Massenbewegungen

Sanierter Deich soll vor Hochwasser bewahren

Caterpillar Bagger und Lader
Ein Cat-Kettenbagger "349EL" muss den Altarmanschluss zur Elbe herstellen sowie Erdreich verladen und Böschungen anlegen. Fotos: Zeppelin

Fischbeck (ABZ). – Die verheerenden Schädender Flut werden die Menschen in der Region um Fischbeck nicht vergessen können: Im Jahr 2013 kam es zum Deichbruch an der Elbe – Dämme und Straßen wurden weggespült, Häuser zerstört, Ernten vernichtet. Bundeskanzlerin Angela Merkel machte sich damals selbst ein Bild vom Ausmaß der Katastrophe und versprach Hilfe. Damit Wasser-massen nie wieder diese zerstörerischen Kräfte entfalten können, lässt der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft in Sachsen-Anhalt den Elbe-Deich verstärken.

Die zu sanierende Strecke bekam eine neue Deichlinie und wurde den aktuellen Anforderungen an den Hochwasserschutz angepasst. Diese erstreckt sich von Deichkilometer 41,3 bis 48 mit einer Länge von rund 6,7 km zwischen Jerichow über Fischbeck bis hin zur Elbbrücke derB 188. Sie wurde in vier Bauabschnitte unterteilt, wobei die Abschnitte eins und zwei 2013 und 2014 realisiert wurden. Inzwischen ist der dritte Bauabschnitt angelaufen: Dieser umfasst den Neubau der Deichkilometer 43+525 bis 44+340 sowie den anschließenden Rückbau des Altdeiches. Mit der Ausführung wurde die Arbeitsgemeinschaft "HWSB Fischbeck, Kilometer 41,3–48 Abschnitt drei" – vertreten durch die Eggers Umwelttechnik GmbH und Willi Meyer Bauunternehmen GmbH – beauftragt. Das bedeutet, umfangreiche Massenbewegungen sind erforderlich, damit die neue Trasse den Anforderungen an den künftigen Hochwasserschutz entspricht. Diese wird entlang des Altdeiches verlaufen bzw. diesen an mehreren Punkten anschneiden.

Der neue Deich wird als ein Drei-Zonen-Deich konzipiert und erhält einen 3 m breiten Deichverteidigungsweg auf der landseitigen Berme sowie einen Deichkronenweg. Landseitig wird eine sog. Berme erstellt, sprich ein Absatz in die Böschung eines Damms eingebaut. Die Böschungsneigung beträgt 1:3. Über die gesamte Baustrecke wird ein Stütz- und Drainkörper erstellt, der den Austrag von Deichmaterial bei gewünschter Entwässerung des Deiches verhindert. Dabei erfolgt die Entwässerung am Fuß des Deiches durch den Drainkörper.

Der Vorteil des Drei-Zonen-Aufbaus ist einerseits die gute Abführung von Sickerwasser durch leicht durchlässiges, landseitiges Material und andererseits die Verhinderung eines wasserseitigen Zutritts durch eine abdichtende Böschungszone. Hier ist eine 1 m mächtige Tondichtung vorgesehen. Diese schließt an einen Dichtungssporn an, welcher möglichst im dichten Untergrund endet. Bestehende Gräben sind an die neue Deichlinie anzupassen und luftseitig umzulegen. Ein Großteil dieser Gräben wird als Entspannungsgraben ausgebildet. Diese Gräben dienen zur Abführung des anfallenden Qualm- sowie zur Entspannung des Grundwassers.

Bestehende Deich-Zu- und -Überfahrten werden neu ausgebaut und an das vorhandene Wegenetz sowie an den Vertei-digungswegen angeschlossen. Teilweise werden im Vorfeld Provisorien erschaffen, da die Zuwegungen auch während der Baumaßnahme von der Landwirtschaft genutzt werden. Darüber hinaus bekommen die wasserseitigen Abfahrten eine hydraulisch gebundene Tragschicht.

