Kritik an Plänen

Ehemalige Giftdeponie als Brückenstandort

Düsseldorf/Leverkusen (dpa). – Wo kommendes Jahr die Grundpfeiler für die neue Leverkusener Rheinbrücke an der A1 errichtet werden sollen, liegen derzeit noch Altlasten einer früheren Giftmülldeponie. Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) hält die Risiken, die das Bauvorhaben deshalb mit sich bringt, aber für beherrschbar. Man nutze eine Reihe technischer Maßnahmen, damit bei den Bauarbeiten keine schädlichen Stoffe nach außen treten könnten. Zudem werde es ständig Messungen geben, schrieb Groschek in seiner Antwort auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Klaus Voussem. Der Verkehrsausschuss des Landtags beschäftigte sich mit dem Thema. Die Arbeiten für die neue, dringend benötigte Brücke sollen im kommenden Jahr beginnen. Die fast 50 Jahre alte derzeitige Rheinbrücke ist derart marode, dass sie nicht mehr zu retten ist.

Naturschützer kritisieren die Neubaupläne und den Verkehrsminister. "Die Aussagen sind blauäugig", sagte BUND-NRW-Pressesprecher Dirk Jansen. Der Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Deponie berge kaum abschätzbare Gefahren. Die Halde ordentlich zu versiegeln habe viel Zeit und Geld gekostet. "Piekst man sie jetzt wieder an, dann birgt das Gefahren genauso wie der spätere Abtransport des Materials", sagt Jansen. Es schlummere ein riesiger Chemiecocktail dort im Boden. Daher sei es falsch, einen Persilschein auszugeben und von kontrollierbaren Risiken zu sprechen. Nach Angaben der Landesbehörde Straßen. NRW gilt allerdings ein großer Teil des auszuhebenden Bodens – insgesamt 88.000 m³ – als unbelastet. Auch hätten 150 Probebohrungen bisher keine Überraschung zu Tage gefördert. "Wir wissen, was uns erwartet", sagte Behördensprecher Bernd Löchter. Zudem könne der Landesbetrieb auf Erfahrungswerte aus anderen Projekten zurückgreifen.

Die Industrie- und Handelskammern im Rheinland (IIR) forderten einen zügigen Baubeginn für die Brücke. Schutz- und Abwehrmaßnahmen dürften nicht zu Verzögerungen führen. "Der Ausfall dieser europaweit wichtigen Rheinquerung führt zu enormen betriebs- und volkswirtschaftlichen Schäden", sagte Gregor Berghausen für die Handelskammern. Das betroffene Areal hat eine bewegte Geschichte: U. a. hatte der Chemiekonzern Bayer bereits vor dem Zweiten Weltkrieg und bis in die 60er-Jahre hinein das Gelände als Werksdeponie genutzt und dort Bauschutt (70 %), aber auch teils hochgiftige Abfälle (15 %) entsorgt. So finden sich dort etwa krebserregende Schwermetalle wie Blei.

Später entstand auf der stillgelegten Deponie eine Siedlung. Bewohner erkrankten an Krebs, einige starben. Einen direkten Zusammenhang zwischen der belasteten Deponie und den Krebsfällen konnte aber laut Bayer-AG nie festgestellt werden. Trotzdem wurden die Menschen umgesiedelt, die Häuser abgerissen und die Deponie schließlich aufwendig versiegelt. Schließlich entstand auf dem Areal eine Parklandschaft. 2004 fand die Landesgartenschau dort statt.

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