Kommentar

Gigantische Wellen

von:

Robert Bachmann

Erst wenige Tage ist das neue Jahr alt, da gibt es bereits neuen Zoff um das leidige Thema Gigaliner. Zum Jahreswechsel schaltete Verkehrsminister Dobrindt für drei von fünf Typen der umstrittenen Lang-Lkw die Ampel auf grün. Sie dürfen auf Teilen des deutschen Straßennetzes nun im Regelbetrieb fahren. Für die restlichen zwei wurde die Testphase zunächst verlängert. Jochen Felsbarth, Staatsekretär im Bundesumweltministerium kritisiert den Vorgang als "schwerwiegende Fehlentscheidung" mit "unzureichend untersuchten Auswirkungen", die der Minister im "Alleingang" und auf Basis "mangelnder Informationen" getroffen hätte. Die Allianz pro Schiene zweifelt gar an der Rechtmäßigkeit der Verordnung und prüft ihrerseits juristische Schritte.Vielerorts gilt Dobrindt längst als Lobbyist der Automobilindustrie und die Entwicklung als mahnender Beweis für die Macht der Spediteursbranche. Tatsache ist, dass die Entscheidung zur Regelzulassung im Widerspruch mit dem Regierungsvorhaben steht, mehr Verkehr auf das Schienennetz zu verlagern. Tatsache ist aber auch, dass sich die Deutsche Bahn zuletzt nicht als goldene Alternative zur Straße präsentiert hat. Wenig überzeugend ist ebenfalls das Argument, die Lang-Lkw würden dem bereits maroden Straßen- und Brückennetz in Deutschland übermäßig zusetzen. Selbst bei einem höheren zulässigen Transportgewicht verteilt sich die Last hier auf mehr Achsen als bei herkömmlichen Fahrzeugen. Fragwürdiger hingegen erscheint, ob die bestehenden Raststätten und Haltebuchten an deutschen Autobahnen den überlangen Lastkraftwagen gewachsen sind oder sich demnächst im infrastrukturellen Sanierungsstau der Bundesrepublik hinten anstellen. Ebenfalls fragwürdig erscheint der ökologische Vorteil der 25-m-Kolosse. Den Vergleich mit der Bahn verlieren sie in jedem Fall. Augenscheinlich ist hingegen der ökonomische Vorteil für die Transportunternehmen. So spart der Gigaliner nämlich nicht nur Kohlendioxid, sondern auch Personal. Eines ist klar: Das Ja zum Gigaliner wird auch über die erste Kritik hinaus gigantische Wellen schlagen – sozial, ökonomisch und ökologisch. Die "demokratische Wegfindung", wie es Regierungssprecher Georg Streiter ausdrückt, scheint hier noch lange nicht abgeschlossen.

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