Eine Besonderheit stellt der Deichkilometer 44+340 bis 44+650 dar: In diesem Bereich befindet sich das "Bauernwiehl". Um Eingriffe in die nach naturschutzrechtlichen Parametern wertvollen Gewässer Löpsche und Bauernwiehl zu minimieren, wurde dort von dem Regelaufbau eines Drei-Zonen-Deiches abgewichen. Der Deichverteidigungsweg wird vor und nach dem Passieren des Bauernwiehls auf den Deichkontrollweg geführt, die luftseitige Böschung mit einer Spundwand und Ankerspundwand abgefangen. Die Deichbreite reduziert sich so um rund 5 m. Die Ankerspundwand verbleibt im Boden und wird mit dem neu zu errichtenden Stützkörper überbaut. Beide Spundwände werden mittels Ankerstangen statisch verbunden. Der sichtbare Teil der luftseitigen Spundwand wird mit Wasserbausteinen und Oberboden abgedeckt.

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Caterpillar Bagger und Lader
Dennis Marske, Bauleiter von Eggers Umwelttechnik (r. im Bild), und Dirk Carstensen, Zeppelin-Verkäufer der Niederlassung Hamburg, sind überzeugt, die richtige Auswahl an Dumpern für diesen Einsatz gewählt zu haben.

Zur Gewinnung von Deichbaumaterial ist der Rückbau des alten Hauptdeichbogens zwischen Fährstraße (km 45+230) und neuem Hauptdeich (km 46+950) sowie der Straßendamm der B 188 alt vorgesehen. Sofern das Material geeignet ist, darf es für den neuen Dammkörper so-wie die Anbindung an die ländlichen Wege und die Profilierung des Geländes bei den Deichschutzstreifen wiederverwendet werden. Sollte nichts gegen eine Eignung sprechen, darf das Erdreich auch zur Geländeanpassung bei den Deichüberfahrten sowie als Lage unter Stütz- und Drainkörper eingebaut werden. Ebenso möglich ist die Verwendung zur Herstellung des Stützkörpers und eine Oberflächenandeckung nach Fertigstellung des Deichbaus – eine entsprechende Eignung ist dabei ebenfalls Grundvoraussetzung. Material, das aus den wasser- und landseitigen Deichflanken stammt, darf auch nur in diesen Bereichen später wieder eingebaut werden.

Ein 400 m langer Deichabschnitt wird als Pflanz- und Rettungshügel umgebaut. Auf der gesamten Baumaßnahme dürfen nur heimische Pflanzen und Gräser angesät werden – hierzu gibt es strikte Vorgaben. Im Trassenverlauf der alten B 188 wird nach Rückbau des alten Straßendamms ein ländlicher Weg ausgebaut und in Betonspurbahn gestaltet. Damit die Vorlandflächen bewirtschaftet werden können, wird ein weiterer Weg mit Schotter errichtet. Deichkronenweg, Berme und Deichverteidigungsweg erhalten eine Decke aus Bitumen.

Was den Erdbau im Detail betrifft, muss sich die ARGE genau an einen Plan zum Bodenmanagement halten. Sie muss also genau darauf achten, dass der Ausbau des Materials, der Transport sowie die Lagerung getrennt erfolgen und somit nichts vermischt wird. Wie die Ab- und Auftragsflächen zu gestalten sind, ist in den Re-gelquerschnitten vorgegeben. Verdichtung und Einbau des Deichbaumaterials entlang der Längsachse des Deiches müssen über die volle Einbaubreite erfolgen. Die einzubauende bindige Bodenklasse ist mit einer Proctordichte von mind. 97 % im knetenden Verfahren einzubringen – hierfür dürfen nur Walzen mit Stampffuß (im Volksmund Schafffußwalze) eingesetzt werden.

