Jahreskongress des Deutschen Abbruchverbandes

Motivation und Nachwuchs im Fokus

Deutscher Abbruchverband e.V. (DA) Verbände
In den Startlöchern für den anstehenden Jahreskongress des Deutschen Abbruchverbandes (v. l.): Geschäftsführer Andreas Pocha und Vorstandsvorsitzender Johann Ettengruber. FOTO: BACHMANN

Seit mehr als 60 Jahren vertritt der Deutsche Abbruchverband e. V. (DA) die wirtschaftlichen und unternehmerischen Interessen der Abbruchbranche. Im Vorfeld des kommenden Jahreskongresses in Salzburg sprach ABZ-Redakteur Robert Bachmann mit dem Vorsitzenden Johann Ettengruber und Geschäftsführer Andreas Pocha in Dachau über die Entwicklung des Verbandes und die aktuellen Herausforderungen der Branche.

ABZ: Herr Pocha, Herr Ettengruber, der Deutsche Abbruchverband hat sich seit seiner Gründung 1951 zum maßgeblichen Wirtschaftsund Unternehmerverband der Abbruchbranche entwickelt. In Hinblick auf die anstehende Mitgliederversammlung: Wo steht der Verband heute? Pocha: Was unsere Mitgliederentwicklung betrifft, verzeichnen wir seit Jahren ein konstantes Wachstum. Aktuell zählen wir rund 630 Mitgliedsunternehmen. Wichtig ist uns dabei, dass wir dieses Wachstum nicht um jeden Preis forcieren. Vor allem unsere ordentlichen Mitglieder – sprich: die Abbruchunternehmen, Recyclingfirmen und Schadstoffsanierungsfirmen – müssen bei uns recht strikte Aufnahmekriterien erfüllen. Daher haben wir immer wieder auch Firmen ablehnen müssen. Dennoch wächst der Deutsche Abbruchverband kontinuierlich. Darauf sind wir – nicht zu unrecht, wie ich denke – auch ein wenig stolz. Dem gegenüber stehen in jedem Jahr natürlich auch ein paar Abgänge. Zu einem großen Teil sind diese altersbedingt. Das betrifft häufig Firmen, die keine Nachfolgeregelung finden konnten, was ein großes Problem innerhalb der Branche ist. Laut statistischem Bundesamt gibt es dennoch rund 1500 Abbruchunternehmen in Deutschland. Im Hinblick darauf und auf unsere bisherige Entwicklung gehen wir davon aus, dass wir unser moderates Wachstum aus den letzten Jahren auch in Zukunft halten können.

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Kontrollierter Abbruch des ehemaligen ADAC-Verwaltungsgebäudes in München durch die Firma Ettengruber. FOTO: ETTENGRUBER

