"Mega-Thema" Fachkräfte

Handwerk erhofft baldige Rückkehr zum Meisterbrief

Chemnitz (dpa). – Das Handwerk sieht den Fachkräftemangel als eines der drängendsten Probleme der Branche. "Ein Mega-Thema, wir haben einen enormen Bedarf", sagte der Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Holger Schwannecke, zu Beginn der Woche auf der Frühjahrskonferenz in Chemnitz. Im Vorjahr blieben bundesweit 17.000 Lehrstellen unbesetzt, insgesamt gibt es rd. 25.000 offene Stellen im Handwerk. Zudem suchen in den nächsten Jahren rd. 200.000 Handwerksunternehmen in Deutschland einen Nachfolger. "Wir könnten mehr Aufträge abarbeiten, die Kunden müssten weniger lang warten, wenn wir mehr Leute hätten", so Schwannecke. Die Chefs der 53 Handwerkskammern diskutieren auf dem Deutschen Handwerkskammertag (DHKT) in Chemnitz über aktuelle Entwicklungen ihrer Branche. Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) lobte das Handwerk als Vorreiter beim Thema duale Ausbildung. Die Region Chemnitz sei die "wirtschaftliche und industrielle Herzkammer Sachsens". Laut Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit ist Sachsen bundesweit "Handwerkerland Nummer eins". Das Handwerk macht demnach 14 % an der Gesamtbeschäftigung aus – so viel wie in keinem anderen Bundesland. Mit Imagekampagnen, Workshops, auf Messen und an Schulen wirbt das Handwerk um angehende Tischler, Bäcker und Dachdecker. Viele wüssten gar nicht, was das Handwerk an Karrierechancen oder im Bereich der Digitalisierung biete, sagte Markus Winkelströter, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Chemnitz.

Zwar stieg 2018 die Zahl der neu geschlossenen Ausbildungsverträge zum vierten Mal in Folge an. "Das reicht aber noch lange nicht", so Schwannecke. Er forderte die Politik auf, der beruflichen Ausbildung die gleiche Aufmerksamkeit wie der akademischen zu schenken. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisierte, Imagekampagnen reichten nicht aus. "Ohne mehr Tarifbindung und bessere Arbeitsbedingungen wird eine Ausbildung im Handwerk auch in Zukunft nicht attraktiver werden", sagte Vorstandsmitglied Stefan Körzell. Aktuell arbeiteten nur etwa 30 % der Beschäftigten unter tarifvertraglichen Bedingungen. Die Gewerkschaften dürften sich mit ihren Forderungen nicht nur an der Industrie orientieren, so Schwannecke. Diese könnten von Kleinbetrieben nicht erfüllt werden. Das Handwerk fordert seit langem – auch mit Blick auf die Sicherung von Fachkräften – eine Rückkehr zur Meisterpflicht. 2004 war diese in mehr als 50 von 94 Berufen weggefallen – etwa für Gold- und Silberschmiede oder Fliesenleger. Seither habe es eine "Spirale der Dequalifizierung" gegeben, kritisierte Schwannecke. Betriebe ohne Meisterbrief bildeten kaum aus, zudem werde nicht unbedingt nach Qualitätsstandards gearbeitet.

Auch der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) hatte sich zu Beginn der Woche nach Abschluss des 70. Ordentlichen Bundesparteitag der Freien Demokraten in Berlin erneut für eine Rückkehr zur Meisterpflicht in einigen Gewerken ausgesprochen. In zahlreichen Gesprächen mit führenden Politikern der Partei sei deutlich geworden, dass es für die Wiedereinführung der Meisterpflicht eine breite Unterstützung in der FDP gebe. "Es ist zu begrüßen, dass sich auch in der FDP zahlreiche Politiker zum Meisterbrief bekennen und die Bedeutung des Meisterbriefs als Gütesiegel und Qualitätsgarant schätzen", erklärte ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa. Nachdem sich jüngst eine Arbeitsgruppe der Fraktionen von Union und SPD im Bundestag auf Eckpunkte für eine Änderung der Handwerksordnung verständigt hat, rückt eine Rückkehr zur Meisterpflicht für viele Berufe näher. Im Sommer soll dazu ein Gesetzentwurf erarbeitet werden. Das Handwerk hofft, dass Anfang 2020 ein neues Gesetz zur Ausdehnung der Meisterpflicht in Kraft treten kann.

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