Kommentar
Gangbarer Weg
von:Rainer Oschütz
Der offene Konflikt zwischen Bürgern, Politik und Wirtschaft wie bei dem Großprojekt "Stuttgart 21" war für Norddeutschland mehr als eine Warnung. Hier geht es um das über 20 Jahre währende Tauziehen um den Bau der Y-Bahntrasse für Güterzüge. Jetzt hat das Dialogforum aus Experten, Kommunen und Bürgerinitiativen den Zuschlag bekommen. Der Bund will die Empfehlung dieser Interessengemeinschaft umsetzen und bestehende Bahnstrecken zwischen Hannover, Hamburg und Bremen (Alpha-Variante) ausbauen. Dazu gehört ebenfalls die jahrzehntelang weitgehend vergessene "Amerika-Linie" von Bremen nach Uelzen und weiter nach Ostdeutschland.
Einer von Bürgern gefürchteten Neubaustrecke wurde letztendlich eine Absage erteilt. Dass die Industrie und die Hafenwirtschaft das anders sehen, ist verständlich. Zweifel bleiben nicht nur bei den Verkehrsexperten bestehen, ob der jetzt von dem Forum favorisierte Trassenausbau ausreicht. Die in den kommenden Jahren erheblich wachsende Anzahl an Güterzügen aus Hamburg und Bremerhaven in Richtung Süden scheint den "Verlierern" Recht zu geben, dass mit der jetzt geplanten Alpha-Variante die künftigen Verkehrsprobleme nicht gelöst werden können. Kritisch sieht das auch die Bahn, die die Alpha-Variante aber für einen vorerst gangbaren Weg hält. Bereits jetzt wird eine Neubaustrecke entlang der Autobahn 7 von Hamburg Richtung Hannover in Erwägung gezogen.
Positiv anzumerken bleibt: Die Diskussion zwischen Wirtschaft, Politik und Bürgern war wichtig – die Betroffenen wurden mit einbezogen. Das sollte deutschlandweit bei der Planung von Großprojekten Schule machen. Jetzt muss die gefundene Lösung schnellstens umgesetzt werden, damit die Bauarbeiten beginnen können.
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