ABZ: Neben dem Deutschen Abbruchverband gibt es seit einiger Zeit auch andere Qualitäts-Auszeichnungen für Unternehmen. Ich denke etwa an das RAL Gütezeichen Abbrucharbeiten. Mit Blick auf ihre strengen Aufnahmekriterien: Ist die Mitgliedschaft im Verband auch ein Wettbewerbsvorteil? Ettengruber: Mittlerweile ist das wieder so. Am eigenen Beispiel erklärt: Wir sind als Firma Ettengruber seit 1977 im Verband. Damals gab es vielleicht 70 bis 80 Mitgliedsunternehmen deutschlandweit. Entscheidend für die Aufnahme im Verband war zu dieser Zeit eine kleine Gruppe von vier oder fünf Unternehmen in München. Ein recht elitärer Kreis aus altgedienten, honorigen Vertretern der Branche, die nach alter Schule über jeden Antrag persönlich und individuell befanden.Die Aufnahme im Verband kam damals einem Ritterschlag gleich – mit Signalwirkung auch und vor allem in Richtung der Auftraggeber. Wer Mitglied war, zählte etwas und hatte entsprechend auch Wettbewerbsvorteile. Im späteren Verlauf ist dieses System zugunsten der Mitgliedergewinnung etwas aufgeweicht. Auch der Deutsche Abbruchverband muss letztlich wirtschaftlich arbeiten und ist auf Mitgliedsbeiträge angewiesen. Nichts desto trotz haben wir schnell erkannt, dass eine Mitgliedschaft um jeden Preis keinen Wert hat. Vor rund acht Jahren haben wir deshalb eine Reihe von Kriterien erarbeitet, die wir seitdem als Anforderung an unsere Mitgliedsunternehmen stellen. Dazu gehört bspw. ein ausreichender Versicherungsschutz. Immer wieder stellen wir fest, dass Unternehmen, die eine Aufnahme im Verband beantragen, gar nicht wissen, dass sie nicht richtig versichert sind. Unsere Auftraggeber müssen jedoch sicher sein können, dass sie mit unseren Mitgliedern ausreichend abgesichert sind. Hinzu kommen diverse Nachweise über die Sachkunde der einzelnen Mitarbeiter im Betrieb etc. Auf Basis dieser strengen Aufnahmekriterien ist die Mitgliedschaft im Deutschen Abbruchverband wieder ein klares Prädikat, dass auch für die Auftraggeber Relevanz besitzt. Das alles in Verbindung mit unserer allgemeinen Verbandstätigkeit, bspw. unsere Fortbildungsangebote, hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass wir als Verband auch wieder stärker wahrgenommen werden. ABZ: Der Jahreskongress des Deutschen Abbruchverbandes ist jedes Jahr ein besonderes Highlight der Branche. Welches Thema/welche Themen stehen in diesem Jahr im Mittelpunkt? Pocha: Ein Schwerpunkt, den wir jedes Jahr haben, ist natürlich auch 2016 wieder unsere Mitgliederversammlung. Dieses Jahr steht hier eine Ergänzungswahl zum Vorstand an, damit dieser mit fünf Mitgliedern wieder vollständig ist. Inhaltlich liegt der Fokus zum Jahreskongress ganz klar auf unternehmerischen Themen. Im Gegensatz zur stark technikorientierten Fachtagung Abbruch, die wir in Berlin offen für alle Branchenvertreter anbieten, sprechen wir hier die Geschäftsführer und Entscheider unserer Mitgliedsunternehmen an.
In unserem Vortragsangebot widmen wir uns dabei Themen, die weniger auf die konkrete Praxis bezogen sind, sondern den Blick über den Tellerrand hinaus richten. Die diesjährigen Beiträge decken sowohl das betriebswirtschaftliche Spektrum ab als auch die Themen Motivation und Nachwuchs. ABZ: Die Nachwuchsgewinnung gehört aktuell zu den dominierenden Themen des Baugewerbes. Wie schwierig gestaltet sich diese für die Abbruchunternehmen und was tut der Verband konkret, um das Berufsfeld für junge Leute attraktiv zu machen? Ettengruber: Wenn man sich einmal die Struktur unserer Mitgliedsbetriebe ansieht, stellt man fest, dass die durchschnittliche Mitarbeiteranzahl dort bei etwa 20 liegt. Viele Unternehmen liegen entsprechend noch darunter und sind auf ihren Baustellen auf jeden Kollegen angewiesen. Nebenbei noch Mitarbeiteraquise zu betreiben bzw. selbst auf dieses spezielle Berufsbild des sogenannten „Abbruchfacharbeiters“ auszubilden, ist für viele Unternehmen gar nicht möglich. Hinzu kommt, dass es in Deutschland vergleichsweise nur wenige Abbruchunternehmen gibt. Gerade in Ballungszentren stehen wir in der Lehre darüber hinaus in einem unverhältnismäßig hartem Wettbewerb mit anderen Industriezweigen wie der Automobilindustrie. Folglich ist der Fachkräftemangel bzw. die Nachwuchsgewinnung auch für unsere Branche ein großes Thema. Als Verband besteht unser vorrangiges Interesse zunächst darin, dass Berufsbild des Abbruchfacharbeiters zu erhalten und weiter zu entwickeln. Seit einiger Zeit gehen wir dabei den Weg, gezielt auch Quereinsteiger anzusprechen. Ein Konzept, das nicht neu ist. In den Betrieben selbst werden seit Jahren sehr gute Erfahrungen mit Quereinsteigern bzw. Späteinsteigern gesammelt. Unsere besten Maschinisten kommen z. T. ursprünglich aus ganz anderen Berufszweigen. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Weiterbildungseinrichtungen bieten wir unseren Mitgliedsfirmen Kurse für solche Quereinsteiger an, in denen vor allem Grundkenntnisse für ein sicheres Arbeiten vermittelt werden. Auf diese Weise wollen wir auch kleinen Unternehmen ermöglichen, mit Quereinsteigern zu arbeiten, ohne das dies etwa an mangelnder Erfahrung im Umgang mit den Geräten und Maschinen scheitert. Pocha: Speziell für kleinere Unternehmen bieten wir als Verband auch eine finanzielle Förderung einzelner Lehrgänge an. Darüber hinaus unterstützen wir unsere Mitglieder auch bei der Suche nach geeigneten Quereinsteigern, indem wir bspw. Tipps geben, an welchen Schulen/Berufsschulen und mit welchen Mitteln entsprechende Kräfte zu finden sind. Umgekehrt suchen wir aber auch den Dialog mit Multiplikatoren wie den Arbeitsagenturen, um diese zu überzeugen, auf die für uns relevanten Berufsbilder in der Beratung von Jugendlichen noch stärker hinzuweisen.

