Korrosionsbeständig beschichtet

Kooperation für Europas größte Biogasanlage

Frisoythe (ABZ). – Die fortschreitende Technologieentwicklung in der Energiewirtschaft hat einen starken Fokus auf erneuerbare Energiequellen gelegt. In diesem Kontext gewinnen Biomethananlagen, die grünes Gas und CO2-neutralen Kraftstoff aus organischen Materialien produzieren, zunehmend an Bedeutung.
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Die 60-Megawatt-Anlage in Frisoythe setzt Maßstäbe in der Produktion von CO2-neutralem Biomethan. Foto: Schlichtmann Hallenbau

Die bisher größte Biogasanlage Europas, errichtet von der Firma Revis Bioenergy, ging kürzlich im niedersächsischen Frisoythe in Betrieb. Das Unternehmen ging dabei eine Kooperation mit der Schlichtmann Hallenbau GmbH aus dem münsterländischen Heek ein.

Die Zusammenarbeit der beiden Firmen hat eine lange Tradition. Revis hat gemeinsam mit Schlichtmann bereits mehrere Biomethananlagen gebaut. "Wir können auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen", sagt Stephan Schulze-Wext als Projektverantwortlicher von Schlichtmann Hallenbau.

Das hatte für das aktuelle Vorhaben zahlreiche Vorteile: Beide Seiten kennen die Bauprozesse genau und das fachliche Know-how von Schlichtmann hat Benjamin Otte, verantwortlicher Projektingenieur der Revis Bioenergy GmbH, überzeugt. Auch für das Großprojekt in Frisoythe wollte Otte die Firma aus Heek an seiner Seite wissen.

Die brandneue Biogasanlage von Revis ist mit einem Output von 60 MW, so die Angaben des Unternehmens, die größte ihrer Art in Europa. Der Standort in Friesoythe ist bewusst gewählt. Die Region ist landwirtschaftlich geprägt, das bedeutet, dass viele Rohstoffe zur Verarbeitung vorhanden sind. Jedes Jahr fallen Millionen Tonnen Mist und Gülle in den Tierställen im Nordwesten Deutschlands an.

Deshalb werden nach den Plänen der Revis 40 Gärbehälter im c-Port am Küstenkanal errichtet. Jährlich sollen dort eine Million Tonnen tierischer Hinterlassenschaften – 80 % Festmist etwa aus Geflügelställen, 20 % Gülle – vergoren werden.

Fünf Hallen erforderlich

Das entstehende Gas wird laut Schlichtmann gereinigt und als Biomethan in das örtliche Netz eingespeist. Der Prozess von der Annahme des Materials bis zum aufbereiteten Gas spielt sich in fünf Hallen ab, die von der Schlichtmann Hallenbau GmbH konstruiert und gebaut wurden. Schlichtmann baute unter anderem die gesamten Technikhallen, Prozesshallen sowie die Hallen zur Substratlagerung, in welchen der Mist vor der Vergärung gelagert werden muss.

Insbesondere die Hallen zur Annahme und Lagerung der Gärreste bringen in der Bauplanung einige Herausforderungen mit sich, weiß Otte: "Mist und Gülle haben eine enorm hohe Ammoniak- und Schwefelbelastung. Die Schadstoffe kommen direkt mit der Halle in Kontakt, sodass das Material ausreichend geschützt werden muss." So erfordere der Bau von Hallen für Biogasanlagen eine sorgfältige Planung. Um Sicherheit, Langlebigkeit und Umweltverträglichkeit zu gewährleisten, sei die Materialauswahl entscheidend. Projektingenieur Otte optierte für eine Stahlbetonweise mit Holzleimbindern. Schlichtmann verkleidete hier die Fassade. Jene Hallen, die mit Ammoniak und Schwefel direkt in Berührung kommen, sind zusätzlich korrosionsbeständig zu beschichten. "Die Beschichtung weist eine hohe chemische Beständigkeit auf und verhindert eine Reaktion mit den in dem Mist enthaltenen Schadstoffen", erklärt Schulze-Wext.

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Korrosionsschutz und Abdichtungen sichern die Hallen gegen die Belastungen durch Ammoniak und Schwefel. Foto: Schlichtmann Hallenbau

Um zu verhindern, dass die Schadstoffe in die Umwelt gelangen, werden die Hallen vollständig abgedichtet. Sowohl die Dach- als auch die Wandkonstruktionen sowie die Bodenoberflächen sind so gestaltet, dass sie keine Flüssigkeiten durchlassen können.

Aufgrund der Größe der Hallen legte Otte besonderes Augenmerk auf die Brandsicherheit. Die Konstruktion aus Stahl erhielt eine spezielle Brandschutzbeschichtung. Schlichtmann sorgte dabei nicht nur für die Beschaffung der Materialien, sondern auch für die Zusammenarbeit mit einem professionellen Brandschutzbeschichter. So ist das Material mit einer F30-Beschichtung versehen, die eine 30-minütige Feuerbeständigkeit gewährleistet.

Absenkung des Grundwassers

Die Planung des Bauprojekts begann Anfang 2020. Jedoch gestalteten sich die Genehmigungsverfahren aufgrund der Anlagengröße als schwierig. Dennoch gelang es, das Projekt innerhalb von nur zwei Jahren, von den ersten Planungen bis zur Fertigstellung, umzusetzen. Dies war dank kurzer Kommunikationswege und der guten Vernetzung möglich.

Eine der größten Herausforderungen bestand laut Schlichtman im Bau des Kellers für die Mistannahmehalle, die bis zu 3 m unter dem Bodenniveau liegt. Mittels großer Pumpen musste vor dem Bau das Grundwasser abgesenkt werden. Zudem wurden in der Annahmehalle spezielle Krankonstruktionen installiert, die mit maßgeschneiderten Schienenkonstruktionen in Decken und Wände integriert wurden. Diese Konstruktion ermöglichte nun einen autonomen 24/7-Betrieb der Kräne in der Halle.

Angesichts des wachsenden Interesses an Biogasanlagen und erneuerbaren Energien sind weitere gemeinsame Projekte bereits in Planung. Die Kooperation zwischen Revis Bioenergy und Schlichtmann Hallenbau demonstriert die Relevanz von hochspezialisiertem Hallenbau. Denn durch Erfahrung, Fachwissen und innovative Lösungen tragen Unternehmen maßgeblich zur Optimierung und Effizienzsteigerung von Biomethananlagen bei.

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