Liebherr-Werk in Ehingen

Die Wiege der Mobil- und Raupenkrane

von: Christoph Scholz
Ehingen (ABZ). – Der heute für viele kolossal anmutende Produktionsstandort Ehingen des Baumaschinen-Herstellers Liebherr entstand nicht über Nacht – seit 1969 werden hier Krane unterschiedlicher Bauart gefertigt, heute Mobil- und Raupenkrane in allen Größen. Die ABZ war vor Ort und zeichnet die Entwicklungsgeschichte des Marktführers nach.
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Ein Luftbild zeigt das gewaltige Ausmaß der Liebherr-Werk Ehingen. Foto: Liebherr

Über 998.000 Quadratmeter erstreckt sich der Komplex der Liebherr-Werk Ehingen GmbH, davon rund 270.000 Quadratmeter überbaute Fläche. Auf dem Außengelände tummeln sich Krane aller Typen und Größen, von relativ kleinen Maschinen für den alltäglichen Baubetrieb bis hin zu turmhohen Giganten mit bis zu 3000 Tonnen Tragkraft. Mobilkrane, Kompaktkrane, Teleskop-Aufbaukrane, Gittermast-Mobilkrane, Teleskop-Raupenkrane, sowie Krane mit Sonderausstattung für Militär und Feuerwehr zählen zum Sortiment des Standortes in Oberschwaben.

"Zur Zeit sind wir dabei, das 24. Gebäude einzurichten. Wir haben hier alles, was es braucht, um Krane zu fertigen: Stahlbau, Vorfertigung, Vormontagen, Montagen, Lackierhallen, Versand", erläutert Wolfgang Beringer, Marketing & Communication beim Liebherr-Werk Ehingen. Diese Einrichtungen werden von aktuell rund 4200 Mitarbeitern genutzt. "Die größten Stückzahlen produzieren wir aktuell bei Fünf-Achs-Mobilkranen", so Beringer. Im Jahr 2021 habe der Gesamtumsatz 2,3 Milliarden Euro betragen, mehr als 2000 Krane seien ausgeliefert worden. Trotz der beachtlichen Zahlen will sich das Unternehmen weiter vergrößern: "Am jetzigen Standort können wir das Gelände nicht mehr erweitern.

Wir haben daher Anfang 2022 eine größere Werkserweiterung in Ehingen-Berg angekündigt, daran arbeiten wir mit Hochtouren. Wir sprechen da von rund 50 Hektar zusätzlicher Fläche über die kommenden Jahre, die wir entsprechend der Nachfrage entwickeln werden. Weiterhin investieren wir kräftig in Ehingen, so wurde ein neues Reparaturzentrum in Betrieb genommen und derzeit eine neue Halle mit rund 10.000 Quadratmetern für die zentrale Vormontage eröffnet. Das neue Ersatzteillager wächst ebenfalls rasant voran – und das sind nur die größeren Baumaßnahmen, die wir derzeit haben", betont Beringer.

Doch der gewaltige Standort entstand nicht über Nacht, sondern ist das Ergebnis vieler Jahre der Veränderung. Die Firma Liebherr-Werk Ehingen wurde eigenen Angaben zufolge im Jahr 1969 als Tochtergesellschaft der damaligen Einzelfirma Hans Liebherr gegründet. Noch im gleichen Jahr konnte die Fertigung von Autokranen, Mobilkranen und Schiffskranen aufgenommen werden. Schon ein Jahr später erhielt das Werk einen größeren Exportauftrag zur Lieferung von 55 Teleskopkranen im Gesamtwert von (umgerechnet) über 10 Millionen Euro in die damalige Sowjetunion.

