Kommentar

Wasserstoff – geht doch?

von: Kai-Werner Fajga
"Aus unserer Sicht konzentriert sich die Debatte zu oft auf das rein batterieelektrische Fahrzeug", erklärte jüngst Matthias Kratzsch, Chef der Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr. Wasserstoff müsse mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, sowohl als Energieträger als auch für die Ökostrom-Produktion. Brennstoffzellen, in denen Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser reagieren und die entstehende Energie den Elektromotor antreiben, sind im Straßenverkehr bislang nur in einigen schweren Nutzfahrzeugen wie Bussen im Einsatz, ein Tankstellennetz in Deutschland fehlt völlig. In der Baubranche würde das Antriebskonzept Sinn machen, denn Batterielösungen sind für Großmaschinen weniger geeignet und Stromkabel für die Versorgung von Baggern mit E-Antrieben können nicht überall frei verlegt werden. Bagger mit Wasserstoffantrieb gibt es bereits, allerdings scheuen Hersteller nicht ohne Grund die hohen Entwicklungskosten für solche Systeme. Die zu erwartenden Stückzahlen absetzbarer Wasserstoffantriebe lassen sich nicht mit jenen des Automobilbaus vergleichen.

Der Mercedes-Benz-Konzern beispielsweise hatte im November 2020 die Gründung des Joint Ventures Cellcentric zwischen der Daimler Truck AG und der Volvo Group verkündet. Es soll Brennstoffzellensysteme für Nutzfahrzeuge zur Serienreife entwickeln, produzieren und vermarkten. Gleichzeitig wurde der Einsatz in Pkw ausgeschlossen. Doch woher soll der Wasserstoff kommen und wie verteilt werden? Die Bundesregierung erklärte in ihrem Klimapaket "den beschleunigten Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft" zu einem vorrangigen Ziel und will 62 Projekte fördern. Darunter befinden sich zehn Projekte in Nordrhein-Westfalen, die nun mit 1,7 Milliarden Euro von Bund und Land gefördert werden sollen. In Lingen errichtet beispielsweise der Energiekonzern RWE eine 100-Megawatt-Elektrolyseanlage zur Umwandlung von Windstrom in Wasserstoff, eine Wasserstoff-Pipeline aus dem Emsland ins Ruhrgebiet ist bei den Projekten ebenfalls dabei.

Für das Projekt sollen bereits vorhandene Gasleitungen auf den Transport von Wasserstoff umgestellt werden. In Griechenland wagt die Regierung derweil größere Schritte. "Wasserstoff ist der Schlüssel zur Dekarbonisierung", wird Kostas Skrekas, der griechische Minister für Umwelt und Energie, zitiert. Das Besondere an dem "White Dragon" genannten Projekt ist nach verschiedenen Medienberichten seine Dimension. Die gesamte Wertschöpfungs- und Lieferkette soll abgebildet werden, von der Gewinnung des Solarstroms für die Wasserstoff-Erzeugung über den Transport und die Lagerung bis hin zur Nutzung beim Endverbraucher. Den Strom für die Elektrolyse des Wasserstoffs soll eine Photovoltaikanlage in den stillgelegten Braunkohle-Abbaugebieten liefern. 18.000 Arbeitsplätze sollen entstehen und mittelbar weitere 29 500, wo zuvor 10.000 Beschäftige für ein Fünftel der Wirtschaftsleistung im Raum Westmakedonien gesorgt hätten. Vor 20 Jahren galt Griechenland als Europas viertgrößter Braunkohle-Förderer, nun soll der für 2028 geplante Ausstieg aus der Braunkohle-Verstromung um drei Jahre vorverlegt werden – auf 2025. Die Bunderegierung plant derweil mit einem Kohleausstieg im Jahr 2035 – spätestens aber drei Jahre später. Und sie will die Gaspipeline "Nord Stream 2" nun doch schnell fertigstellen. Das Beispiel Griechenland zeigt leider allzu anschaulich, wie konsequente Klimapolitik betrieben und gleichzeitig neue Arbeitsplätze für aussterbende Berufsfelder geschaffen werden können.

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