Microverzinkung im Stahlbau

Mehr als schöne Fassade

von:

Lars BAUMGÜRTEL

Leichtbau Architektur
Lars Baumgürtel: Für die moderne Feuerverzinkung ist der Turn-Around zum Leichtbau eine Jahrhundertchance, weil sie als natürliche Methode mit dauerhafter Umweltverträglichkeit punkten kann. Foto: Voigt & Schweitzer

GELSENKIRCHEN. – Leichtbauweise und Stückverzinkung – das klingt erst einmal wie Feuer und Wasser. Moderner Leichtbau steht für eine klare, transparente und ressourceneffiziente Architektur, die der Natur entlehnt ist und auf dem Prinzip anpassungsfähiger Systeme beruht. Wie Bäume, die sich dem Wind beugen, sich also krumm legen und durch Bewegung Spannungen ausgleichen, sollen kalkulierte "Gegenbewegungen" Stabilität erreichen. Hier schwingt Flexibilität statt träger Strukturen mit. Während Stahlbau schon lange mit "lichten" Strukturen, Glas und Offenheit assoziiert wird – also mit Leichtigkeit und Dynamik – steht die Stückverzinkung in der Wahrnehmung eher für statisch, rückständig.

Dick, schwer und grau ist das Image, das dieser Branche anhaftet. Feuerverzinkung steht nicht gerade für Avantgarde. Das Verfahren ist schließlich auch fast 200 Jahre alt und was soll sich schon getan haben, bei einer Technik, die so altbacken ist, wie die Schwerindustrie? Und welche Lösungen sollen schon tauglich sein, für die neuen avantgardistischen architektonischen Konzepte? Fakt ist: Viel hat sich getan und ohne "natürlichen" Korrosionsschutz sind auch leichte Bauwerke nicht vorstellbar.

Denn moderne Bau-Träger und Profile haben nicht nur ein weniger Gewicht vorzuweisen, sondern auch eine geringe Substanz, die Rostangriffen nicht wirklich Stand hält. Doch dicke Korrosionsschutz-Schichten, dazu zählt auch Farbe, sind für "schlanke" Stahlsorten, die Wind und Wetter standhalten sollen, nicht "tragbar". Um es kurz zu machen: Mit microZINQ hat die Feuerverzinkung längst eine dünne avantgardistische Oberfläche für "unbeschwertes Bauen" vorzuweisen.

Früher fielen Aspekte wie Schichtdicke oder glänzendes Aussehen von Schutzoberflächen nicht sehr ins Gewicht, In der traditionellen Bauweise ging es nicht um Gewichtsreduktion sondern um maximale Belastbarkeit. Tragstrukturen wurden auf maximale Sicherheit getrimmt und halten viel mehr aus, als sie wirklich müssen. Alle möglichen Lasten, die auf die Bauwerke einwirken, werden einkalkuliert. Durch intelligente und effiziente Berechnungen muss Sicherheit aber heute nicht mehr so schwer "wiegen" – zumal auch die modernen Bau-Materialien immer leichter werden. Modernes Bauen – das sind Rohstoffeffizienz, energiesparende Produktion und lange, möglichst wartungsfreie Nutzungszeiten. Für die Umsetzung stehen hochfeste Stahlprofile, moderne Bauelemente aus Stahlblech und leichte, weit umspannende Tragwerke.

Kein abgehobenes "Zeug" – denn soeben ist für den Stahlbau die neue Euro-Norm für hochfeste Stähle in Kraft gesetzt worden – die EN S 700. Bauen mit hochfesten Stählen ist damit in der "Normalität" angekommen. angekommen. Bereits 2010 entfiel bereits weniger als die Hälfte der inländischen Stahlproduktion auf unlegierte Stähle, der Großteil hingegen auf die hochwertigen legierten und ultrafesten Qualitäten. Sicher, nur ein Bruchteil davon fand Eingang in das Bauwesen – aber Megatrends wie Energieeffizienz, Umwelt- und Klimaschutz bieten neue Perspektiven für den Stahlbau. Und auch für die Stückverzinkung tun sich Potentiale auf. Denn die Crux ist: Die neuen Stahlsorten erfordern neue Technologien und moderne Verfahren in der Feuerverzinkung. Die Zusammensetzung der Zinklegierung muss mit den neuen Stahllegierungen korrespondieren. Das bedeutet Forschungsarbeit – Stehenbleiben kann sich die Branche also gar nicht erlauben, wenn sie an den neuen Marktentwicklungen partizipieren will. Die unternehmenseigene Forschungsabteilung hat mit microZINQ ein Verzinkungsverfahren entwickelt, das hochfeste Stähle dauerhaft vor Korrosion schützt. Durch den Zusatz von Aluminium zum Zinkbad entsteht zwischen Zink und Stahl eine undurchlässige Sperrschicht, die eine unerwünschte Reaktion zwischen Zink und Eisen unterbindet. Die so genannte binäre Legierung – bestehend aus Zink-Aluminium – ist somit ein "Elixier" des Fortschritts. Zumal Rost bei ultradünnen Stahlsorten sofort an die Substanz geht. Substanzverlust aber stellt ein Sicherheitsrisiko dar, bringt die Statik ins Wanken und Bauwerke zum Einsturz bringen.

Beim ressourceneffizienten Bauen fällt jedes Gramm ins Gewicht. Wie gesagt – Sicherheit muss nicht mehr schwer wiegen: microZINQ kommt mit 10–15 Mikrometer (Mü) aus, das ist ein Zehntel des üblichen Zinkauftrags. Und: Die microZINQ-Oberfläche ist zu 100 % regenerativ. Chemische Farbaufträge können da nicht mithalten – zumal sie oft erneuert werden müssen. Siehe Eiffelturm, die Ikone innovativer Stahlbau-Architektur ist gleichzeitig ein "Mahnmal", weil sie nicht feuerverzinkt ist. Der Eiffelturm steht stellvertretend für ein schwerwiegendes Problem, weil immer wieder tonnenweise Rostschutzfarbe aufgebracht werden muss. Aber das ist Geschichte ... Für die moderne Feuerverzinkung ist der Turn-Around zum Leichtbau eine Jahrhundertchance, weil sie als natürliche Methode mit dauerhafter Umweltverträglichkeit punkten kann. Feuer und Wasser? Ja, klar: Ultraleichtbau und Microverzinkung verbinden elementare Kräfte. Ohne Microverzinkung ist Avantgarde eben nicht mehr als schöne Fassade.

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