Kommentar

Einmaleins

von: Kai-Werner Fajga
Sicherlich als realitätsnah darf man es nennen, wenn nun auch Bundesbauministerium Klara Geywitz Realitäten anerkennt. "Wir werden in 2023 das Neubauziel von 400.000 Wohnungen nicht erreichen" gab sie jüngst zu Protokoll und führte aus: "Der reale Rückgang der Bauinvestitionen um 3 Prozent in diesem Jahr ist kein gutes Signal."


Dennoch brauche man eigentlich 500.000 bis 600.000 Neubau-Wohnungen, weil Flüchtlinge aus der Ukraine hinzugekommen seien, hieß es in Berlin, die Kapazitäten im Bau sollten ausgeweitet werden. Angesichts solcher Voraussetzungen oder Erwartungen hatten viele einen kräftigen Zuschlag beim neuen Neubau-Förderprogramm erwartet.

"Am Ende des Tages werde ich den Erfolg meiner Politik nicht an einer fixen Zahl messen, sondern daran, ob es bei den Sozialwohnungen eine Kurve nach oben gibt", sagte die Ministerin allerdings jüngst gegenüber Medien und legt somit die Messlatte für künftige Wohnungsbau-Planungen deutlich niedriger auf.

"Eine Kurve nach oben" könnte man auch als harten Aufprall in der Realität werten. Nachdem das neue Neubau-Förderprogramm des Bauministeriums nun vorgestellt wurde, brandete sogleich heftige Kritik auf. Die Fördersumme von 750 Millionen Euro löse die dramatischen Probleme nicht ansatzweise, monierte etwa Andreas Mattner, Präsident des Zentralen Immobilien Ausschuss.

In dieselbe Kerbe schlug auch Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des ZDB: Mit der Bindung an den EH40-Standard plus Zertifizierung würden potenzielle Bauherren doppelt belastet, so der Verband. Das Programm sei "eine bittere Enttäuschung" und nur "ein Tropfen auf den heißen Stein".

Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des HDB, kommentierte die Neuauflage der Förderpakete mit: "Jetzt ist es amtlich – die Bundesregierung hat jegliche Hoffnung auf eine Trendwende platzen lassen und somit die Talfahrt am Wohnungsmarkt weiter zementiert."

Als "Praxisfern" bezeichnete es Jürgen Leppig, Bundesvorsitzender des Energieberaterverbands GIH, neue Förderbedingungen erst rund einen Monat vor Programmstart vorzustellen. Auch weil Zuschüsse gestrichen wurden, würden wahrscheinlich weniger Neubauprojekte umgesetzt, da es sich schlicht nicht mehr lohne.

Genau diese Erkenntnis zählt zum kleinen Einmaleins jedes Auftraggebers von Neubauprojekten. Und sie ist der Grund für die Auftragseinbrüche im Wohnungsbau. Insofern muss man sich leider weiter mehr realitätsnähe bei politischen Entscheidungen in Berlin wünschen.

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Autor

Kai-Werner Fajga

Chefredakteur Allgemeine Bauzeitung

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