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Bereits in der heißen Phase der Planung: Die kommenden Fachtagung Abbruch in Berlin, 2017 mit einem neuen Veranstaltungsort, dem Hotel Maritim in der Stauffenbergstraße (Foto aus dem Vorjahr). FOTO: DA

ABZ: Ein anderes Thema, dass die Entwicklung der Baubranche aktuell prägt, ist der Trend zur Digitalisierung. Inwiefern ist das Thema Digitalisierung auch für die Unternehmen der Abbruchbranche relevant?

Ettengruber: Die Digitalisierung ist für uns in der Tat ein großes Problem. Von der Diskussion um BIM, Vernetzung und automatisierte Baumaschinen zunächst einmal abgesehen, aber vor allem aus ganz praktischer Perspektive. Und zwar deshalb, weil nahezu alle jüngeren Mitarbeiter zwischen 16 und 25 Jahren sowie auch manch ältere Kollegen den Großteil des Tages nur noch mit ihrem Smartphone beschäftigt sind. Dieses Problem zieht sich allerdings quer durch alle Branchen. So weit, dass viele Unternehmen heute ein Handyverbot aussprechen müssen. Was ihre eigentliche Frage betrifft, können wir uns natürlich nicht den neuen Technologien verschließen. Ganz im Gegenteil, wir nutzen sie ja auch – sei es die Lasersteuerung am Bagger oder das digitale Flottenmanagement. Derartige Technologien sind vor allem für die Logistik in einem Unternehmen heute sehr wichtig. Das Wichtigste für die tägliche Arbeit und das Funktionieren eines Unternehmens ist jedoch nach wie vor das Verständnis des Mitarbeiters für die eigentliche Praxis. Neue Technologien, so effizient sie in der Theorie auch sein mögen, sind immer nur Hilfsmittel. Wer die Praxis nicht versteht, dem nützt auch das Hilfsmittel nichts.

Pocha: Sicherlich hat die Baubranche in der jüngsten Vergangenheit einen enormen technologischen Sprung gemacht. Vor allem im Neubau hat sich die Planung und Ausführung durch die Digitalisierung stark gewandelt. Ebenso sicher ist aber auch, dass die verschiedenen Bereiche des Bauwesens, und speziell auch die Abbruchbranche, nach wie vor nicht ohne die Frau oder den Mann hinter der Maschine auskommen. Und daran wird sich, wie ich denke, auch in Zukunft erst einmal nichts ändern.

