Maßgeschneiderte Schalrohre produziert

500 Sichtbetonstützen prägen Uni-Bibliothek

Rohre Betonbau und Stahlbetonbau
Die einfache vorhandene Tragstruktur mit Platten und einem Stützenraster von 7,50 m wurde im Fassadenbereich durch die Reduktion der Geschossdecken verändert. Neue Stützen leiten die Kräfte der bestehenden Platten auf direktem Wege nach unten ab.

FREIBURG (ABZ). - Ihr Konzept zu dem grundlegenden Umbau der Univer-sitätsbibliothek Freiburg entwickelten die Architekten aus der in den 1970er Jahren entstandenen Gebäudestruktur.

Das bestehende Raster der senkrechten Sichtbetonstützen findet seine Entsprechung in schrägen, individuell positionierten Stützen, die eine neue signifikante Gebäudekubatur ermöglichen. Zur Ausführung kamen fast 500 Stahlbetonstützen, die mit Rapidobat Schalrohren der H-Bau Technik GmbH aus Klettgau im südlichen Baden-Württemberg hergestellt wurden. Aus dem Wettbewerb für den Umbau und die Modernisierung der ca. 40 Jahre alten Freiburger Universitätsbibliothek ging 2006 das in Basel ansässige Büro Degelo Architekten als Gewinner hervor. Laut Jury handelte es sich bei dem Entwurf von Heinrich Degelo und seinem Team "um ein aufregendes Juwel – eine prismatischer drei dimensionaler Form, die sich aus den benachbarten Gebäuden herausschält und den Anschein der Massivität der Bibliothek reduziert." Heute, kurz vor Fertigstellung des Bauvorhabens, kann der Schweizer Architekt "20 % mehr Nutzfläche (...) trotz Reduktion von 20 % des Volumens" konstatieren. Die besondere Herausforderung lag darin, auf eine "äußerst heterogene Umgebung" städtebaulich und architektonisch sensibel zu reagieren und dabei die unterschiedlichsten Nutzungen – von Präsenzbibliothek über ein New Media Center bis zu ständig zugänglichen Einzelarbeitsplätzen – funktional leicht erlebbar zu machen.

Degelos Konzept sah vor, bei dem 70er-Jahre-Bau "durch Wegschneiden der vorstehenden Geschossplatten und durch Interpolieren der diversen Einbuchtungen das Volumen zu beruhigen und den Baukörper in seiner Präsenz zu stärken: "Dem Rohling haben wir durch Wegnahme einen Schliff zum Diamanten verpasst." Diese grundlegende Entwurfsidee wurde auch realisiert, als sich die Bauherrschaft während des Planungsprozesses zu einem erweiterten Rückbau entschied und dazu, alle oberirdischen Decken zu ersetzen. Die Fassadenflächen, die der differenzierten und in vielen Bereichen geneigten Kubatur folgen, ergeben eine kleinere Fassadenoberfläche. Zusammen mit weiteren Maßnahmen konnte der Energieverbrauch gegenüber dem Bestand um 70 % reduziert werden (vorgegeben waren mindestens 50 %). Außerdem wird "über die Spiegelung der Materialien, einem Muster aus Chromstahlplatten und Glas, die Umgebung Teil der Bibliothek und die Bibliothek z. T. der Umgebung", ergänzt der Schweizer Architekt.

Auf das Zusammenspiel der senkrechten und der schrägen Stahlbetonstützen im Fassadenbereich angesprochen, erläutert Degelo, dass der ursprüngliche Bau "grundsätzlich eine sehr einfache Tragstruktur mit Platten und einem Stützenraster von 7,5 m" aufweise, mit der Reduktion der Geschossdecke aber auch ein Teil des statischen Systems verloren gegangen sei. "So haben wir die bestehenden Platten, wo nötig mit einer neuen Stütze abgefangen". Auf diese Weise wurden die Kräfte auf direktem Weg in die unveränderten Untergeschosse und Fundamente abgeleitet. Die Stützen seien also aus "rein ingenieurmäßigen Überlegungen geneigt. Es ergaben sich dadurch 34 verschiedene Neigungen."

Weitere beeindruckende Zahlen sind von dem Rohbauunternehmen Moser Bau aus Merzhausen bei Freiburg zu erfahren. Etwa 300 Stahlbetonstützen seien in 40 und 80cm Ø, überwiegend aber in 70 cm Ø erstellt worden, ähnlich die über 180 schrägen Stützen. Die Ausführung der Stützen mit den Rapidobat Schalrohren des Klettgauer Herstellers H-Bau wusste man dort auch aus kaufmännischer Sicht zu schätzen, da alle Schalungen in den gewünschten Abmessungen geliefert wurden, und "nicht wie bei Schalungen aus Stahl eigens gemietet werden müssten". Auch die Schalrohre für die schräg gestellten Stützen seien exakt, den gewünschten Winkeln von ca. 70 bis 85° im Werk produziert und auf Abruf auf die Baustelle gebracht worden. H-Bau hatte also flexibel auf die diversen Anforderungen reagiert und für die unterschiedlichen Ausführungen jeweils Sonderschalungen entworfen.

Die Schalrohre wurden entsprechend dem Baufortschritt stockwerks- und abschnittsweise nach den Planvorgaben des Statikers in Klettgau bestellt. Das habe "alles sehr gut geklappt und die Schalrohre haben wunderbar gepasst – auch die zwei Sonderschalungen von einem Stützenpaar, das im Fuß zusammengeführt wurde", zeigten sich die Verantwortlichen von Moser Bau begeistert. Bis zum Fixieren seien die Schalrohre senkrecht in dem etwas höheren Erdgeschoss deponiert worden. Zu Detailfragen in punkto Stützenschalung habe zudem der Hersteller vor Ort gut beraten. So konnte selbst die außergewöhnliche Y-Form der Schalrohrausführung so selbstverständlich wie die Standardrohre ermittelt und realisiert werden.

Die Schalrohre würden sich aber nicht nur, wie das Rohbauunternehmen hervorhebt, durch "Flexibilität in Logistik und Bauablauf" auszeichnen, sondern man sähe "gar keine Fugen". Die für die Sichtbetonklasse 2 ausgelegte Schalungsvariante "Glatt-light" würde herstellungsbedingt mit einer fugenähnlichen Abzeichnung der umlaufenden Reißleine einhergehen. Diese sei aber so gut wie nicht wahrnehmbar. Um auf Nummer sicher zu gehen, wurden die Stützen bemustert. Architekt Degelo spricht von einem "sehr schönen Rohbau. Die Stützen sowie die Decken entsprechen unseren Vorstellungen." Gestalterisch sei er mit den fertigen Stützen "sehr zufrieden".

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