Konzertsaal erklingt

Endspurt beim Bau der Elbphilharmonie

Elbphilharmonie Architektur
Techniker arbeiten in Hamburg im großen Saal der Elbphilharmonie, in dessen Mitte eine Orgel steht. Foto: dpa

Hamburg. – Die Spannung steigt: In gut einem halben Jahr wird die Hamburger Elbphilharmonie eröffnet. Nach der Übergabe des Großen Konzertsaales an die Stadt werden die ersten Töne in dem schlagzeilenträchtigen Gebäude erklingen.

Die ersten Elbphilharmonie-Konzerte im Januar 2017 sind bereits ausverkauft – dabei ist noch nicht ein Ton im Großen Saal erklungen. Das wird sich in den kommenden Wochen ändern: Pünktlich zum 30. Juni hat das Bauunternehmen Hochtief die Schlüssel für den Großen Konzertsaal an die Stadt Hamburg übergeben, die nun das Sagen in dem neuen Musentempel hat. Neben Restarbeiten stehen nun die Abnahme des Saals und der technische Probebetrieb im Vordergrund. Im Spätsommer wird das NDR Elbphilharmonie Orchester unter Leitung von Thomas Hengelbrock die erste Orchesterprobe geben – für Generalintendant Christoph Lieben-Seutter "einer der aufregendsten Termine" in der Schlussphase des spektakulären Bauprojekts.

"Wir sind endgültig auf der Zielgeraden", sagte Lieben-Seutter. Der Kartenverkauf sei fulminant gestartet, die Vorfreude auf die Eröffnung groß. Jahrelange Verzögerungen und eine Kostenexplosion hatten den Bau lange Zeit überschattet. Die Kosten für die "gläserne Welle" der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron waren von 77 auf 789 Mio. Euro gestiegen. Ursprünglich war die Eröffnung schon im Jahr 2010 geplant gewesen.

Einer der zehn besten Konzertsäle der Welt soll die Elbphilharmonie einmal werden – fast jedes Detail ist einzigartig und wurde so noch nie gebaut – angefangen von der Wandverkleidung – der so genannten Weißen Haut – bis zur gläsernen Fassade. Der Konzertsaal "schwebt" aus Schallschutzgründen auf 362 Stahlfederpaketen und ist vom restlichen Gebäude entkoppelt, damit keine Geräusche vom Hafen in den Saal dringen können.

Mit seinen 2150 Plätzen ist der Saal nach dem Weinberg-Prinzip gebaut, mit einer Bühne in der Mitte, die von terrassenförmigen Publikumsrängen umgeben ist. Er erinnert an die Berliner Philharmonie oder die Walt Disney Concert Hall in Los Angeles, nur viel steiler: "Wir haben uns eine Überlagerung von drei Modellen vorgestellt: das griechische Theater, die Stadion-Architektur und eine Art Zelt wie bei Wagner in Bayreuth", sagte Architekt Jacques Herzog im Februar bei der Präsentation der Weißen Haut.

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Am 31. Oktober soll das komplette Gebäude an die Stadt übergeben werden. Foto: Maxim Schulz

Für die Akustik ist der Japaner Yasuhisa Toyota verantwortlich, der zu den besten Akustikern der Welt zählt. Der Japaner hat auch die spektakuläre Weiße Haut erfunden – 10.000 individuell 3D-gefräste Gipsfaserplatten, die den Schall an jeder Stelle des Saals bestmöglich brechen sollen. Er wird in den nächsten Wochen nach Hamburg reisen und ausprobieren, ob sein Klangkonzept aufgeht. "Ich glaube, der Saal wird einer der besten der Welt werden." Eine Garantie könne er dafür aber nicht geben. "Bei einem solchen Projekt gibt es keine 100%-Garantie und keinen 100-%-Schutz", sagte Toyota in einer früheren Phase des Projekts.

Spannend wird es auch für das NDR Elbphilharmonie Orchester unter Leitung von Thomas Hengelbrock, das neben dem Philharmonischen Staatsorchester unter Leitung von Kent Nagano die größte Anzahl von Konzerten in der Elbphilharmonie geben wird. Im September soll es die erste Orchesterprobe geben, ein Termin wird noch nicht verraten. "Das NDR Elbphilharmonie Orchester wird sich den Saal nach und nach akustisch erobern", sagte Tom R. Schulz von der Hamburg Musik GmbH. Am 31. Oktober soll das komplette Gebäude – neben dem Konzertsaal gibt es noch ein Luxushotel mit 250 Zimmern und 45 Eigentumswohnungen – an die Stadt übergeben werden. "Dann sind wir Herr im Haus", sagte Lieben-Seutter. Am 4. November wird die Plaza, die öffentliche Aussichtsplattform in 37m Höhe, eröffnet – dann können die Hamburger schon einmal testen, ob sich die Rundum-Aussicht über den Hamburger Hafen auch ohne Konzertbesuch lohnt.

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