Lückenschluss am Zwickauer Neumarkt

Tradition von Wohnen und Arbeiten im Gründerzeitviertel bewahrt

Wienerberger Mauerwerksbau
Die neue Wohnbebauung schließt die letzte offene Seite des Zwickauer Neumarkts. Sie fügt sich mit ihrer Gliederung in verschiedene Baukörper in die kleinteilige Gebäudestruktur des Platzes ein. Die Außenwände bestehen aus monolithischem Ziegelmauerwerk, das ohne zusätzliche Wärmedämmung die modernen Anforderungen an Energieeffizienz erfüllt. Foto: Wienerberger/Ralph Köhler

Zwickau (ABZ). – Wenn viele Menschen auf engem Raum zusammenleben, ist eine schalloptimierte Konstruktion ein entscheidender Faktor für Wohnkomfort. Beim Bau ihres Fünfgeschossers am Neumarkt legte die Zwickauer Wohnungsbaugenossenschaft ZWG darauf besonderen Wert. Die planerischen Bemühungen waren erfolgreich: Schallmessungen zeigten, dass der monolithisch mit Poroton-Ziegeln errichtete Neubau nicht nur die erhöhten Schallschutzanforderungen gemäß DIN 4109:1989-11 Beiblatt 2 erfüllt, sondern auch die strengeren Schallschutzstufen der VDI 4100:2007-08.

"Der Neumarkt ist ein alter Handelsstandort der Stadt Zwickau, auf dem auch heute noch Märkte abgehalten werden. Diese Tradition wollten wir mit einer ausgewogenen Mischung aus Wohnen und Gewerbe bewahren, als wir an die Planungen für die Wiederbelebung des Neumarkts gingen", beschreibt Ralf Lenk vom Vorstand der Zwickauer Wohnungsbaugenossenschaft eG (ZWG) die Ausgangslage. Die ZWG schloss die letzte offene Seite des Neumarkts mit einem fünfgeschossigen Neubau, der über den Gewerbeeinheiten des Erdgeschosses 28 Zwei- bis Fünfzimmerwohnungen mit Flächen zwischen 52 und 146 m² umfasst.

Den Architekturwettbewerb für den Neumarkt hatte das Büro aT2 – architektur – Tragwerk mehnert+Georgi aus Radebeul und Zwickau gewonnen, das auch die komplette Gebäudeplanung und Bauüberwachung übernahm. Ihr Projekt für die Neubebauung entlang der Platzkante fügt sich mit der Gliederung in verschiedene Baukörper maßstäblich in die kleinteilige Struktur der Altbauten ein. "Die Nordvorstadt mit dem Neumarkt ist für Zwickau ein wichtiges innerstädtisches Wohngebiet mit weitgehend erhaltenem Gebäudebestand und vielen wertvollen Fassaden aus der Gründerzeit", erklärt Frank Mehnert vom Architekturbüro aT2. "In dieser Umgebung wollten wir ein funktional und architektonisch modernes Gebäude errichten, das in Proportionen und Materialität mit der historischen Bebauung harmoniert." Wie die Gründerzeitbebauung entstand auch der Neubau in monolithischer Ziegelbauweise, allerdings mit Ziegeln aus moderner Produktion, die zeitgemäße Anforderungen an Statik, Wärme-, Schall- und Brandschutz erfüllen.

Um ein erhöhtes Schallschutzniveau zu erreichen, musste das akustische Zusammenspiel von Außen-, Innen-, Treppenhaus- und Wohnungstrennwänden integriert geplant werden. Das Architekturbüro und das Wienerberger Projektmanagement (WPM) entwickelten dafür in enger Abstimmung situationsgerechte Lösungen. Die Wahl fiel auf drei verschiedene Poroton-Ziegel: Die Außenwände bildet der dämmstoffverfüllte Poroton-S10-MW von Wienerberger in der Stärke 42,5 cm. Für die Wände, die die Wohnungen untereinander oder zum Treppenhaus abgrenzen, wurden bauseits betonverfüllte Poroton-Planfüllziegel PFZ-T verwendet. Dadurch entstehen schlanke einschalige Trennwände, die bei einer Stärke von nur 24 cm eine hohe flächenbezogene Masse aufweisen und ausgezeichnet gegen Schall schützen. Mit dem Poroton-Hochlochziegel-Plan-T schließlich kam ein dritter Ziegel für ergänzende Innenwände zum Einsatz. Der Plan-T steht in Dicken von 17,5 und 24 cm zur Verfügung und eignet sich für tragendes Innenmauerwerk. Lediglich in einigen, statisch hoch beanspruchten Bereichen, wurde Beton verwendet, etwa für die Stützen im Erdgeschoss, die Aufzugsschächte und die Loggien.

