Milliardenaufwand für Tier IV

Caterpillar sieht sich für künftige Abgasnormen gut gerüstet

Caterpillar Abgasnorm Unternehmen
Der 336E soll als erstes Tier-IV-Interim-Modell von Cat Anfang 2011 auf den Markt kommen. Er ist auf der bauma zu sehen. Foto: Cat
Caterpillar Abgasnorm Unternehmen
Referierten über den Stand der Dinge rund um die Abgasnorm Tier IV (v. li.): Cat-Vizepräsident Jim Parker, verantwortlich für den Vertrieb auf dem amerikanischen Kontinent, Technikchefin Tana Utley und Konzern-Vizepräsident Rod Beeler. Foto: Petersen

PEORIA/USA (sp). - Im kommenden Jahr wird es für die Motorenhersteller ernst: Dann treten die Abgasnormen der Stufe IIIB in Europa beziehungsweise Tier IV Interim in den USA in Kraft, wobei die Einführung je nach Motorisierung gestaffelt erfolgt.

Auch bei Caterpillar arbeiten die Ingenieure mit Hochdruck am Erreichen der neuen Vorgaben. Auf einer Presseveranstaltung unter dem Motto "ready now" ("Wir sind bereit") am Konzernsitz in Peoria in den USA, rund 265 Kilometer südwestlich von Chicago, stellten die Verantwortlichen den Stand der Dinge vor. Den Anfang machen soll der Raupenbagger 336E, der zu Beginn des Jahres 2011 weltweit auf den Markt kommt.

"Mit der Entwicklung emissionsärmerer Technik ist ein riesiger Berg an Arbeit verbunden", so Konzern-Vizepräsident Jim Parker, verantwortlich für den Vertrieb auf dem amerikanischen Kontinent. "Wir haben die umfangreichste Entwicklungsinitiative in unserer Geschichte gestartet, um die Erwartungen unserer Kunden sogar noch zu übertreffen." Immerhin geht es darum, für den "Startschuss" der neuen Vorgaben im Jahr 2011 mehr als 300 Maschinenmodelle und mehr als 14 Plattformen auf die Normen Tier IV Interim und Tier IV Final (diese tritt 2014 in Kraft) beziehungsweise auf die europäischen Entsprechungen vorzubereiten. "Damit führen die aktuellen Entwicklungsarbeiten zur größten Zahl neuer Modelle in der Unternehmensgeschichte", ergänzte Technikchefin Tana Utley. Die Verantwortlichen haben sich in Bezug auf die Abgasemissionen ehrgeizige Ziele gesetzt: "Wir bringen Tier IV so effizient auf den Markt wie kein anderes Produkt", versprach Parker.

Die Kunden müssen den enormen Aufwand allerdings bezahlen: Mit rund zwölf Prozent Preiserhöhungen haben sie nach seinen Angaben aufgrund der neuen Vorschriften zu rechnen. Allerdings verteilt auf mehrere Jahre: Die Anhebung im Jahr 2011 soll rund vier Prozent betragen. Aber dafür sparen die Käufer an anderer Stelle: So dürfte der Treibstoffverbrauch bei den neuen Modellen nach Cat-Angaben um rund fünf Prozent sinken. Wie Parker mitteilte, investierte der Konzern in den vergangenen sechs Jahren rund 7,5 Milliarden Dollar (knapp 5,7 Milliarden Euro) in Forschung und Entwicklung. 2009 waren es jeden Werktag rund sechs Millionen Dollar (etwa 4,5 Millionen Euro) – der größte Teil hiervon floss in Tier IV. Denn immerhin müssen bis 2015 im Vergleich zu Tier III die Partikel- und Stickstoffoxidausstöße um rund 90 Prozent gesenkt werden. "In diesem Jahr werden wir die Investitionssumme noch steigern", kündigte Parker an. Von einem vergleichsweise niedrigen Niveau allerdings: 2009 waren in Forschung und Entwicklung deutlich weniger Gelder geflossen als noch 2008 – eine Folge der Krise.

Caterpillar hat sich rund um die Abgastechnik der nächsten Generation grundsätzliche Gedanken gemacht und vieles neu "sortiert". Und so hat der Konzern sich entschieden, vereinheitlichte, kompakte und somit kombinierbare Module für seine Motoren zu entwickeln. Die Arbeit der Originalgerätehersteller (OEMs) soll sich hierdurch und durch andere Details vereinfachen. Wie komplex die Entwicklung hin zu mehr Einfachheit bei weniger Emissionen ist, machte Technikchefin Tana Utley deutlich. Sie sprach über Innovationen in "versteckten" Bereichen, zum Beispiel bei Antriebsstrang und Komponenten, deren Zusammenspiel optimiert wird. Ein weiterer Aspekt ist die Vernetzung von Baustellen.

