Jungheinrich-Vorstandsvorsitzender Hans-Georg Frey

"Wir haben die Krise hervorragend gemeistert und sind fit für die Zukunft"

von:

Sönke PETERSEN

Jungheinrich Flurförderung Gabelstapler
Der Jungheinrich-Vorstandsvorsitzende Hans-Georg Frey. Fotos: Jungheinrich
Jungheinrich Flurförderung Gabelstapler
Seine ostdeutsche Fertigungsstätte Landsberg hat Jungheinrich als Zentrum für elektrische Niederhubwagen entsprechend seiner Philosophie "eine Produktlinie – eine Fabrik" positioniert. Fotos: Jungheinrich

Auch Jungheinrich, Hamburger Hersteller von Flurförderzeug-, Lager- und Materialflusstechnik, hat die Krise zu spüren bekommen. Aber mittlerweile sieht das Unternehmen wieder einen Lichtstreif am Horizont, auch wenn Auftragseingang beziehungsweise Konzern-umsatz im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2008 um rund 23 beziehungsweise 22 Prozent auf jeweils knapp 1,7 Milliarden Euro einbrachen. Über die aktuelle Situation sprach ABZ-Redakteur Sönke Petersen mit dem Vorstandsvorsitzenden Hans-Georg Frey.

ABZ: Wie hat Ihre Branche die wirtschaftliche Flaute erlebt?

Frey: Der Flurförderzeugmarkt hatte 2009 einen Einbruch bei den Stückzahlen von weltweit 37 Prozent zu verzeichnen. In unserem Kernmarkt Europa sank der Absatz um 46 Prozent. In Osteuropa mussten wir sogar ein Minus von bis zu 70 Prozent hinnehmen. Seit Ende 2009 geht es wieder ganz langsam aufwärts. Allerdings erwarten wir international eine Wende zum Besseren erst im Laufe des zweiten Halbjahres 2010. Gleichwohl hat Jungheinrich die Krise hervorragend gemeistert. Wir sehen uns gut positioniert und sind fit für die Herausforderungen der Zukunft.

ABZ: Wie laufen die Geschäfte in Europa?

Frey: Für das westliche Europa konstatieren wir derzeit eine Seitwärtsbewegung. Osteuropa wächst leicht, insbesondere Russland. Aber auch in Polen, der Tschechische Republik und in Ungarn verspüren wir wieder Aufwind. Jungheinrich ist in vielen europäischen Märkten seit Jahren, ja teilweise seit Jahrzehnten, mit einer eigenen, schlagkräftigen Vertriebsmannschaft vertreten. Aufgrund unseres Direktvertriebes und der sehr genauen Kenntnis der einzelnen Märkte sind wir für das künftige Wachstum – nicht nur in Europa – sehr gut aufgestellt.

ABZ: Und in Deutschland?

Frey: Hier sehen wir im Moment noch keine signifikante Erholung. Wir verzeichnen erste positive Signale, aber der Markt dürfte sich ebenfalls frühestens im zweiten Halbjahr spürbar beleben.

ABZ: Gibt es Märkte, die vergleichsweise gut funktionieren?

Frey: Ja, in Asien und Lateinamerika läuft es zurzeit sehr gut.

ABZ: Wie entwickeln sich die Geschäftsbereiche von Jungheinrich?

Frey: Bei den verbrennungs- und elektromotorischen Gegengewichtsstaplern ziehen die Verkäufe nach teilweise starken Einbrüchen wieder an. In der Lagertechnik laufen die Geschäfte noch etwas verhaltener.

ABZ: Sind weitere Produktionsverlagerungen wie bei den Elektro-Niederhubwagen von Norderstedt nach Landsberg bei Halle geplant? Oder erwägen Sie gar Schließungen?

Frey: Wir haben bereits vor sechs, sieben Jahren die Struktur unserer Werke den aktuellen Erfordernissen angepasst, Fertigungsstätten in Großbritannien, Frankreich und Spanien geschlossen, und teilweise nach Deutschland rückverlagert. Heute sind wir mit unseren vier deutschen Werken in Norderstedt, Lüneburg, Moosburg und Landsberg sowie mit dem chinesischen Werk Qingpu gut aufgestellt.

Die ostdeutsche Fertigungsstätte hat Jungheinrich als Zentrum für elektrische Niederhubwagen entsprechend seiner Philosophie "eine Produktlinie – eine Fabrik" positioniert. So haben wir gemäß unseren langfristigen Planungen – diese Verlagerung wurde lange vor der Weltwirtschaftskrise beschlossen – einen Teil der Produktion von Norderstedt nach Landsberg verlagert, um strategisch weitere Wachstumsperspektiven für beide Standorte zu haben. Auch unter Kostengesichtspunkten war dies eine richtige Entscheidung.

ABZ: Welche Bedeutung besitzt das Werk in China für das Unternehmen?

Frey: Dort bauen wir die Kapazitäten stark aus. Die Fabrik beliefert den asiatischen Markt nach unserer Strategie "in der Region – für die Region". Die in China gefertigten Geräte sind abgestellt auf die dortigen Bedürfnisse und etwas einfacher konzipiert, aber dennoch regionales Premium.

ABZ: Welche Position nimmt Jungheinrich in Asien ein?

Frey: Wir spielen dort noch eine Nebenrolle, aber wir streben eine deutliche Verbesserung an. In Europa sind wir nach wie vor die Nummer 2.

ABZ: Planen Sie weitere Zukäufe beziehungsweise Beteiligungen, wie zuletzt ISA in Graz?

Frey: Eines vornweg: Als strategische Grundausrichtung verfolgt Jungheinrich ein organisches Wachstum. Wachstum durch Zukäufe besitzt für uns keine Priorität.

ISA ist hierbei in einem anderen Licht zu sehen. Wir haben mit der Beteiligung unsere ohnehin beachtliche strategische Position bei den komplexen Logistiksystemen stark ausgebaut. Jungheinrich ist am Markt nicht nur als produzierender Dienstleister in Spitzenpositionen zu finden, sondern mittlerweile auch als Lösungsanbieter in der Intralogistik. Systeme und Prozesse nehmen heute massiv an Bedeutung zu und sind entscheidende Faktoren.

Mit einem Wort: ISA und Jungheinrich passen gut zusammen: Das österreichische Unternehmen wird jedoch seinen Sitz in Graz behalten.

ABZ: Was erhoffen Sie sich von der bauma? Welchen Stellenwert besitzt diese für Jungheinrich?

Frey: Die bauma ist die internationalste Maschinenmesse der Welt. Wir sehen sie als eine gute Gelegenheit, uns beispielsweise mit unseren verbrennungsmotorischen Gegengewichtsstaplern in der Baubranche zu positionieren und stärkere Präsenz zu zeigen. Denn in der Baubranche hat Jungheinrich noch gute Wachstumschancen. Wir wollen hier Gas geben und setzen daher auf unserem Stand schwerpunktmäßig auf Produkte, die genau auf diese Branche zugeschnitten sind.

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