Kraftvoll in die Nische

Rohstoffförderung wird für festgelegte Zeiträume übernommen

Wiesloch (ABZ). – Mit einem deutlichen Plus an Leistung, Sicherheit und Komfort profitiert der Bell des Typs B30E Unternehmens-angaben zufolge von der Umstellung auf die Abgasnorm EU Stufe V. Nahezu unverändert in der gewichtsoptimierten Auslegung garantiere der 28-Tonner eine große Wirtschaftlichkeit und biete eine produktive Alternative im zunehmend schrumpfenden Segment der straßengängigen Gewinnungsdumper.
Bell Gewinnung
Mit nominell 28 t Nutzlast und 17,5 m³ Standardmulde bietet der Bell B30E nach Angaben des Hersters große Reserven in der Förderung von hochwertigen Tonmaterialien.

Der Tonabbau und die Grubenbewirtschaftung im Auftrag einiger der größten Dachziegel- und Mauersteinproduzenten Deutschlands bilden neben Schüttgut- und Bautransporten den Schwerpunkt der Sandritter Transport GmbH im nordbadischen Wiesloch. Zwei langjährig erfahrene Abbauteams mit jeweils fünf Mitarbeitern unterhält das Anfang der 60er Jahre gegründete Familienunternehmen mit insgesamt 25 Beschäftigten. Der Gerätepark umfasst neben Tieflöffelbaggern der 30-Tonnen-Klasse und 20-Tonnen-Dozern auch sechs knickgelenkte Muldenkipper. In kurzfristigen Einsätzen oder mehrwöchigen Kampagnen übernehmen die Sandritter-Mannschaften an verschiedenen Kunden-Standorten in ganz Süddeutschland die gesamte Rohstoffförderung, einschließlich Abdeckung, selektivem Abbau und qualifizierter Rekultivierung. Zu den Aufgaben zählt dabei auch der Materialtransport in die Werke und dort der fachgerechte Aufbau der meist mehrere zehntausend Tonnen umfassenden Produktionshalden.

Gleich mehrere langjährige Kunden-Standorte finden sich in unmittelbarer Nähe zum Firmensitz in der Rhein-Neckar-Odenwald-Region. Um diese Abbaustätten schnell, flexibel und vor allem ohne aufwändige Tieflader-Transporte zu erreichen, verfügen die Sandritter-Dumper seit Jahren über eine Straßenzulassung für Leerfahrten im öffentlichen Verkehr. Neben den Überführungen erleichtert die für ganz Baden-Württemberg geltende Dauergenehmigung auch die Betriebsorganisation vor Ort, etwa beim Queren öffentlicher Wege oder dem direkten Straßentransport des Materials von der Abbaukante ins Werk auf Basis ortsspezifischer Schwerlast-Sondergenehmigungen für die 6x6-Knickmulden.

Neben verkehrsüblichen Abmessungen, StVO-gerechter Kennzeichnung und Ausrüstung bildet die zulässige Achslast von maximal 11,5 t an der "leeren" Vorderachse eine entscheidende Voraussetzung für die Straßen-Dauergenehmigung von geländegängigen Gewinnungs- beziehungsweise Erdbau-Dumpern. Lagen bislang alle bei Sandritter eingesetzten 25-Tonner noch unter der kritischen Marge, zeigte sich bei der turnusgemäßen Teilerneuerung des 6x6-Fuhrparks im vergangenen Jahr, dass kaum noch ein Neufahrzeug im mittleren 6x6-Segment über 20 t Nutzlast die Anforderungen erfüllt. Um mehr als 2000 kg überschreiten die Triebköpfe der verfügbaren 25-/30-Tonner teilweise die zulassungsfähige Frontlast, was einerseits am Trend zur "Auflastung" der bislang üblichen Leistungsklassen liegt, andererseits aber auch schlicht daran, dass viele Hersteller ihr 6x6-Angebot stark ausdünnten.

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Bell Gewinnung
Zufriedene Partner (v. l.): Gebietsrepräsentant Andreas Wenner (Kiesel Mitte), Fahrer Manfred Göschl, Walter Michels (Kiesel-Produktmanager Muldenkipper) und Vorarbeiter Gerhard Chonz (Sandritter Transporte). Fotos: Bell Equipment

Nicht so Bell Equipment: Gleich drei aktuelle Modelle aus dem insgesamt acht Nutzlastklassen von 18 bis 55 t umfassenden Angebot des Knicklenker-Spezialisten liegen innerhalb der Achslast-Grenze. Mit knapp unter 11 t Leergewicht an der Vorderachse bietet sogar der 30-Tonner der Art B30E (gesamt leer: 20 310 kg) nominell 28 t Nutzlast und 17,5 m³ Standardmulde. Als eines der europaweit meistverkauften Bell-Modelle bewährt er sich seit Jahren im schweren Erdbau, bei Gewinnungseinsätzen im Lockergestein, im Tonabbau und in Steinbruchbetrieben.

