„Kindertagesstätte mit System + Grips“

Drei Gewinnerprojekte im Studierenden-Wettbewerb

Koblenz (ABZ). - In Zusammenarbeit mit mehreren deutschen und österreichischen Hochschulen hat der Fachverband Vorgefertigte Raumsysteme den Wettbewerb für eine Kindertagesstätte aus mobilen Raumsystemen ausgeschrieben. Vor Kurzem wurden die Gewinner gekürt, feierliche Preisverleihung ist im September. Der nächste Wettbewerb ist für das Studienjahr 2020/2021 geplant. Die interdisziplinären Teams und Einzelteilnehmer stammten aus den Studiengängen Architektur, Bauingenieurwesen und Technische Gebäudeausrüstung. Der Entwurf wurde im Wintersemester 2018/19 bearbeitet und konnte auch im Rahmen einer Studien-, Bachelor-, Master- oder Diplomarbeit entstehen. Die entworfene Kita sollte aus kombinierten Containern oder Modulen bestehen, die sich ohne großen Aufwand von einem Grundstück zu einem anderen mit völlig anderem Zuschnitt würden versetzen lassen. Die bis zu zwei Geschosse hohen Ensembles sollten Platz für 60 Kinder in vier Gruppen und ihre Betreuer bieten, dazu Gemeinschafts-, Sanitär- und Küchenräume.

Das Gebäude war für eine Aufstellzeit von max. 5 Jahren zu konzipieren. Die Gründung war für Bodenklasse 4 auszulegen. Die Außenfassade sollte zeit- und nutzungsgemäß, aber auch als „Hingucker“ gestaltet sein, der Innenausbau mit schadstofffreien Produkten aus­geführt werden. Flexible Medienanschlüsse für sich verändernde Anforderungen waren zu berücksichtigen, ebenso der Rück- und Umbau. Bewertet wurden darüber hinaus die gestal­terische und die konstruktive Qualität, Transport- und Montagekonzept, die städtebauliche Einbindung, das TGA-/Energiekonzept sowie Innovationsgrad, Nachhaltigkeit und integraler Ansatz.

Bei der Jurysitzung in Koblenz wurden drei Gewinnerteams gekürt. 33 An­meldungen waren eingegangen, elf Teams reichten einen Entwurf samt Modell ein. In zum Teil bemerkenswerter Tiefe haben sich die Studentinnen und Studenten mit der Modulbau­weise auseinandergesetzt und schlüssige, moderne Lösungen gefunden. Sowohl die logis­tischen und konstruktiven Besonderheiten als auch das Potenzial der Module mit ihren rigiden Abmessungen wurden mit offensichtlicher Freude ausgelotet und mündeten zumeist in einem abwechslungsreichen Spiel mit Höfen und Reihungen.

1. Platz: Differenzierter Umgang mit Holz und Licht

Mit dem 1. Platz und einem Preisgeld von 3.000 Euro wurden die Architekturstudentinnen Josephine Pleuser und Pia von Henze von der RWTH Aachen ausgezeichnet. Sie schlugen eine Konfiguration von 34 Modulen in Holzbauweise vor, die vier oder fünf Gruppenräume zulässt und darüber hinaus einen Turnraum vorsieht. Auch im Innenraum setzten die Entwerferinnen auf Holz und entwickelten ein langes Regal als Rückgrat entlang des Flurs mit Lichthof. Perforierte Holzelemente filtern das Licht und dienen als Sichtschutz. Bewusst hat das Gebäude nur ein Geschoss: Es soll sich bescheiden in verschiedene Umgebungen einfügen können.

Die Jury zeichnete den Entwurf für sein komplett stimmiges Konzept aus und lobte die 3D-Darstellung innen und außen. Der Vorfertigungsgrad ist hoch, die Gründung sehr sauber ausgearbeitet. Die Entwerferinnen schlagen einen schönen Innenraum vor und bieten Lösungen für eine hinterlüftete Fassade an. Die Sanitärmodule sind pragmatisch gebündelt.

2. Platz: Gelungene Modularität in aufgelöster Konfiguration

Der 2. Platz ging an die Architekturstudentinnen Lea Yasemin Koch und Julia Maria Simon von der Bauhaus Universität Weimar und war mit einem Preisgeld von 2.000 Euro verbun­den. Ihr Kindergarten besteht aus elf Raummodulen plus einem Dachmodul, das sich unter­schiedlich drehen lässt. Hier besteht der 36,4 cm dicke Wandaufbau aus zwei massiven Holzscheiben mit Luftschicht dazwischen, was einerseits eine Wärmedämmung erübrigt und andererseits thermische Speichermasse bietet. Die Gruppenräume werden entlang eines Spielflurs organisiert. In Kombination mit vielen kleineren Räumen entsteht ein halboffenes Konzept, das den Austausch zwischen den einzelnen Gruppen fördert, aber auch die Betreuung in kleineren Einheiten ermöglicht.

Die Jury würdigte das vollständige Konzept und die sehr detaillierte 3D-Ausarbeitung der Module. Die kubische Grundform der Raumsysteme ist aufgelöst, dennoch ist eine modulare Aufstellung möglich. Dadurch überzeugen die Varianten auch städtebaulich und architekto­nisch. Die dargestellte Zweigeschossigkeit funktioniert. Der Vorschlag, Schraubfundamente
zu verwenden, erfüllt den Wunsch nach Ideen zu Rückbau, Wiederverwendbarkeit und einfacher Wiederherstellung der ursprünglichen Grundstückssituation.

3. Platz: das Lego-Dorf

Auf den 3. Platz, mit 1.000 Euro dotiert, wählte die Jury den Entwurf des Architekturstudenten Jan Philipp Wehner von der Hochschule Koblenz Sein Entwurf spielt mit der geforderten Zweigeschossig­keit und formuliert dies in Gruppenräumen aus, die nach außen als Legosteine in Erschei­nung treten. Vorgeschlagenes Material ist wie bei den beiden anderen Siegerprojekten Holz, diesmal als Rahmenkonstruktion mit Holzfaserdämmung. Die Fassade soll aus robuster Douglasie bestehen. Zum TGA- bzw. Energiekonzept gehören eine Luft-Wasser-Wärme­pumpe mit Pufferspeichern, eine Lüftungsanlage und eine Photovoltaikanlage.

Die Jury hebt besonders das schlüssige, differenzierte Konzept und die schönen Ansichten hervor.

Der Fachverband Vorgefertigte Raumsysteme möchte mit dem Wettbewerb einen Beitrag zur zeitgemäßen Ausstattung von Wohngebieten leisten, die zunehmend durch Flexibilisierung und Diversität von Lebenskonzepten geprägt sind. Zugleich stellen die Einwohner auch Anforderungen an den Schutz von Ressourcen. Mobile Raumsysteme erfüllen diese Wünsche, indem sie sich jeweils an den Ort transportieren lassen, wo sie gebraucht werden – heute in diesem Stadtteil, in ein paar Jahren vielleicht im nächsten.

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