Bei diesem Bauvorhaben wird dies durch Cat-Walzen vom Typ CS56B und CS66B ausgeführt. Sollte der Wassergehalt für den Einbau nicht ausreichen, muss das Material befeuchtet und mithilfe einer Bodenfräse homogenisiert werden. Bei Ton nicht bindigen Böden muss ebenfalls eine Proctordichte von mind. 97 % erreichen werden. 100%ige Verdichtung lautet die Vorgabe für den Verteidigungsweg des neuen Deichs. Um diese Werte erreichen zu können, wurden die Cat-Walzen CP56B zusätzlich mit Verdichterplatten ausgestattet. Weil im Zuge des neuen Deichkörpers von Setzungen auszugehen ist, werden diese im Vorfeld bei der Planung berechnet und vermessungstechnisch überwacht. Schließlich sollen unerwartete Setzungen während der Baumaßnahme rechtzeitig erkannt werden, um entsprechende Schritte einzuleiten. So ist der Einbau von Setzungspegeln vorgesehen. Die Baustelle liegt im Überschwemmungsgebiet der Elbe, sodass die ARGE während der Bauphase auf mögliches Hochwasser vorbereitet sein muss und ihre Arbeiten darauf einstellt. Das bedeutet zum Einen, dass der Deichkörper nur aufgegraben werden darf, wenn der Hochwasserschutz eingehalten wird. Zum Anderen dürfen die Arbeiten am Außendeich auch nur in der hochwasserfreien Zeit durchgeführt werden. Bevor es losgeht, wurde Abschnitt für Abschnitt im Baufeld hinsichtlich Kampfmitteln sondiert. Auch Archäologen begleiteten im Vorfeld die Deichbauarbeiten. 1945 flüchteten Tausende vor der Roten Armee über die Elbe. Wegen seines Flüchtlingstrecks schrieb Fischbeck deutsche Geschichte. "Allein deswegen haben wir es hier schon mit einer sehr sensiblen Baustelle zu tun, weil wir quasi ständig damit rechnen müssen, auf Kampfmittel und historische Fundstücke zu stoßen", so Dennis Marske, Bauleiter von Eggers Umwelttechnik. Das Unternehmen verantwortet im Zuge der anstehenden Deichsanierung den kaufmännischen Part innerhalb der ARGE, während das Bauunternehmen Willi Meyer die technische Rolle übernimmt. Um die einzelnen Arbeiten bewältigen zu können, stellen beide im gleichen Umfang Menschen und Maschinen – bis zu 20 Mann arbeiten auf der Baustelle. Derzeit sind sechs Dumper im Einsatz, davon permanent vier Cat 730C. Sie sind Schlüsselgeräte bei der Massenbewegung und jeder einzelne befördert Tag für Tag an die 1000 bis 1300 t Erdreich. Zusammen mit den Lkw und Traktoren werden auf diese Weise bei dem Bauvorhaben zwischen 7000 und 7500 t täglich transportiert und verarbeitet, erklärt Marske.

Die Dumper hat Eggers Umwelttechnik extra für die umfangreichen Materialtransporte bei der Zeppelin Niederlassung Hamburg und deren Verkäufer Dirk Carstensen angeschafft. Ein Cat Kettenbag-ger 349E L mit Longfront aus dem Maschinenpark der Eggers Umwelttechnik bewerkstelligt den Nassaushub – er arbeitet normalerweise im Wasserbau – und wurde vom Ponton aus Wedel geholt sowie nach Fischbeck gebracht. Dort muss er den Altarmanschluss zur Elbe herstellen sowie Erdreich verladen und Böschungen anlegen. Sensoren sind am schwenkbaren Grabenräumlöffel, Stiel, Baggerarm und Oberwagen angebracht. Das Kontergewicht des Baggers ist mit zwei GPS/Glonass-Antennen ausgerüstet, welche die Positionsdaten empfangen. Dem Baggerfahrer wird via Display in der Kabine angezeigt, welche Bereiche er bereits ausgebaggert hat und wo er nacharbeiten muss. Die Profilierung übernehmen Cat-Raupen vom Typ D6N samt 3D-Steuerung.

Damit die Baumaschinen ihrer Arbeit nachgehen können, mussten Baustraßen an ausgewiesene Arbeitsstreifen angelegt werden. Die Baustraßen haben eine Gesamtlänge von 3500 m und verfügen über Ausweichstellen für Baufahrzeuge. Diese sind rund sechs m breit und 15 m lang. Erstellt werden sie aus einer Natursteinschotterschicht. Ist die Baumaßnahme 2017 abgeschlossen, müssen die Baustraßen wieder rückgebaut sein.

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