Kommentar
Offenbarungseid
von:Burkhard Büscher
Bei der Bahn brennt es zurzeit gleich an mehreren Stellen. Der Rücktritt von Vize-Bahnchef Volker Kefer kann nur als weiteres Zeichen dafür gewertet werden, dass in dem Konzern nicht alles im Lot ist. Beim Aufsichtsrat läuten zwischenzeitlich die Alarmglocken. Dabei sind das Projekt Stuttgart 21 und auch die Güterbahn DB Cargo nur die Spitze des Eisberges. Fast in allen Sparten des riesigen Unternehmens gibt es Reformbedarf. Bei Stuttgart 21 wurde erst kürzlich bekannt, dass mit Mehrkosten von über 600 Mio. Euro zu rechnen ist. Angeblich sind alle Zusatzposten nicht vorauszusehen gewesen. Die Güterbahn DB Cargo ist seit mehreren Jahren ein Sanierungsfall. Jetzt soll das Netz von 1500 Güterbahnhöfen um mehr als 200 verkleinert werden. Das könnte über 2100 Arbeitsplätze kosten. Der Regionalverkehr gehört mittlerweile auch zu den Sorgenkindern der Bahn. Zunehmend verliert der Konzern bei Ausschreibungen Strecken an Wettbewerber – mit steigender Tendenz. Zwar hat die Bahn im Fernverkehr Fahrgäste hinzugewonnen und die Auslastung von ICE und IC um 8 % gesteigert, doch hohe Investitionen in Züge und Kundenservice drücken den Betriebsgewinn. Die wachsende Zahl der Fernbusse macht der Bahn das Leben schwer. Außerdem lässt die Pünktlichkeit der Fernzüge immer mehr zu wünschen übrig. Da hilft auch keine Schönrechnerei. Die geplante Schließung der rd. 200 Güterbahnhöfe in Deutschland kann nur als Offenbarungseid der Bahn und der Bundesregierung gewertet werden. Was ist nur aus den vollmundigen Versprechungen der vergangenen Jahre geworden, mehr Güter auf die Schiene zu bringen? Stattdessen steigt die Zahl der Lastwagen auf den Autobahnen zum Ärger der anderen Verkehrsteilnehmer stetig. Die Bahn scheint in vielen Dingen nach dem alten Sprichwort zu agieren "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert".
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