Kommentar
Optimismus mit Abstrichen
von:Robert Bachmann
Ungewöhnlich politisch ging es zum Auftakt der Hannover Messe in dieser Woche in der niedersächsischen Landeshauptstadt zu. Statt einen auch von Datenskandalen nicht beirrbaren Fortschrittsglauben zu proklamieren und die Messebesucher einmal mehr im Zeitalter der vierten industriellen Revolution zu begrüßen, sahen sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und Enrique Peña Nieto, Präsident des diesjährigen Partnerlandes Mexiko, zunächst dazu genötigt, Friedensappelle in die Welt zu entsenden. Dabei soll es doch eigentlich um die digitale Entfesselung der Industrie, um Vernetzung und barrierefreie Prozesse, lernfähige Software und andere super-smarte Technologien gehen … Ok, all das gab es in Hannover dann natürlich auch. Was sich auf der weltgrößten Leistungsschau der Industrie jedoch im besonderen Maße bemerkbar machte, ist das Damoklesschwert der zunehmenden weltpolitischen Verwerfungen, das unangenehm überdieser schönen neuen Welt hängt. So auch bei den deutschen Maschinenbauern, die mit glänzenden Prognosen für das laufende Geschäftsjahr zwar ordentlich die Muskeln spielen ließen, im gleichen Atemzug jedoch ihre Sorgen hinsichtlich der steigenden populistischen und protektionistischen Tendenzen in ihren wichtigsten Absatzmärkten zum Ausdruck brachten. So richtig die Stimmung verhageln mag all das der deutschen Industrie derzeit nicht. Während die Wachstumsaussichten aktuell fast überall nach oben korrigiert werden, zeigte sich in Hannover auch, dass man sich keineswegs vor der internationalen Konkurrenz verstecken muss. Wie lange die Euphorie vor dem Hintergrund derrestriktiven Handelspolitik der USA, immer neuen Russland-Sanktionen, dem Brexit und Co. anhalten mag, bleibt jedoch schwer abzuschätzen. Technologisch sind wir also weit vorne. Selbst lernfähige Software gibt es mittlerweile. Jetzt muss nur noch der Mensch nachziehen.
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