Kommentar
Fahrt aufgenommen
von:Robert Bachmann
Es scheint fast so, als hätte man bei der Deutschen Bahn aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Wie das Unternehmen vor Kurzem mitteilte, soll in diesem Jahr die Rekordsumme von 9,3 Mrd. Euro in das Schienennetz und die Ertüchtigung von Bahnhöfen fließen, also noch einmal 800 Mio. mehr als im vergangenen Jahr. Die Fahrgäste der Deutschen Bahn, allen voran die Berufspendler, dürften angesichts dieser Ankündigung nicht gerade in Jubelgesänge ausbrechen, müssen sie sich doch erneut auf zahlreiche Verzögerungen einstellen. Bis zu 800 Bahn-Baustellen werde es in Spitzenzeiten geben, sagte der für die Infrastruktur zuständige Bahn-Vorstand Ronald Pofalla. Öl ins Feuer für jene, bei denen das Echauffieren über Unpünktlichkeiten und Zugausfälle längst zur täglichen Small-Talk-Routine gehört. Ungeachtet der zu erwartenden Unannehmlichkeiten muss man jedoch anerkennen, dass die Bahn das Thema Infrastruktur endlich von seinem stiefmütterlichen Dasein befreit und wieder weit oben auf die Agenda gesetzt hat. Keine Spur mehr vom Sparkurs vergangener Tage, mit dem der Staatskonzern für den möglichen Börsengang schick gemacht werden sollte. Unterdessen pumpt das Unternehmen nicht nur viel Geld in den Ausbau und die Erneuerung des Netzes, sondern kümmert sich auch um eine effiziente Planung und Organisation des Ganzen – u. a. durch die Schaffung des Lagezentrums Bau oder indem es die Integration von Building Information Modeling (BIM) forciert. Klar, dem Pendler, der morgens zu spät zur Arbeit oder abends zu spät nach Hause kommt, wird all das herzlich egal sein. Das Meckern über die Bahn bleibt weiterhin Volkssport, wie ein flüchtiger Blick in die Kommentarspalten der einschlägigen Tageszeitungen im Internet verrät. Dennoch kann nur begrüßt werden, wenn die Deutsche Bahn sich anschickt, endlich wieder Fahrt aufzunehmen.
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