört die Feuchtemessung bei vielen Handwerksbetrieben zum Alltag. Nach Ansicht der Heylo GmbH aus Achim falle jedoch häufig auf, dass Anwender zwar ein hochwertiges Messinstrument besitzen, sich aber mit den Grundlagen der Messtechnik noch nicht richtig vertraut gemacht haben.

Bauwerke sind bereits während der Bauphase der Feuchtigkeit ausgesetzt. Auch mit der Fertigstellung ändert sich dies nicht. Bei nässebedingten Verzögerungen im Bauablauf oder wenn Schäden an der Bausubstanz drohen, wird daher moderne Messtechnik benutzt um Umfang und Grat der Durchfeuchtung festzustellen.

Für einen Laien, so der Messtechnik-Hersteller Heylo, sind fühlbare Nässe, braune Wasserränder oder Salzausblühungen leicht erkennbare Anzeichen einer Durchfeuchtung. Ohne Messtechnik oder zerstörende Bauteilöffnungen könne jedoch allenfalls die offensichtliche Nässe an der Bauteiloberfläche festgestellt werden. Durchfeuchtungsgrad und Ausbreitung der Feuchtigkeit im Gebäude seien nur von Fachfirmen mit Hilfe geeigneter Messmethoden feststellbar. Der Besitz eines guten Messgerätes führe allerdings nicht automatisch zum richtigen Ergebnis. Während die Bedienung der Messgeräte heute immer einfacher werde, verlange die Beurteilung des ermittelten Werts nach wie vor Kenntnisse der physikalischen oder chemischen Grundlagen des Messverfahrens sowie der Verfahrenstoleranzen. Sehr wichtig sei es, auch die bauliche Begebenheiten, Konstruktionsweisen und Stoffeigenschaften der Materialien und wichtige Informationen zur Nutzung zu erfassen. Erst wenn ausreichendes Wissen zur Gesamtsituation vorhanden sei, könne festgelegt werden, mit welchen Verfahren an welchen Punkten Messwerte zu nehmen seien. Die Anwendung eines ungeeigneten Messverfahrens führe andernfalls zu Fehlinterpretationen, unter Umständen sogar zu falschen Sanierungen oder Folgeschäden.

Man geht davon aus, dass durch Nichtüberschreitung des praktischen Feuchtegehaltes nach DIN 4108, Teil 4 keine Schäden am Bauteil entstehen können. Es handelt sich dabei um denjenigen Feuchtegehalt, der bei Untersuchung genügend ausgetrockneter Gebäude in 90 % aller Fälle nicht überschritten wird. In Tabellenform gibt die DIN die Prozentwerte vieler Baustoffe sowohl masse- als auch volumenbezogen wieder. Leider ist eine zerstörende und zeitraubende Materialentnahme zur Feststellung des Prozentwertes nötig. Dies, so die Experten von Heylo, sei meist nicht im Sinne der Auftraggeber und der Auftragnehmer. Messmethoden wie Dörrproben würden daher meist nur im Rahmen gerichtlicher Auseinandersetzungen durch Gutachter verwendet.

Elektrische Messverfahren würden hingegen den Vorteil bieten, dass das zu prüfende Bauteil nicht beschädigt wird und das Ergebnis sofort zur Verfügung steht. Neben der einfachen und schnellen Handhabung der elektrischen Verfahren seien aber auch Grenzen zu berücksichtigen. Bei den Messwerten handle es sich immer nur um relative Werte, d. h. Skalenwerte. Vom Hersteller hänge es dabei ab, ob die Skala bis 70, 100, 160 oder 1000 reicht. Auch die Bezeichnung der Werte variiert nach Aussage des Unternehmens von Digits über WME oder HFÄ. Daher besitze der Messwert keine Aussagekraft solange der Gerätetyp nicht bekannt ist.

Widerstandsmessverfahren erkennen Nässe an der erhöhten Leitfähigkeit des nassen Materials. Über zwei Messspitzen wird ein Prüfstrom ins Material geleitet. Bei steigendem Feuchtegehalt steigt der Messwert entsprechend an. Zu beachten sei, dass z. B. Bewehrungsmatten im Estrich, Alukaschierungen unter Tapeten, Versalzungen auch leitfähig sind und Nässe vortäuschen können. Widerstandsmessungen mit kurzen Nadeln an einer bereits abgetrockneten Oberfläche würden ebenfalls ein falsches Bild vom Durchfeuchtungsgrad vermitteln. Der Materialkern könne selbst bei trockner Oberfläche noch stark feucht bleiben. Insbesondere bei Porenbetonwänden seien daher Tiefenmessungen unumgänglich. Von Holzbalkendecken, die oft mangels ausreichend langer Messspitzen überhaupt nicht auf Feuchtigkeitseinschlüsse geprüft würden ganz abgesehen.

Kapazitive Messverfahren leiten den Feuchtigkeitsgehalt von der durch das Wasser veränderten Durchlässigkeit für elektrische Felder ab. Ein elektrisches Feld wird im Gerätekopf erzeugt. Dieser wird dann an das Material angehalten, so dass das Streufeld sich auf das Material ausdehnt. Kapazitive Messgeräte reagieren gleichfalls auf Streckmetalle, elektrische Leitungen und Salze. Unsicherheit gebe es hin und wieder über die Messtiefe beim kapazitiven Verfahren. Manch einer habe schon versucht, eine durchfeuchtete Estrich-Dämmschicht mittels kapazitiver Messungen durch die geflieste Oberfläche festzustellen. In der Regel seien Tiefen von 20 bis 50 mm zu erwarten, abhängig von Material und Schichtenaufbau. Bei üblichen Estrichstärken von 40 mm reiche der Messbereich damit oft nicht einmal bis zur Dämmschicht hinunter.

Für die meisten Einsatzzwecke, so das Fazit der Heylo-Experten, seien elektrische Verfahren völlig ausreichend. Aufwendigere Diagnostik sei der Auftraggeber meist nicht bereit zu bezahlen. Bei bekannter Herkunft der Feuchtigkeit, insbesondere im Rahmen der Wasserschadensanierung, spiele der absolute Feuchtewert kaum eine Rolle. Wichtiger sei, dass der Umfang der Durchfeuchtung richtig erkannt wird und der Umfang der Trocknungsmaßnahmen dem entspricht. Referenzmessungen an trocknen Bauteilen geben oft die Zielgröße vor. Trendmessungen mit elektrischen Verfahren verdeutlichen den Trocknungsverlauf und -erfolg.

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