Kein Mitleid
von:Rainer Oschütz
Mitleid sollte man keines haben mit Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit oder mit Brandenburgs Ministerpräsidenten Matthias Platzeck: Die werden zu Recht für ihre schludrige Aufsicht und ihr schlechtes Krisenmanagement beim Bau des Hauptstadtflughafens hart kritisiert. Ob ein Postentausch – Platzeck wird Chef des Aufsichtsrates und Wowereit sein Stellvertreter – an der Qualität ihrer Arbeit etwas ändert, ist mehr als fraglich. Chancen dazu gab es in der Vergangenheit zur Genüge. Beide SPD-Politiker machen nicht den Eindruck, als wenn sie nach der bereits zum vierten Mal geplatzten Eröffnung des Berliner Prestigeprojektes die Fäden noch in der Hand hielten. Sie versäumten es erneut, bereits bekannte Mängel abzustellen und die Öffentlichkeit über die Entwicklung zu informieren. Immerhin wurden bisher über vier Milliarden Euro von den Ländern Berlin und Brandenburg sowie vom Bund in den Märkischen Sand gesetzt.
Doch haben im Aufsichtsrat vermutlich noch andere geschlafen. Die bleiben seltsamerweise von der Kritik verschont. Rainer Bomba und Werner Gatzer, die als Staatssekretäre aus dem Bundesverkehrsministerium und dem Bundesfinanzministerium den Bund vertreten, scheinen sich abzuducken. Haben diese Staatsbeamten nicht ebenso die Pflicht, Kosten oder Zeitpläne ständig zu hinterfragen?
Wann auch immer dieser mit Pleiten, Pech und Pannen behaftete künftige Hauptstadtflughafen die Pforten öffnet, es bleibt ein bitterer Beigeschmack. Mit Berliner Humor heißt es: "Wir können alles, außer Flughafen". Schlimm für die Bauwirtschaft wird es jedoch, wenn der folgende Slogan eines Tages publik wird: "Wir können alles, außer Großprojekte".
Dann droht auch Gefahr für die wirtschaftliche Entwicklung hierzulande, wenn immer weniger Großprojekte angepackt werden als in anderen europäischen Ländern. Immerhin ist bereits bundesweit ein Stau von gut 70 Projekten entstanden – ein Volumen von knapp 48 Milliarden Euro, das brach liegt.
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