Kommentar
Volle Kontrolle
von:BURKHARD BÜSCHER
Volkswagen hat mit seinen Nutzfahrzeugen Großes vor. Da kommt das Ausscheiden des langjährigen Strategen Andreas Renschler als Daimler-Vorstand gerade recht. Er leitete von 2004 bis 2013 das Lkw-Geschäft beim Weltmarktführer Daimler und kennt sich wie kein Zweiter mit der Materie aus. Quasi als Willkommensgeschenk versuchen nun die Wolfsburger, die restlichen Teile ihrer schwedischen Tochter Scania von der Börse zu holen, um die volle Kontrolle zu erhalten. Das würde das Arbeiten für Renschler, der aus vertraglichen Gründen erst im Februar 2015 seine neue Stelle bei Volkswagen antreten kann, zumindest erleichtern. Er könnte die Zusammenarbeit der Schweden mit der VW-Lkw-Tochter MAN weiter vorantreiben. Denn gerade da scheint Einiges noch nicht rund zu laufen. Man denke an den Streit Ende 2013, als Scania gegen die Vergabe eines Milliarden-Auftrags des schwedischen Militärs an ein Gemeinschaftsunternehmen von MAN protestierte. Mit der Problematik verschiedener Marken in einem Konzern hatte Renschler auch bei Daimler zu tun. Denn auch dort gibt es rund um den Globus nicht nur Fahrzeuge mit dem Mercedes-Stern. Trotzdem ist es auch für einen Mann wie Renschler kein leichtes Spiel, die beiden Marken Scania und MAN enger zu verzahnen. Leif Östling, bis jetzt noch Koordinator von Volkswagens Nutzfahrzeug-Sparte, war in dieser Hinsicht wenig Glück beschieden, galt er auch als früherer Scania-Chef mehr als Zugeständnis des VW-Konzerns an die Schweden. Man darf gespannt sein, wie sich Renschler bei den Wolfsburgern bewährt und ob er es schafft, noch mehr Einsparungen zwischen den beiden Marken zu realisieren. Falls ihm dies gelingt, könnte er womöglich auch als Nachfolger von VW-Chef Martin Winterkorn gehandelt werden. Ein Aufstieg, der ihm bei Daimler und Dieter Zetschke an der Spitze offensichtlich nicht möglich war.
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