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Wienerberger Mauerwerksbau
Das durchgehende Erdgeschoss verbindet einerseits die Baukörper miteinander, trennt andererseits optisch in Farbe und Materialität die Gewerbeeinheiten von den darüber liegenden Wohnungen. Foto: Wienerberger/Daniel Lorenz

Die Übertragung störender Geräusche hängt nicht allein von der flächenbezogenen Masse ab, sondern auch von schallschutzoptimierten Anschluss- und Verbindungsdetails zwischen den Bauteilen. Statt der klassischen Stumpfstoßtechnik wurden die Wohnungstrennwände und Treppenhauswände aus PFZ-T-24,0 in die Außenwände eingebunden, was einen deutlich erhöhten Schutz gegen unerwünschte flankierende Schallübertragung bietet.

Mit der realisierten Wandkonstruktion wurde rechnerisch ein Schallschutzniveau erreicht, das für jede Wohnung weit über den in DIN 4109:1989-11 geforderten Mindestwerten liegt. Um dieses geplante Niveau nach Fertigstellung auf gebaute Realität zu prüfen, übernahm Wienerberger in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Kurz und Fischer den Nachweis des tatsächlich erreichten Schallschutzes durch nachträgliche Messungen im fertigen Gebäude. Überprüft wurde sowohl die horizontale Schallübertragung durch die Wohnungstrennwände und Treppenhauswände als auch der vertikale Schallschutz der Wohnungstrenndecken. Die Mindestanforderung für das bewertete Schalldämmmaß R'w nach DIN 4109:1989-11 beträgt bei den Wohnungstrenndecken 54 dB, den Wohnungstrennwänden 53 dB, und den Treppenhauswänden 52 dB. Falls privatrechtlich ein höherer Schallschutz vereinbart wird, lässt sich z. B. die Schallschutzstufe II (SSt II) nach VDI 4100:2007-08 zugrunde legen, die ? 56 dB für die Trennwände und ? 57 dB für die Decken fordert. Dieses Niveau war im Schallschutznachweis in Zwickau rechnerisch erreicht worden. Die Messungen ergaben dann mit über 58 dB für die Wohnungstrenn- und Treppenhauswände sowie über 62 dB für die Wohnungsdecken sogar abermals einen deutlich besseren baupraktischen Schallschutz.

Dies zeigt, dass optimierte monolithische Ziegelbauweisen auch höhere als die gesetzlich geforderten Schallschutzanforderungen erfüllen und so den Wohnkomfort erhöhen können. Erst im Zusammenspiel mit weiteren Eigenschaften schafft ein Baustoff allerdings Wohnbehaglichkeit und Wohlfühlatmosphäre. Z. B. in Bezug auf den Wärmeschutz: Die in die Hohlkammern des Poroton-S10-MW integrierte Wärmedämmung ermöglicht monolithische Außenwände, die ohne außenliegende Zusatzdämmung den Wärmeschutz nach Energieeinsparverordnung EnEV sicherstellen. In Kombination mit geeignetem Innen- und Außenputz erreichen die Außenwände am Zwickauer Neumarkt einen ausgezeichneten U-Wert von 0,22 W/m²K. Hinzu kommen die bekannten Feuchte regulierenden Eigenschaften des Ziegels durch seine Kapillaraktivität. "Mit der Entscheidung für Ziegel haben wir ein Zeichen im Sinne von Wohnqualität und Nachhaltigkeit gesetzt", bilanziert Ralf Lenk von der ZWG. "Der ökologische Baustoff sorgt für Ruhe und ein angenehmes Raumklima zu jeder Jahreszeit." Gleichzeitig bewegen sich die Instandhaltungskosten durch den Verzicht auf eine äußere Fassadendämmung für viele Jahrzehnte auf niedrigem Niveau. "Auch davon profitieren unsere Mieter langfristig."

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