ABZ: Ein immer wieder kehrendes Thema für die Abbruchindustrie ist die Arbeitssicherheit. Stets heiß diskutiert wird dabei vor allem die Schadstoffbelastung auf der Baustelle und an den Maschinen. 2018 sollen die gesetzlich festgelegten Grenzwerte erneut angehoben werden. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?

Ettengruber: Das Thema Arbeitssicherheit ist für uns sowohl aus Verbandssicht wie auch aus Unternehmerperspektive natürlich enorm wichtig. Auf der anderen Seite muss man hier aber auch ganz klar nach der Verhältnismäßigkeit fragen. Auf dem heutigen Stand der Maschinentechnik sind wir mittlerweile so weit, dass Maschinenführer im Bagger einen klimatisierten, ergonomisch optimierten, ggf. sogar durch Unterdruck geschützten Arbeitsplatz vorfindet. Auf der anderen Seite haben wir aber auch den Mitarbeiter, der mit dem Abbruchhammer neben dem Kompressor steht. In vielen Bereichen unserer täglichen Praxis kommen wir um Emissionen nicht herum. Wenn es darum geht, diese zu reduzieren, helfen Grenzwerte und Vorgaben jedoch nur bedingt. Entscheidend ist hingegen die Ausbildung des jeweiligen Mitarbeiters. Ein gut geschulter Facharbeiter, kann die Technik so bedienen, dass kaum Emissionen entstehen. Ein anderes Thema in diesem Zusammenhang ist die Entsorgung und Wiederverwertung von Baustoffen – Stichwort Mantelverordnung. Hier sehen wir uns in Zukunft vor einer gewaltigen Herausforderung, sollte der Entwurf, wie er Mitte des Jahres vorgelegt wurde, nicht ohne größere Nachbesserungen in Kraft treten. Wir begrüßen ganz klar eine deutschlandweit einheitliche Regelung im Sinne der Mantelverordnung. So, wie der Entwurf aktuell ist, trifft er jedoch unsere Auftraggeber empfindlich. Es entstehen zusätzliche Kosten, die von einem Beteiligten zum anderen weitergegeben werden.

Am Ende zahlt derjenige, der das Gelände bzw. neue Gebäude nutzt, dass durch den Abbruch entstanden ist. Was oft nicht gesehen wird: Zahlen muss nicht zuletzt auch die öffentliche Hand. Etwa wenn es um die Erneuerung von Straßen o. ä. geht. Wenn Entsorgungsmaßnahmen durch derartige Normen verteuert werden, gefährdet dies nicht nur unsere Auftragslage. Die Folgen werden in jedem Fall weitreichend sein – von der Förderung illegaler Entsorgung bis hin zu fehlenden Geldern für wichtige Maßnahmen in den Gemeinden. Hier muss aus meiner Sicht eine ganzheitlichere Perspektive angelegt werden.

ABZ: Im März des kommenden Jahres steht bereits die nächste Fachtagung Abbruch an. Können Sie bereits einen Ausblick darauf geben, was die Teilnehmer in Berlin erwarten wird?

Pocha: In erster Linie erwartet die Teilnehmer im kommenden Jahr ein neuer Veranstaltungsort. Aufgrund der stetig gestiegenen Teilnehmerzahlen haben wir uns entschieden, mit der Veranstaltung in das Hotel Maritim in der Stauffenbergstraße umzuziehen sowie das abendliche Gettogether in die Station Berlin zu verlegen. Inhaltlich wollen wir uns noch etwas bedeckt halten. Wir stecken aktuell in der heißen Phase der Planung und werden noch vor Ende des Jahres das Programm an die Teilnehmer verschicken. Wir werden in jedem Fall wieder einen breiten Themenmix bieten vom Umweltrecycling über die Themen Arbeitssicherheit und Recht bis hin zu den bewährten Baustellenberichten. Als Europas größte Fachtagung zum Thema Abbruch wird ein Teil der Vorträge auch wieder aus dem Ausland kommen.

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