Kommentar

Bürger vs. Bauen

von: Robert Bachmann

Kennen Sie den Begriff Nimby? Dabei handelt es sich um ein Akronym für den englischen Ausdruck "Not in my backyard", auf deutsch: Bitte nicht in meinem Hinterhof. Klingt witzig, stellt sich aber zunehmend als Problem für die gewaltigen Bauaufgaben heraus, vor denen Deutschland steht. Angefangen beim Wohnraum über die digitale Infrastruktur bis hin zur Umsetzung der Energiewende durch den Bau von Solar- und Windkraftanlagen steht das Land vor großen Herausforderungen, die eines gemein haben: Sie müssen in erster Linie baulich gelöst werden. Dafür werden seit Jahren immense Geldmengen durch die Bundesregierung bereitgestellt. Und doch geht es in all diesen Bereichen nur schleppend voran. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Der Per-sonalmangel in der Baubranche sowie bei den Planungs- und Genehmigungsstellen ist wohl der prominenteste und schwerwiegendste. Ein seltener betrachtetes Problem sind die Bürger selbst – also jene, die eigentlich maßgeblich davon profitieren sollen, wenn es ausreichend bezahlbaren Wohnraum, eine flächendeckende Mobilfunkabdeckung oder eine lokal gespeiste grüne Energieversorgung gibt. Am Problembewusstsein mangelt es da-bei den Wenigsten. Nur allzu oft stößt dieses jedoch da an seine Grenzen, wo der eigene Hinterhof beginnt. Erst kürzlich monierte etwa die SPD in Nordrhein-Westfalen, die Kommunen im Land würden den sozialen Wohnungsbau aus wahlkampfpolitischem Kalkül verschleppen. Sie würden, so der Vorwurf, vor Wählern einknicken, die mittels Bürgerprotest "problematische Bevölkerungsgruppen" aus ihrer unmittelbaren Umgebung fernhalten möchten. Besonders deutlich zeigt sich das Problem, wenn es um den Bau von Windkraftanlagen oder Funkmasten geht. Energiewende und 5G auf dem Dorf: Ja, bitte. Einen Funkmast oder ein Windrad vor der eigenen Haustür jedoch: Nein, danke! Zugegeben: Der Nimby-Begriff vereinfacht das Problem zu sehr. In vielen Fällen weisen Bürgerproteste auf berechtigte Probleme bei Bauprojekten hin. Häufig stellen sie den notwendigen Interessenausgleich zwischen Bauträger, Anwohnern und Umweltschutz her. Gut umgesetzt kann die Bürgerbeteiligung zudem ein äußerstkonstruktives Instrument der Stadt- beziehungsweise Landentwicklung sein. Schwierig wird es jedoch dann, wenn der Protest unter dem Deckmantel von Umwelt- oder Tierschutzinteressen den Egoismus einiger Weniger verschleiert und dabei die Lösung gesamtgesellschaftlicher Probleme ausbremst.

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