Kommentar

Schneller bauen

von: Kai-Werner Fajga
"So wie es ist, kann es nicht bleiben", sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) jüngst in Berlin, als er den Abschlussbericht der "Beschleunigungskommission Schiene" mit Vertretern des gesamten Schienensektors entgegennahm.

Die Bestandsaufnahme der Kommission hatte bilanziert, was Millionen Reisende und hunderte Eisenbahnverkehrsunternehmen täglich erleben: Das Schienennetz ist überlastet und in schlechtem Zustand. Verspätungen und Zugausfälle sind die Regel, Störungen in Güterverkehrskorridoren wirken sich mangels Ausweichstrecken auf das gesamte Netz aus, blockieren den Verkehr mitunter wochenlang. Nun soll die Bahn aber eine Schlüsselrolle spielen, um Klimaziele zu erreichen und ausbügeln helfen, was die Auto-fokussierte Verkehrspolitik der letzten 40 Jahre angerichtet hat. Es klaffe im "Verkehrsbereich eine große Lücke", es solle schneller gebaut und Kapazitäten erhöht werden.

Auch am Geld solle es diesmal nicht scheitern, darin seien sich Wissing mit Finanzminister Christian Lindner (FDP) einig. Zudem ist auch die Erkenntnis gereift, dass sich die Bahn heute nicht einer, sondern dutzenden Mammutaufgaben gleichzeitig stellen muss, denn erst "ab dem kommenden Jahrzehnt" sollen große Neu- und Ausbaumaßnahmen Abhilfe schaffen. Ab sofort sollen Planungen beschleunigt, Verwaltungsverfahren zu Fördertöpfen vereinfacht, Hochleistungskorridore saniert und schnell umsetzbare Maßnahmen realisiert werden. Was das für den Verkehrs- und Bahnalltag in den kommenden Jahren bedeutet?

"Bis dahin verschärft die deutlich unterfinanzierte Netzinfrastruktur die Situation noch weiter", hieß es im Bericht der Kommission dazu. Man könnte auch sagen: So wie es ist, wird es erst einmal bleiben. Nur für 2023 beispielsweise plant die Bahn aktuell mit zehn Großbaustellen im Netz. Betroffene Strecken müssen teilweise monatelang komplett gesperrt werden. Das tägliche Chaos bleibt so vorprogrammiert. Und es erscheint zudem fraglich, ob die Bahn(bau)industrie weniger vom akuten Fachkräftemangel betroffen sein wird als der Rest des Baugewerbes, und wie die anstehenden Großaufgaben denn überhaupt bewältigt werden können.

Die IG Bau hatte erst im Juni von einem drohenden "Burn out" in der Branche gesprochen, bundesweit seien 191.000 Stellen im ersten Quartal 2022 vakant gewesen. "Bauarbeiter werden händeringend gesucht", sagte IG-Bau-Bundesvorstand Carsten Burckhardt. Das gilt auch für den Bahninfrastrukturbau.

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Autor

Kai-Werner Fajga

Chefredakteur Allgemeine Bauzeitung

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