Liebherr-Ettlingen GmbH

Aufarbeitung spart bis zu 80 Prozent Energie und Material

von:

Robert Bachmann

Liebherr Unternehmen
Vor Ort in der Produktion konnten sich die Besucher über das aufwendige Reman-Programm von Liebherr informieren und sich hautnah von der hochwertigen Arbeit überzeugen.

Ettlingen. – Bei der Liebherr-Ettlingen GmbH in der Nähe von Karlsruhe werden gebrauchte Antriebskomponenten nach industriellen Standards wieder-aufbereitet und generalüberholt. Ein Geschäftsbereich, der für den XXL-Baumaschinenhersteller zunehmend an Bedeutung gewinnt. Grund genug, um in eine neue Produktions- und Lagerhalle zu investieren, die das Unternehmen nun zusammen mit Kunden eingeweiht hat. Rd. 200 Kunden am Freitag sowie noch einmal 900 Mitarbeiter sowie deren Familien am Samstag waren der Einladung der Liebherr Ettlingen GmbH an den baden-württembergischen Produktionsstandort gefolgt. Neben der Verzahntechnik sitzt in Ettlingen jener Geschäftsbereich des Liebherr-Konzerns, der sich mit der Aufarbeitung von Baumaschinenkomponenten beschäftigt. Rd. 160 Mitarbeiter setzen in Ettlingen verschiedene Antriebskomponenten, vom Dieselmotor über die Hydraulik und Hydraulikzylinder bis hin zum Getriebe, instand. "Im Vergleich zur Serienfertigung spart das Remanufacturing (Wiederaufbereitung) etwa 70 % Energie und Material", erklärte Christoph Ochs, Marketingverantwortlicher der Liebherr-Ettlingen GmbH, vor Ort gegenüber der ABZ. Das Remanufacturing gibt es in Ettlingen schon seit 2004. Insbesondere während der Weltwirtschaftskrise und des dadurch ausgelösten Investitionsstaus haben viele Hersteller das Potenzial der Aufarbeitung von Maschinenkomponenten für ein längeres bzw. zweites Maschinenleben erkannt. Warum dieser Geschäftsbereich für Liebherr zunehmend an Bedeutung gewinnt, erklärte Geschäftsführer Kurt Schöllenberger gegenüber der ABZ: "Wie in der Autoindustrie auch, sind die Maschinen heute viel länger im Einsatz. Liebherr-Produkte haben z. T. extrem lange Lebensdauern. Unsere Maschinen sind etwa 25 bis 40 Jahre im Feld. Während ihres Maschinenlebens brauchen diese bis zu zwei Mal neue Komponenten."Aus wirtschaftlichen Gründen würden bei älteren Maschinen keine Neukomponenten mehr gekauft. Die Kunden würden dann die Reparaturen selbst oder von freien Werkstätten durchführen lassen. Schöllenberger: "Hier ist ein ganz klarer Bedarf am Markt gegeben, den wir als Originalhersteller gerne selbst bedienen wollen. Der Vorteil für den Kunden: Er hat vom Kauf einer Maschine an über ihr komplettes Maschinenleben hinweg einen Ansprechpartner, der in allen Belangen über die bestmögliche Produktkompetenz verfügt. Die Komponenten heutzutage - die neueren Dieselmotoren nach aktueller Abgasnorm sind ein Paradebeispiel hierfür – sind so komplex, dass in der Aufbereitung eine enorme Fachkenntnis erforderlich ist. All das bieten wir hier in Ettlingen."Um die hohen industriellen Standards in der Aufarbeitung zu halten und gleichzeitig mehr Kapazitäten für die Ausweitung des Geschäfts zu generieren, investierte Liebherr im vergangenen Jahr in eine neue Werks- und Lagerhalle am Standort. Etwa 5,5 Mio. Euro flossen in den 2500 m² großen Neubau, der im Rahmen eines Kunden- und Familientages nun feierlich eingeweiht wurde. Während der Veranstaltung hatten die Gäste Gelegenheit, sich an den verschiedenen Stationen ein Bild von der Arbeit am Standort Ettlingen zu machen. Aufgearbeitet wird in drei Stufen: Reparatur, Generalüberholung und Tauschkomponente. Die Wiederaufbereitung hin zur Tauschkomponente ist dabei die aufwendigste Form des Remanufacturings. Die entsprechenden Komponenten werden bis ins Detail in einen Quasi-Neuzustand versetzt. "Qualitativ entsprechen die Tauschkomponenten und die generalüberholten Komponenten einem neu gefertigten Produkt und werden mit entsprechender Garantie wieder an den Kunden herausgegeben", so Christoph Ochs. Auf die reparierten Komponenten werden 50 % der Neuteilgarantie gewährt.