Die Acert-Motorentechnik, eine Cat-eigene Entwicklung, profitiert vom Aufwand rund um Tier IV. Utley versprach neben einer verbesserten Integration von Motor und System und damit einem besseren Zusammenspiel der Technik eine schnellere und leistungsstärkere Elektronik, Kraftstoffsysteme mit höherem Druck für eine bessere Zerstäubung, eine neue Generation von Luftmanagementsystemen sowie ein innerhalb des Motorraums verbautes System der modularen Abgasnachbehandlung mit diversen Konfigurationsmöglichkeiten. Auch die Schaltvorgänge und die Maschinenreaktion werden sich nach ihren Angaben verbessern. Die Hydraulikkraft soll um fünf Prozent wachsen. Die Maßnahmen führen laut Technikchefin unter anderem zu verbesserter Ergonomie und optimiertem Lärmschutz, zu höherer Qualität, weniger Verbrauch und weniger Emissionen.

Die ehrgeizigen Ziele erfordern einen immensen Personalbedarf. Daher beschäftigt Cat rund 350 Mitarbeiter, die in den Natur- oder den Ingenieurswissenschaften ihren Doktor gemacht haben. Zu ihren Kollegen zählen rund 6000 Ingenieure weltweit. Die Entwicklungsteams brüten jede Menge Ideen aus: Das belegt unter anderem die Zahl von aktuell 3800 Patenten rund um den Globus. Im wichtigsten Entwicklungszentrum des Konzerns, im 1962 eröffneten Tech Center in Mossville in der Nähe von Peoria, arbeiten rund 1500 Mitarbeiter, davon etwa 1000 Ingenieure. Von diesen sind mehr als 300 im "Engine Lab" beschäftigt, in dem die Motoren weiterentwickelt werden. Hier geht es nicht nur um die Senkung von Schadstoffemissionen, sondern beispielsweise auch um die Lärmreduzierung. Zudem spielt die Hybridtechnik eine wichtige Rolle, wobei Cat von Modell zu Modell genau prüft, ob eine solche Lösung wirtschaftlich ist. In einem anderen Gebäudekomplex kümmern sich rund 200 Mitarbeiter um Antriebsstränge. Denn auch hier lässt sich mit verfeinerter Technik Treibstoff sparen.

Cat setzt in seiner Entwicklungsarbeit auf Schnelligkeit, Kostensenkung und höhere Qualität. Zum Erreichen dieser Ziele wurde im vergangenen Jahr das "Large Payload Structural Dynamics Lab" für Dauertests auf dem Gelände des Tech Center errichtet. Auf zwei Prüfständen werden hier Karosserien und Komponenten ordentlich durchgeschüttelt. Auf diese Weise ist es möglich, das gesamte "Arbeitsleben" einer Maschine in nur einem Monat zu simulieren. Ergänzend lassen sich die Belastungen auch am Rechner nachstellen.

In der Praxis ausprobiert werden die neuen Erkenntnisse zum Beispiel einige Meilen weiter auf einem Cat-eigenen Testgelände in einer neu errichteten Halle. In dieser können rund um die Uhr Maschinen unabhängig vom Wetter ausgiebig geprüft werden; Rechner erfassen automatisch alle Daten. Die moderne Technik ermöglicht deren globalen Austausch zwischen den auf allen Kontinenten tätigen Entwicklern in kurzer Zeit. Sie haben sogar die Möglichkeit, die Tests von ihrem jeweiligen Arbeitsplatz aus live auf dem Bildschirm zu verfolgen.

Qualität ist nicht nur eine Frage der Forschung, sondern auch der Herstellung. Konzern-Vizepräsident Rod Beeler sprach daher über das spezielle Produktionssystem von Cat (DPS). Dieses habe dazu geführt, dass 2009 die bislang höchste Qualität erreicht worden sei. Computersimulationen etwa hätten Abläufe und Effizienz in den Fabriken verbessert. Immerhin zählt der Hersteller 106 Werke auf allen Kontinenten, davon 53 in Nordamerika. Das Händlernetz soll das Seine zum Erfolg der Technik und damit zu dem der Kunden beitragen. Weltweit gibt es 180 mit knapp 132.000 Angestellten. Die Tier-IV-Schulungen für die Händlermitarbeiter haben begonnen. "Nach der bauma werden wir unsere Service- und Vertriebsmannschaft auf die neue Technologie vorbereiten", kündigte Giesbert Wickord an, Leiter Produktmanagement bei Zeppelin Baumaschinen in Garching. Wie Gruppenpräsident Stu Levenick berichtete, erwartet das Unternehmen nach 32,4 Milliarden im vergangenen Jahr für 2010 einen Umsatz von 38,1 Milliarden Dollar - wahrscheinlich je nach Konjunkturentwicklung sogar zehn bis 25 Prozent mehr. Noch vor rund 15 Monaten hatte Cat mit 57 Milliarden Dollar Umsatz für 2009 gerechnet, diese Zahl aber später deutlich nach unten revidiert. "Wir hatten einen unglaublichen Rückgang wie noch nie in der Geschichte, waren aber trotzdem immer profitabel", betonte er.

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