Kommentar

Stochern im Nebel

von: Kai-Werner Fajga
Die neusten Vorhaben des Verkehrsministeriums, um dem täglich drohenden Verkehrskollaps im Güterverkehr auf Deutschlands Autobahnen zu begegnen, hören sich respektabel an: Im Juni wurden gleich drei Projekte vorgestellt oder eröffnet. Anfang des Monats stellte Verkehrsminister Scheuer den ersten "digitalen Rangierbahnhof" in München vor, Bahnvorstand Pofalla eröffnete das vom Bund geförderte "Megahub"-Containerterminal in Lehrte bei Hannover und Ende des Monats ging die dritte Live-Teststrecke für Oberleitungs-Elektro-Lkw in Baden-Württemberg in Betrieb. Während die Lkw-Teststrecke sich eher dazu eignet, den CO2-Fußabdruck des Güterverkehrs auf der Straße zu verringern, darf von den beiden anderen Projekten mehr erwartet werden, um das für 2030 von der Bundesregierung gesetzte Ziel zu erreichen, den Anteil der Schiene am Güterverkehr auf 25 Prozent zu erhöhen. Aktuell entfallen auf den Güterverkehr per Schiene rund 19 Prozent. 30 Millionen Lastwagenfahrten sollen ersetzt und 10 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. "Die automatisierte Zugbildung ist ein wichtiger Baustein dabei", hieß es aus dem Verkehrsministerium anlässlich der Vorstellung des Projekts "Digitaler Rangierbahnhof" in München. Mit der automatisierten Zugabfertigung will die Bahn die Kapazität in Rangierbahnhöfen um bis zu 40 Prozent steigern. Gleichzeitig soll eine "Digitale Automatische Kupplung" für Güterwagen eingeführt werden, damit nach den USA (1893), Russland (1932) und China (1945) auch in ganz Zentraleuropa ab 2030 Güterwaggons vollautomatisch gekuppelt werden können. Auch wenn der digitale Rangierbahnhof zunächst richtungsweisend anmutet, kommt er möglicherweise zu spät. Denn einerseits hat der Einzelwagenverkehr der Bahn aktuell nur noch einen Anteil von 18 Prozent am gesamten Schienengüterverkehr, anderseits schloss die Deutsche Bahn zwischen 2001 und 2004 reihenweise Rangierbahnhöfe und beraubte sich so ihrer eigenen Verschubflächen. Im internationalen Güterverkehr haben sich längst Container im Warenaustausch durchgesetzt und insofern erscheint die Eröffnung des "Megahub"-Containerterminals in Lehrte zukunftsorientierter. "Mit jedem Zug, der in Lehrte startet, nehmen wir 52 Lastwagen von der Straße", sagte DB-Infrastrukturvorstand Roland Pofalla, das Umschlagterminal könne 250.000 Lastwagenfahrten jährlich einsparen. Bundesweit neuartig sei bei dem Terminal, dass Container, Wechselbehälter und Sattelauflieger auch zwischen Zügen umgeladen werden könnten, um "zeit- und kostenaufwendiges Rangieren zu sparen". Wenn Deutschland im Gütertransport die Verkehrswende schaffen und den Bahnanteil am Transportvolumen steigern wolle, seien schnelle Umschlaganlagen wie bei Hannover erforderlich, sagte der Bahnbeauftragte des Bundes, Staatssekretär Enak Ferlemann und ergänzte. "Diese Anlage ist ein Modell für das, was wir in Deutschland vorhaben." Sie diene als Vorbild für weitere Umschlagbahnhöfe in Deutschland. Vielleicht hätte das jemand dem Verkehrsminister sagen sollen, bevor er in München öffentlichkeitswirksam Güterwagen per Hand entkuppelte.

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