Kommentar

Scheitern am System

von:

Robert Bachmann

Und täglich grüßt das Murmeltier. Mit dem Citytunnel in Magdeburg hat nun auch die sachsen-anhaltinische Landeshauptstadt ihre ganz eigene Problembaustelle. Seit zwei Jahren wird dort auf 350 m Strecke daran gearbeitet, den Autoverkehr am Hauptbahnhof unterirdisch zu leiten, um mehr Platz für Straßenbahnen und Fußgänger zu schaffen. Und wie soll es auch anders sein: Nachdem in der ursprünglichen Planung noch lediglich 40 Mio. Euro für das Projekt veranschlagt waren, sind die Gesamtkosten über mehrere Etappen auf mittlerweile 139 Mio. Euro gestiegen – inkl. der entsprechenden bauzeitlichen Verzögerungen. Angesichts der endlosen Beispiele für derart aus dem Ruder gelaufene Bauvorhaben, kann man eigentlich nur noch resignierend mit dem Kopf schütteln. Dabei wäre eigentlich ein lauter Aufschrei angesagt, werden hier doch Steuergelder in astronomischen Höhen verschwendet. Als Hauptgrund für die jüngste Misere werden einmal mehr Planungsmängel angegeben – ganz aktuell geht es um falsch dimensionierte Bohrpfähle. So gesehen lesen sich die entsprechenden Meldungen beinahe wie eine Werbeanzeige für das digitale Planen und Bauen. "Mit BIM wäre das nicht passiert", hört man dann auch häufig genug auf den entsprechenden Informationsveranstaltungen der Industrie. Hinter vorgehaltener Hand erfährt man dort jedoch ebenfalls, dass auch das beste BIM-Tool einen BER bspw. nicht hätte retten können. Das Problem liegt wie so oft nicht beim Werkzeug selbst, sondern in der Herangehensweise und der Vielzahl derer, die sich in den Prozess einmischen. Es ist schließlich kein Zufall, dass derartige Zeit- und Kostenexplosionen überproportional häufig bei Projekten der öffentlichen Hand auszumachen sind. Die zahlreichen Entscheider, die sich dort in Aufsichtsräten zusammenfinden, sind oft keine ausgewiesenen Baufachleute, der dabei entstehende Interessenmix nicht selten kontraproduktiv. Die eigentlichen Planer sind in ihrer Risikoeinschätzung zu Beginn häufig sehr optimistisch und stehen später unter massiven Druck. Sicher sind das nur einige von vielen Aspekten, die den Brei schließlich verderben. Es wird aber deutlich, dass die Anzahl der Köche zu hoch ist und sich der Kochvorgang ändern muss. Nicht jedoch, indem man ausschließlich die Rezepterstellung digitalisiert, sondern, indem der Prozess an sich überdacht wird.

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