Kunst am Gleis

Mit hellgrauer Klinkerarchitektur gestaltet

Röben Fassaden
Ausgehend von der ungewöhnlichen Lage und der Historie des Areals entstand ein hell verklinkerter, fast 150 m langer Baukörper, der sich nach Norden durch eine symmetrische Lamellenfassade mit gezielt gesetzten Fenstern zur Stadt öffnet. Foto: Cornelia Suhan

Lausanne/Schweiz (ABZ). – Für ihre Philharmonie im polnischen Stettin hatten Barozzi Veiga aus Barcelona 2015 den Mies van der Rohe Award erhalten, den renommiertesten europäischen Architekturpreis. Nicht minder beeindruckend präsentiert sich jetzt das neue Kunstmuseum im schweizerischen Lausanne. Die hellgraue Klinkerarchitektur wird insbesondere durch die kraftvoll gestaltete Lamellenfassade bestimmt, die den Bau zur Stadt hin öffnet. Eigentlich hätte das vor wenigen Wochen eröffnete "Musée Cantonal desBeaux-Arts de Lausanne" ja direkt am Ufer des Genfer Sees errichtet werden sollen. Die Kulisse hätte sicher auch ihren Reiz gehabt, keine Frage. Stattdessen aber hatte sich die Stadt 2011 dazu entschieden, ein schon länger brach liegendes altes Lokdepot in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof als Standort für ihre neue Museumsmeile zu nutzen. Ein Grundstück also, das rückseitig direkt an die Bahntrasse angrenzt, und das statt von der Aussicht aufs Wasser v. a. vom industriellen Charme längst vergangener Tage lebt.

Mit der Masterplanung für das neue Kunstquartier "Plateforme 10" sowie mit der Planung des ersten der drei dort vorgesehenen Museumsbauten war auf Basis eines europaweit ausgeschriebenen Wettbewerbs das Büro Barozzi Veiga aus Barcelona beauftragt worden. Rd. acht Jahre später ist ihr Haus für Bildende Kunst jetzt eröffnet worden. Und dabei zeigt sich, dass die Planer die Qualitäten des nicht ganz einfachen Standortes souverän zu nutzen wussten. Ausgehend von der ungewöhnlichen Lage und der Historie des Areals entstand ein hell verklinkerter, fast 150 m langer Baukörper, der sich nach Norden durch eine symmetrische Lamellenfassade mit gezielt gesetzten Fenstern zur Stadt öffnet. In Richtung der Bahntrasse präsentiert sich der Bau demgegenüber beinahe geschlossen, um das Gebäude so vor dem Lärm des Schienenverkehrs abzuschirmen. Unterbrochen wird die langgestreckte monolithische Front lediglich durch die Überreste der noch aus dem 19. Jahrhundert stammenden Bahnhofshalle mit ihrem großen Bogenfenster, die mittig aus der Fassade hervorstößt.

In einem aufwändigen Brick-Design-Verfahren mit einer großen Zahl unterschiedlicher Probebrände waren zuvor Farbe und Oberfläche des Klinkers immer weiter verfeinert worden, bis schließlich ein spezieller, heller Grauton auf der Basis des Röben Aarhus weißgrau entstanden war, der den Vorstellungen der Architekten entsprach.

Die Ausbildung im Läuferverband mit hellgrauen Fugen aus glatt gestrichenem Mörtel hat dabei ein homogenes Fassadenbild entstehen lassen, das den monolithischen Charakter des Gebäudes noch betont. Prägend ist v. a. die ungewöhnlich detaillierte Nordansicht in Richtung des neu geschaffenen öffentlichen Platzes, die durchgehend von 22 m hohen lamellenartigen Pilastern bestimmt wird. Die jeweils rd. 1,5 m vorstehenden und im Abstand von ebenfalls 1,5 m ausgebildeten Lamellen untergliedern die langgestreckte Klinkerfassade und verhindern, dass direktes Sonnenlicht ins Gebäude eindringen kann. Bei Dunkelheit zerstreuen die Pilaster andererseits das von innen kommende Licht und erzeugen so eine angenehme, beinahe magische Lichtstimmung auf dem neu geschaffenen Platz vor dem Museum.

In der Fassade kamen neben 5800 m² konventionell vermauerten Röben Keramik-Klinkern Ziegelfertigteile für die38 Pilaster zum Einsatz. Die jeweils nur 24 cm dicken Pilaster wurden mit insgesamt 5700 m² passenden Röben-Klinkerriemchen gefertigt und in einer Breite von 1,5 bis 4,5 m und einer Höhe von 2 bis 6,7 m ausgebildet. Mit viel Feingefühl wurden sie durch das Baugerüst gefädelt und bis auf den Boden abgelassen. Die besondere Herausforderung für den Röben PlanungsService, der die gesamte Klinkerhülle und alle Ziegelfertigelemente geplant und gefertigt hat, bestand darin, dass das Museum in einer als erdbebengefährdeten Region steht und dies in der Planung zu beachten war. Zusätzlich wurden 145 Fertigteilstürze und Fensterbänke sowie 237 Attikaabdeckungen auf die Baustelle geliefert.

Das kontrastreich inszenierte Zusammenspiel von Alt und Neu schafft nicht nur einen gelungenen Bezug zur vormaligen industriellen Nutzung, es prägt auch den Charakter der gebäudehoch ausgebildeten Eingangshalle, wo der große Fensterbogen zugleich die Deckenform bestimmt. Direkt anschließend an das Foyer wurden eine Bibliothek, ein Buchladen, ein Auditorium sowie ein Projektraum für Workshops und kurzfristige experimentelle Ausstellungen integriert, in den beiden oberen Stockwerken des Museums schließen sich die Räumlichkeiten für die Dauer- und Wechselausstellungen an.

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