Kommentar

Peinliches Lehrstück

von: Robert Bachmann

Das Jahr hat soeben erst begonnen, da hat das Land bereits seinen ersten handfesten Daten-Skandal. Ausgelöst dieses Mal nicht durch einen milliardenschweren Internetkonzern, sondern von einem verärgerten Schüler, der noch bei seinen Eltern lebt. Das ist keineswegs despektierlich gemeint. Es muss betont werden, um die Ungeheuerlichkeit des Vorgangs zu verdeutlichen. Denn auf der anderen Seite stehen nicht nur eine Reihe von Social-Media-Promis, sondern auch ein Politikapparat, dessen IT-Sicherheit offensichtlich nicht darauf ausgelegt ist, dem Angriff eines 20-Jährigen standzuhalten, dessen IT-Kompetenz lediglich auf einer überdurchschnittlichen Computer-Affinität beruht. So zumindest legen es die bisherigen Ermittlungsergebnisse nahe. Übermäßig verwundern mag der Vorfall dennoch nicht. Hinter jeder noch so ausgefeilten Technologie stehen am Ende eben doch nur ihre Nutzer – mit mal mehr und mal weniger Affinität zu dieser. Meist bestehen die Sicherheitslücken nicht im System selbst, sondern bei den Anwendern und ihrer Unbedarftheit im Umgang mit diesem. So kann mitunter eine simple Phishing-Mail oder ein unzureichend gesichertes Onlineprofil ausreichen, um den versammelten Politikbetrieb der Bundesrepublik peinlich vorzuführen. Insbesondere die Bauindustrie steht zunehmend unter Druck, aus der Digitalisierung ihrer Arbeitsweisen mehr Effizienz zu generieren. Forciert wird das nicht zuletzt durch die Politik, etwa indem sie künftig den Einsatz von BIM bei öffentlichen Bauprojekten verordnet. Der Ansatz ist nicht verkehrt, doch sollte sie dabei auch einen Vorbildcharakter einnehmen. Das gilt im vorliegenden Fall sowohl für die Bereitschaft zur Digitalisierung als auch das Demonstrieren von Sicherheit im Umgang mit ihr. Regierungsvertreter, die angesichts der eigenen Unbeholfenheit jetzt einfach zur Ultima Ratio in Sachen Datenschutz greifen und sich der digitalen Sphäre per Löschtaste einfach entziehen, geben da kein gutes Beispiel ab. Bleibt zu hoffen, dass das jüngste Datenleck nicht einfach nur zu mehr Skepsis gegenüber den Chancen der Digitalisierung führt, sondern als Lehrstück betrachtet wird – wenn auch als peinliches.

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