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Geschäftsführer Kurt Schöllenberger: "Mit unserem Reman-Programm stehen wir dem Kunden vom Kauf der Maschine an über ihr gesamtes Maschinenleben hinweg als kompetenter Partner zur Seite." Fotos: Liebherr-Ettlingen

Eine extrem aufwendige Arbeit. Jede Komponente wird vor der eigentlichen Aufarbeitung komplett in ihre Einzelteile zerlegt und intensiv befundet. Fast alle Arbeitsschritte werden in Ettlingen von Hand vorgenommen, wobei ausschließlich Facharbeiter für diese Arbeit in Frage kommen. Damit diese in Zukunft nicht ausbleiben, bildet das Unternehmen vor Ort in einer eigenen Ausbildungswerkstatt aus. Mit der Geschäftseinheit Verzahntechnik teilt sich die Liebherr Ettlingen GmbH aktuell zwölf Auszubildende. Ein Großteil der Arbeit erfolgt von Hand. Maschinelle Unterstützung gibt es in Form von High-Tech-Werkzeugen, Spezialgeräten und zahlreicher hochmoderner Prüfstände. "Auf diese Weise arbeiten wir hier in Ettlingen pro Jahr etwa 5000 Komponenten auf", so Schöllenberger. "Tendenz steigend. Größter Stückzahlenträger ist dabei der Bereich Hydraulikkomponenten (3000), gefolgt vom Getriebe (1000) und dem Dieselmotor (1000), der unser umsatzstärkstes Segment darstellt."In einem Abteil der Halle befindet sich ein großes 5-Achsen-Bearbeitunggsystem mit integriertem Palettenhandlingssystem, in dem automatisiert gefertigt wird. Hier hat die Liebherr Ettlingen GmbH die Möglichkeit, Einzelteile bis hin zum Kurbelgehäuse in geringen Stückzahlen aufzuarbeiten bzw. nachzuproduzieren. Neben dem Reman-Programm stellt die Liebherr-Ettlingen GmbH auch Neukomponenten in geringen jährlichen Stückzahlen her.Schöllenberger: "Die Austauschkomponenten arbeiten wir auf Vorrat auf. Mit unserem Lagerbestand können wir so eine 24-Stunden-Verfügbarkeit für Ersatzbedarfe gewährleisten, die nicht mehr in Serie produziert werden. Es besteht ein enormes Marktpotenzial in der Aufarbeitung von kundeneigenen Komponenten, also der Bereich, um den sich die Anwender bzw. Eigentümer der Maschinen früher selbst gekümmert haben. Unser Ziel ist, dass uns unsere Kunden bei Bedarf ihre verschlissenen Komponenten zusenden und wir diese innerhalb von durchschnittlich fünf Tagen im Neuzustand bzw. repariert wieder zurückschicken. Unser Vorteil dabei ist unser hohes Know-how in Bezug auf die eigenen Produkte sowie die hervorragende technische Ausstattung, welche die meisten freien oder betriebsinternen Werkstätten nicht darstellen können."Der Bedarf für die Aufarbeitung von Maschinenkomponenten sei nicht nur in Deutschland sehr hoch, sondern wachse weltweit. "Bis 2013 haben wir Austauschkomponenten für den gesamten Weltmarkt hier in Ettlingen aufgearbeitet", erklärt Schöllenberger. "Durch unser internationales Wachstum gibt es mittlerweile aber auch vergleichbare Produktionsstätten in Kanada, Russland und Brasilien, die unter unserer Federführung entstanden sind und geleitet werden."Auch die Aufarbeitung ganzer Maschinen sei für Liebherr ein Thema. Im vergangenen Halbjahr seien bereits die ersten drei Komplettmaschinen aufgearbeitet worden. Schöllenberger: "Sollte der Markt den entsprechenden Bedarf hergeben, dann werden wir uns darauf einstellen."

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