KOMMENTAR
Flucht ins ‚Betongold‘
von: Rainer OschützZwiespältige Signale für 2015 kommen aus der Bauwirtschaft: Nach wie vor schwelt die Eurokrise. Negativ auf die Konjunktur in Deutschland wirkt sich ebenfalls der Konflikt in der Ukraine aus. Verschärft sich die Lage, so könnte dies Unternehmen dazu verleiten, geplante Investitionen zu verschieben oder gar zu streichen – betroffen ist vor allem der Wirtschaftsbau, der sich 2014 positiv entwickelt hat.Sorgenkind bleibt – das ist nicht verwunderlich – der stagnierende öffentliche Bau. Grund dafür ist die Schuldenbremse von Finanz-minister Wolfgang Schäuble (CDU), die sich auch auf die Gesamtwirtschaft negativ auswirkt. Geplante öffentlich finanzierte Bauvorhaben sind zurückgegangen. Auch die Finanzierung für den Erhalt der Verkehrsinfrastruktur – da muss man kein Prophet sein – reicht hinten und vorne nicht aus. Auswirkungen der selbstgeschaffenen Hürden wie Mindestlohn, Rentenbeschlüsse oder Mietpreisbremse sind heute noch nicht abzusehen.Allein der Wohnungsbau 2015 verspricht erneut Wachstumsmotor für die Bauwirtschaft zu werden. Ein Grund dafür sind die Billigzinsen und die damit verbundene Flucht der Anleger ins "Betongold".So gilt die Anschaffung der eigenen Immobilie immer mehr als Sicherheit für die Zukunft gegen Inflation und Eurokrise. Nutznießer davon ist auch das Handwerk. Viele Menschen stecken angesichts von Mini-Zinsen auf der Bank lieber ihr Geld in die Renovierung ihrer Wohnungen.Doch sollten die Bauunternehmen für die Zukunft nicht bange sein. Allein die Städte und Kommunen schieben einen Investitionsstau von 120 Mrd. Euro vor sich her. Obwohl der Staat sparen will, wird er mittelfristig nicht umhinkommen, viele Milliarden Euro in den Erhalt von Straßen, Brücken, Schienen oder Wasserwegen zu stecken. Denn eine marode und nicht den Erfordernissen entsprechend leistungsfähige und zukunftsorientierte Verkehrsinfrastruktur kann und darf sich Deutschland nicht erlauben.
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