Kommentar

Flair erhalten

von:

Rainer Oschütz

Der Stadtumbau Ost steht oft als Synonym für Rückbau und Sanierung. In diesem Jahr stellt der Bund dafür 84 Millionen Euro zur Verfügung. Nun ist es müßig, eine der Varianten zu favorisieren. Denn nicht nur Ostdeutschland ist davon betroffen. Bundesweit sind über 10 580.000 Wohngebäude Nachkriegsbauten, die bis Ende der 60er Jahre errichtet wurden. Das ist fast ein Drittel des Gesamtbestandes.

Bei vielen dieser Gebäude lohnt sich eine wirtschaftliche Sanierung nicht mehr. Der Zahn der Zeit hat sein Übriges getan. Auf die Bauten wartet der Abbruchhammer. Die Folge sind Neubauten, die nach neuesten energieeffizienten Erkenntnissen errichtet werden müssen. Abbruch und Neubau gehören eng zusammen und sollten auch weiter gefördert werden.

Doch muss man beachten, dass der Erhalt von historischen Häusern oder Stadtkernen ebenso wichtig ist und durch gründliche Sanierung mit neuesten Baumaterialien viel Energie eingespart werden kann. Das Flair alter Städte und Ansiedlungen darf nicht außer Acht gelassen werden.

Problematisch für die nächste Phase des Stadtumbaus ist aber auch ein anderer Aspekt: Für die Kommunen wird es immer schwieriger, leer stehende Gebäude zu sanieren. Sie sind auf die Mitwirkung privater Eigentümer angewiesen, denen inzwischen rund 80 Prozent der Wohnungsbestände in ostdeutschen Innenstädten gehören. Eine Refinanzierung über Mieteinnahmen ist angesichts des schwachen Wohnungsmarktes unrealistisch. In vielen Kommunen fehlen die Mieter.

Da wird der Bund wohl nicht umhinkommen, auch weiterhin den Stadtumbau zu fördern. Sparpläne sind da fehl am Platze. Werden angesichts weiter sinkender Einwohnerzahlen überzählige Wohnungen nicht weiter abgerissen, weil dies zu teuer wird, drohen entvölkerte Stadtquartiere. In manchen Städten sind dafür bereits erste Ansätze zu erkennen. Vielleicht bringen diese Hinweise die Baupolitiker im Lande zum Grübeln. Höchste Zeit wäre es. Denn offenbar verstehen sie noch nicht, dass es erst richtig teuer wird, wenn der beschriebene Zustand tatsächlich einmal eintritt.

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