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Der LTM 1040-2.1 gehört noch zu den kleinsten Maschinen auf dem Gelände in Ehingen. Foto: Christoph Scholz

1972 wurde die Marktposition im Inland mit der Schaffung einer Händler- und Vertreterorganisation ausgebaut. 1974 war der Gesamtumsatz bereits auf rund 31 Millionen Euro angewachsen, wobei rund zwei Drittel auf Fahrzeugkrane und ein Drittel auf Schiffskrane entfielen. Einen weiteren Sprung stellte ein Großauftrag über 150 Schiffskrane im Wert von insgesamt 36 Millionen Euro dar, der den Umsatz 1975 auf über 51 Millionen Euro erhöhte und Liebherr dazu trieb, die Fertigungsanlage in einer zweiten Ausbaustufe zu erweitern, um das nötige Produktionsvolumen zu erreichen. Dies mündete 1976 in einer Montagehalle von 13.000 Quadratmetern und einem Anstieg des Personals auf insgesamt 1100 Mitarbeiter. Dem überdurchschnittlichen Wachstum der Jahre 1975 bis 1977 folgte laut dem Konzern eine Phase der Konsolidierung auf hohem Niveau. Die Nahostmärkte gewannen weiter an Bedeutung. 1978 wurden Hafenmobilkrane für den Stück- und Schüttgutumschlag in das Programm aufgenommen und in rascher Folge verschiedene Größen gefertigt.

1983 nahm die Gesellschaft ein Reparaturzentrum für Gebrauchtkrane in Betrieb, da das Neu-Krangeschäft zunehmend schwieriger wurde, 1986 stellte sie dann die Produktpalette auf die neue Baureihe der LTM-Krane um. Laut dem Hersteller ein großer Erfolg, der bei Kunden im In- und Ausland Anklang fand. In den Folgejahren wurde die LTM-Kranpalette laufend mit neuen Krantypen erweitert. Die Geräte wurden zum Teil stark modifiziert, um den jeweiligen länderspezifischen Anforderungen hinsichtlich Gesamtgewicht und Achslasten gerecht zu werden. Für die Raupenkrane wurde ein neues technisches Konzept entwickelt, das eine hohe Mobilität beim Transport und eine universelle Einsetzbarkeit durch variable Auslegersysteme vorsah.

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In der Montagehalle warten unter anderem die gewaltigen Raupenkrane auf ihre Fertigstellung. Foto: Liebherr

Ein besonderer Erfolg war 1990 ein Großauftrag der Bundeswehr mit einem Gesamtvolumen von 459 Mobilkranen der Typen FKL und FKM mit 10 Tonnen beziehungsweise 20 Tonnen Traglast. Nach jahrelangen Vorarbeiten und umfangreichen Truppenversuchen fiel damals die Entscheidung auf Liebherr, wie das Unternehmen berichtet. Im November 1994 wurden dann die letzten Mobilkrane dieses Auftrags an die Bundeswehr ausgeliefert. Im gleichen Jahr wurden zwei Raupenkrane mit 1200 Tonnen Traglast nach Japan geliefert. Mit einer Hubhöhe von 226 Metern waren dies die weltweit höchsten Gittermastkrane mit Raupenfahrwerk, bis der Rekord 2012 vom LR 13000 übernommen wurde, der eine Hubhöhe von 245 Metern bietet. Das Jahr stand für Liebherr eigenen Aussagen zufolge im Zeichen einer völlig neuen Auslegertechnologie für Teleskopkrane. Für die LTM-Mobilkrane mit 90 Tonnen, 120 Tonnen und 160 Tonnen Traglast wurde ein äußerst formsteifes, ovales Auslegerquerschnittsprofil entwickelt, das erstmalig sechsteilige, bis 60 Meter lange Teleskopausleger ermöglichte. In Verbindung mit dem neuen, elektronisch gesteuerten Teleskopiersystem "Telematik" bietet diese neue, anwendungsorientierte Auslegertechnologie dem Betreiber von Mobilkranen laut Herstellerangaben eine Vielzahl neuer Einsatzmöglichkeiten bei gleichzeitig verbessertem Preis-Leistungs-Verhältnis. 1998 erfuhr die neu entwickelte Auslegertechnologie in dem siebenteiligen,84 Meter langen Teleskopausleger des LTM 1500 ihren vorläufigen Höhepunkt. Heute verfügt der LTM 11200-9.1 sogar über einen 100 Meter langen Teleskopausleger.

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