Kesselinneneinrüstung
Kathedrale aus Stahlrohren geschaffen
PETERSHAGEN (ABZ). - Eine herausfordernde Aufgabe hatte sich die Gerüstbauer der Fa. Hertel aus Lingen für das Frühjahr auf die Fahne geschrieben. Die Revisionsplaner des Kraftwerkes Heyden bei Petershagen hatten die Aufgabe gestellt, den Dampferzeuger (Kessel) innen komplett einzurüsten.
Die Aufgabenstellung sah ein flächenorientiertes Standgerüst vor, welches gut belastbar sein sollte und sich den baustellengemäßen Anforderungen gut anpassen ließ.
Das Ingenieurbüro für konstruktive Gerüstbau- Lösungen Heiner Hövelbrinks aus Rüthen entwarf nach diesen Ansprüchen eine Gerüstkonstruktion der Lastklasse 4 mit dem Modulsystem Allround von Layher, welche allen Anforderungen seitens des Kraftwerksbetreibers als auch der Gerüstnutzer gerecht wurde. Zusätzlich zu den vorgeschriebenen Leitergängen wurden nach der Gefährdungsbeurteilung in zwei Ecken des Standgerüstes zwei Treppentürme als Zugangs- und Rettungswege integriert. Dies wurde trotz umfangreichen Aufwandes als sehr positiv entgegengenommen. Um die umfangreichen Arbeiten auch platzmäßig bewältigen zu können, wurde in 3 Ebenen sowie in allen Randbereichen auf jeder Ebene das Gerüst vollflächig mit Stahlböden ausgelegt.
In der Mitte der Arbeitslagen wurde ein Feld ausgespart und mittels eines Gitterträgers die Möglichkeit zur Anbringung von elektronischen Hebezeugen zur Montage und Demontage sowie zum Horizontaltransport von Bauteilen geschaffen. Die Weiterleitung von horizontalen Kräften wurde durch Horizontalaussteifungsverbänden und Druckabstützungen gegen die Kesselwand gewährleistet.
Ebenfalls durch die Gefährdungsbeurteilung gefordert und für die Logistik sehr wichtig, wurden großzügige Montageöffnungen in die Stahlhaut der Kesselwände eingebracht. Das beschwerliche Befahren des Kessels durch Mannlöcher wurde dadurch vermieden, aber das mögliche Bergen eines Verletzten mittels einer Trage hierdurch ermöglicht.
Die Gründung dieser Konstruktion erfolgte auf vorhandenen Stahlbau des Kesselbodens mit lastverteilenden Gitterträgern und Gerüstbohlen. Als der Aufbau die Dimensionen des Gerüstes von ca. 17 m Breite, 24 m Tiefe und 70 m Höhe erkennen ließ, lautete die erste Reaktion: "Was für eine Kathedrale aus Stahl!"
Heiner Hövelbrinks: "Dies war bis jetzt eine der größten Gerüstkonstruktionen, die wir planen durften. Der gesamte Auf- und Abbau lief generalstabsmäßig nach Zeitplan und vor allem unfallfrei ab. Zu sehen, wie so eine Gerüstkonstruktion nach oben wächst, erfüllt einen schon mit Stolz. Die Abnahme, die wir gemeinsam durchgeführt haben endete ohne irgendeine Beanstandung. Schön war auch zu erleben, dass die beteiligten Nutzer mit dieser durchdachten Lösung rundherum zufrieden waren. Nächstes mal wieder so, hieß es. Rückwirkend möchte ich mich bei den Beteiligten, besonders aber bei den Gerüstbauern, welche sich durch Ihre Professionalität und Terminbewusstsein ausgezeichnet haben und meiner Büromannschaft für das gute Gelingen und die hervorragende Zusammenarbeit bei diesem nicht alltäglichen Gerüst bedanken."
Technische Daten:
– Maße: Länge ca. 17 m, Tiefe ca. 28 m, Höhe ca. 70 m ca. (28 560 m³).
– System: Layher Allround sowie systemfreie Gerüstbauteile.
– Gesamtlänge aller Gerüst- Rohrbauteile: 32 km.
– Fläche des Arbeitsbodens: ca. 3632 m² (4,5 Fußballfelder).
– Gesamtanzahl der verwendeten Kupplungen: 1830 St.
– Gesamtgewicht der Bauteile: 272 t (entspricht 109 indische Elefanten).
Hinweis: Bei der Gerüstnutzung ergaben sich bauartbedingt Massenänderungen.
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