"Internet of Transport"

Achshersteller BPW schürft nach Datengold

von:

Robert Bachmann

BPW Bergische Achsen Unternehmen
Marcus Sassenrath treibt als Leiter IT- und Digitalstrategie bei BPW die Digitalisierung der Unternehmensgruppe voran. Fotos: BPW

Siegburg . – Als Zulieferer für die Nutzfahrzeugindustrie blickt die BPW Gruppe auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2017 zurück. Im Bestreben um mehr Effizienz und Nachhaltigkeit möchte der Achshersteller in Zukunft eine zentrale Rolle bei der digitalen Transformation des Transportwesens spielen. Im neu gegründeten BPW Innovation Lab in Siegburg präsentierte das Unternehmen nun einen ersten Ergebnisse. Mit der Übernahme des Telematik-Anbieters Idem Telematics hatte der Konzern bereits vor einigen Jahren den Einstieg in die IT-Welt gewagt. Nach Vorbild gängiger Startup-Gründungen rief das Unternehmen Anfang des vergangenen Jahres seinen hauseigenen Think Tank, das BPW Innovation Lab, in Siegburg ins Leben. Rund 40 km von der Unternehmenszentrale in Wiehl entfernt und in relativer Unabhängigkeit vom Kerngeschäft der BPW Gruppe arbeitet dort ein kleines Team an unkonventionellen neuen Ansätzen, das Geschäft der BPW-Kunden ins Industrie 4.0-Zeitalter zu heben. Nur ein Jahr später steht nun bereits die erste Produktentwicklung kurz vor der Marktreife, eine bezahlbare Tracking-Lösung zur digitalen Warenverfolgung.Grund genug für den Achshersteller, sein Jahresabschlussgespräch mit der Fachpresse in den Räumlichkeiten des Siegburger Kreativkommandos stattfinden zu lassen. Dort gab es zunächst einen Überblick zur aktuellen Geschäftsentwicklung: "Die wirtschaftliche Lage ist so gut wie lange nicht mehr", erklärte Carlo Lazzarini, Mitglied der Geschäftsleitung Trailerequipment & Solutions. Die Nutzfahrzeugindustrie befinde sich in einer "hervorragenden Stimmung". So verzeichnete bspw. die Mautstatistik einen Zuwachs von 3,6 %, während die Lkw-Zulassungszahlen um 3,8 % gestiegen sind. Im Trailermarkt liegen die Zulassungen per Ende Oktober nach einem sehr dynamischen zweiten Quartal um 3,4 % über dem Vorjahr. Auf dieser Grundlage konnte BPW für 2017 einen Produktionsrekord von mehr als einer halben Million produzierter Achsen verzeichnen. Lazzarini: "Damit sind wir der führende europäische Achsenhersteller weltweit."

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BPW Bergische Achsen Unternehmen
Im vergangenen Jahr konnte sich BPW über diverse Auszeichnungen freuen. U. a. wurde das Unternehmen mit dem Europäischen Transportpreis für Nachhaltigkeit ausgezeichnet (v. l.): Andreas Schumann (Vorstand Bundesverband der Kurier-, Express- und Paketdienstleister e. V.), Markus Schell (Persönlich haftender Gesellschafter BPW) und Bert Brandenburg (Geschäftsführer Huss Verlag). Foto: HUSS-Verlag/Sandra Sommerkamp