Auch Sandritter entschied sich Ende des vergangenen Jahres für den Bell B30E in aktueller Ausführung nach Abgasstufe EU V. Im Zuge der Umstellung auf die aktuelle Norm, die im Herbst 2019 für alle im Bell-Werk Eisenach produzierten "europäischen" Fahrzeuge abgeschlossen war, wurde die Motorleistung des B30E deutlich aufgestockt und der Fahrkomfort nochmals gesteigert. Statt 246 kW leistet der Mercedes Benz/MTU-Motor jetzt 260 kW (+5,7 %) – das maximale Drehmoment des 7,7-Liter-Sechszylinders stieg auf 1450 Nm (zuvor: 1300 Nm; +11,5 %). Das Drehzahlband ist mit 1150 bis 1800 U/min unverändert breit.

Umgesetzt wird das Leistungsplus jetzt durch das neue Allison-xFE-Automatikgetriebe 3400 ORS. Dessen "Extra Fuel Economy"-Auslegung ermögliche gemeinsam mit dem höheren Drehmoment eine bessere Beschleunigung in niedrigen Gängen und gewährleiste unter Volllast eine deutlich längere Nutzung höherer Gangstufen bei niedrigen Drehzahlen, so Bell. Wie bei den größeren Bell-Dumpern übernehmen jetzt auch beim B30E Ölbadlamellenbremsen an Vorder- und Mittelachse gemeinsam mit der Motorbremse die elektronisch gesteuerte, mehrstufig vorwählbare automatische Retarderfunktion. Serienmäßig bei allen "europäischen" Bell B30E ist ab sofort die adaptive sensorgesteuerte "Comfort Ride"-Vorderachsaufhängung, die wechselnde Fahrzeuglasten und Kurvenneigungen aktiv ausgleicht.

Im November 2019 bestellte Sandritter den Bell B30E beim zuständigen Bell-Regionalpartner Kiesel Mitte, der das Wieslocher Unternehmen bereits seit Langem auch im Baggerbereich betreut. Ab Werk erhielt der 30-Tonner auf 750er-Breitbereifung eine 200-Millimeter-Muldenerhöhung, die bereits in der Eisenacher Muldenfertigung nach OEM-Standards berücksichtigt wurde. Gemeinsam mit der Heckklappe erhöht dies das Muldenvolumen um gut 2 m³ auf jetzt rund 19,5 m³. Ebenso verbaut ist die hintere Comfort-Ride-Federung: Das exklusive Bell-System aus zwei unterschiedlich harten Gummi-Sandwich-Elementen an der hinteren Achse arbeitet rein mechanisch und daher nahezu wartungsfrei. Vergleichbar zu deutlich aufwändigeren hydraulischen Lösungen am Markt verbessert die optionale Ausrüstung spürbar die Fahreigenschaften bei schnellen Leerfahrten.

Die StVO-konforme Nachrüstung mit Zusatzleuchten, Markierungen und Anbau-Spritzschutz für Überführungen übernahm Kiesel Mitte in Stockstadt auf Grundlage eines bereits bei mehreren Umbauten herangezogenen Hersteller-Mustergutachtens und in enger Abstimmung mit der Zulassungsbehörde. Nach erfolgreicher Zulassung und Erteilung der Straßen-Dauergenehmigung wurde der Bell B30E – als erster 30-Tonner im Fuhrpark – dann an Sandritter Transporte ausgeliefert und sofort in ein Abbauteam integriert. Je nach Standort, Aufgabenstellung und Geräteausrüstung fördert die Mannschaft bis 3000 t pro Tag im "stationären" Grubenbetrieb beziehungsweise 2000 t pro Tag, wenn das Material per Sondergenehmigung ohne Zwischenverladung direkt von den straßenzugelassenen 6x6-Dumpern über öffentliche Wege auf die Produktionshalden gefahren wird. Auf langen Umläufen kommen so pro Schicht knapp 200 km zusammen, was gemeinsam mit den Überführungen die eher 6x6-untypische Gesamtfahrleistung von knapp 5000 km nach wenig mehr als 600 Betriebsstunden erklärt.

Entsprechend schätzt Fahrer Manfred Göschl Fahreigenschaften und Komfort und stellt insbesondere dem "Comfort-Ride"-Komplettpaket gute Noten aus. Dies im Zusammenspiel mit der automatischen Retarderfunktion, die ein schnelles, vorausschauendes Fahren mit dem beladen rund 48 t schweren Bell B30E ermöglicht. Das entlastet Betriebsbremse und Gasfuß gleichermaßen, was sich merklich auf den Verbrauch gerade bei hohen Geschwindigkeiten auf befestigten Wegen auswirkt. Dabei überzeugt der je nach Materialbeschaffenheit deutlich in die Lastreserven kommende 28-Tonner mit guter Traktion und Beschleunigung auch im schweren Gelände und an Rampen. Trotz seines nominellen Nutzlastplus von 4 t unterbietet er mit dokumentierten Maximalverbräuchen von rund 20 l/h die parallel fahrenden 24-Tonner (maximal 22–24 l/h) konstant um 3 bis 5 l/h. Als langfristigen Durchschnittsverbrauch nach knapp 80.000 t Gesamttonnage weist die Maschine knapp unter 14 l/h aus.

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