Kommentar
Keine "saubere" Lösung
von:Robert Bachmann
Dicke Luft in Baden-Württemberg. Weil in der Landeshauptstadt Stuttgart immer wieder die Grenzwerte für Feinstaub überschritten werden, sollen dort ab 2018 Fahrzeuge, die nicht die Abgasnorm Euro 6 erfüllen, partiell vom Verkehr ausgeschlossen werden. Zunächst nur an Tagen mit besonders hoher Belastung und nur in Teilen der Stuttgarter Innenstadt. Ausgerechnet in der Heimatstadt traditionsreicher Automobilhersteller wie Daimler und Porsche will man dem vermeintlich dreckigen Diesel von Gestern damit den Kampf ansagen. Hintergrund dürfte dabei jedoch nicht nur ein gesteigertes Klimaschutzbedürfnis sein, sondern auch die hohen Strafen der EU, die dem Bundesland aufgrund der anhaltenden Grenzwertüberschreitungen drohen. Das Schreckgespenst der "blauen Plakette", welches in diesem Aktionismus einmal mehr aufblitzt, erweist sich bei näherer Betrachtung jedoch nicht als wirklich "saubere" Lösung. Zweifellos müssen dringend Wege gefunden werden, die der umwelt- und gesundheitsschädlichen Feinstaubbelastung in deutschen Innenstädten Einhalt gebieten. Hier sind jedoch nachhaltige Ansätze gefragt und keine politischen Schnellschüsse, die der Komplexität des Problems nicht gerecht werden. Beispiele wie die aktuelle ICCT-Studie, in der sich aktuelle Euro-6-Pkw im realen Straßenverkehr als deutlich schmutziger erwiesen hatten als Lastwagen und Busse, sollten eigentlich aufzeigen, dass mit einer pauschalen Ausweisung herkömmlicher Dieselfahrzeuge keine Ideallösung vorliegt. Seit der Abgasaffäre um VW scheint die Luft rund um die Dieselthematik jedoch unrettbar verpestet. Die eigentliche Wurzel des Problems, die teils starken Differenzen zwischen Testergebnissen und Realausstößen, bleiben jedoch unangetastet. Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge führen hingegen vor allem zu einem "Quasi-Arbeitsverbot" für zahlreiche Handwerks- und Bauunternehmer, wie der ZDB in seiner Kritik der Blauen Plakette bereits umfänglich anmahnte. Damit wäre weder in Stuttgart noch anderswo jemandem geholfen.
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