Auch in anderen Bereichen, neben dem Kerngeschäft Trailerachsen, sei die BPW Group gut aufgestellt. So erziele die BPW Aftermarket Group, die sich auf 25 europäischen Märkten mit 170 Niederlassungen und 1200 Mitarbeitern um das Ersatzteilgeschäft rd. um Truck und Trailer kümmert, mittlerweile einen Umsatz von rd. 250 Mio. Euro. Insgesamt deuten aber einige Signale bereits auf ein Abflachen der Boomphase hin. "Die Erwartungen für 2018 sind sehr positiv", sagte Lazzarini und fügte hinzu: "Insgesamt kommt die Branche jedoch an einen Peak. Die Luft wird spürbar dünner."Markus Schell, persönlich haftender geschäftsführender Gesellschafter der BPW Gruppe, ergänzte den Geschäftsbericht um einige Meilensteine des Konzerns im vergangenen Jahr. Besonders freute sich Schell über einige Auszeichnungen und Zertifizierungen, die BPW im Jahr 2017 erlangen konnte. So wurde das Unternehmen u.a. als Top-Arbeitgeber ausgezeichnet. Ein starkes Indiz dafür, dass der kulturelle Wandel der BPW Gruppe in Richtung Digitalisierung und Nachhaltigkeit auch bei den Mitarbeitern ankomme, so Schell. Auch beim Thema Nachhaltigkeit habe das Unternehmen mit seinem Elektroantrieb für Transporter zwischen 5,5 und 26 t Nutzlast vorgelegt."Das Thema Elektromobilität wird aktuell eng mit Pkw assoziiert. Der Nutzen im Nutzfahrzeugbereich ist jedoch ungleich größer", betonte Schell. Bei BPW sei man daher sicher: "Die Nutzfahrzeugbranche wird der Treiber der Elektromobilität sein." Für ihr innovatives Konzept wurde die BPW kürzlich mit dem "Europäischen Transportpreis für Nachhaltigkeit" ausgezeichnet. Die schwere Version, die mit zwei "radnahen Antrieben" Nutzlasten bis 26 t bewegen kann, soll im Verlauf dieses Jahres vorgestellt werden. In diesem Zusammenhang freute sich Schell insbesondere über die jüngst erteilte Zertifizierung nach IATF 16949, eine Besonderheit in der Nutzfahrzeugindustrie, da die dahinterstehenden Standards dort von nur wenigen Wettbewerbern erfüllt würden.Auch abseits der Fahrzeugkonstruktion befinde sich die Transportbranche derzeit in einem umfassenden Wandel, erklärte Carlo Lazzarini. Daten seien dabei das Gold des 22. Jahrhunderts. Deren Wert sei jedoch nicht selbstverständlich, entscheidend sei die Fähigkeit, sie wertschöpfend zu nutzen. Um derartige Lösungen auszuloten, gründete BPW Anfang des Jahres 2017 das Innovation Lab in Siegburg. Abseits der etablierten Entwicklungsprozesse arbeitet hier ein kleines, gemischtes und vergleichsweise junges Team kreativer Ingenieure und IT-Experten an digitalen Lösungen, die das Transportwesen effizienter und transparenter machen sollen.

BPW Bergische Achsen Unternehmen
Mit dem Innovation Lab in Siegburg hat BPW eine externe Kreativschmiede nach Startup-Vorbild geschaffen, in der neue Ideen schnell und unabhängig entwickelt werden können.

"Die zentrale Herausforderung bei der Digitalisierung für ein Unternehmen ist, das Mindset (dt.: "Denkweise") anzupassen", erklärte Marcus Sassenrath, Leiter IT- und Digitalstrategie bei der BPW Gruppe. "Hier in Siegburg können wir schnell und unabhängig den Kulturwandel vorantreiben." Entscheidend dafür, die richtige Denkweise bzw. Perspektive einzunehmen, sei ebenfalls gewesen, dass man bei der Ideenfindung und -ausgestaltung von Anfang an mit Kunden zusammengearbeitet habe, ergänzte Alexander Lutze, Mitarbeiter im Innovation Lab."Internet of Transport" (IoT) heißt das digitale Projekt, an dem der Achshersteller in Siegburg arbeitet. Die Idee von BPW: die gesamte Transportkette – vom Besteller über den Verlader und den Transporteur bis hin zum Empfänger – komplett digital abbilden. Mit einem Frachttracker zur digitalen Warenverfolgung habe man den ersten Baustein auf den Weg zu diesem Ziel nun bereits bis kurz vor die Marktreife gebracht. Im Zentrum steht eine Sensoreinheit, der sogenannte "Tracker". Dieser lässt sich an Ladungsträgern wie Paletten, Tanks oder Fässern befestigen und sendet kontinuierlich Informationen über den Zustand und die Position der Ladung an Versender, Empfänger oder Transportunternehmen. Diese könnten daraus wertvolle Informationen ableiten. Es entstehe ein voll digitalisierter Transportprozess, beschreibt Lutz. Entscheidend für den Erfolg der Lösung sei, dass der Tracker verhältnismäßig günstig produziert werden könne (laut Hersteller etwa zwei Drittel günstiger als bestehende Lösungen) und bis zu zwei Jahre lang ohne Batteriewechsel vollständig autark arbeite.Derzeit befinde sich die Lösung intern bei BPW im intensiven Feldtest und habe bereits maßgeblich zur Effizienzsteigerung in der Logistik beigetragen. Darüber hinaus habe man bereits drei Kunden für das Produkt gewinnen können und sei mit weiteren potenziellen Abnehmern im Gespräch. In Siegburg kündigte BPW an, dass die Tracking-Lösung 2018 auf den Markt kommen soll.

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