Mit Hindernissen

Alter Mauerwerksschornstein wurde gesprengt

Glauchau (ABZ). – Anfang Mai wurde der 46 m hohe Mauerwerkschornstein des ehemaligen Fahrzeuggetriebewerkes II in Glauchau als 448. Schornstein der Thüringer Sprenggesellschaft mbH zu Fall gebracht. Für Sprengingenieur Michael Neubert war es die erste Bauwerkssprengung in Eigenverantwortung.
Abbruch
Die Anzeichnungen zeigen die Vorbereitungsarbeiten vor der Sprengung. Foto: Thüringer Sprenggesellschaft

Seit Januar waren die insgesamt elf Gebäude der Industriebrache, die nach Einstellung der Produktion nach der Wende zum Teil noch bis 2015 den Funpark Glauchau beherbergten, durch die Firma Bauservice Fischer aus Zeitz bereits weitgehend abgebrochen worden. Die zum Abschluss der Abbruchmaßnahmen geplante Sprengung des Industrieschornsteines barg aufgrund der Lage in der Glauchauer Innenstadt gleich mehrere Herausforderungen.

Bedingt durch die räumliche Lage kam nur eine Fallrichtungssprengung in südwestliche Richtung in Frage. Im rückwärtigen Bereich liegt in einer Entfernung von 40 m bis 100 m die Häuserzeile der Fischergasse mit zum Sprengobjekt ausgerichteten Fensterfronten und Balkonen. Gemeinsam mit der Stadt Glauchau wurde daher bereits frühzeitig entschieden, diese Gebäude sowie ein Einfamilienhaus am Rande des Abbruchareals zu evakuieren. Unmittelbar neben dem geplanten Aufprallbereich befindet sich eine weitere, sehr unübersichtliche Industriebrache. Um auch diesen Bereich zu sichern, wurde eine Begehung des Areals soweit möglich und der zusätzliche intensive Einsatz einer Wärmebilddrohne der Feuerwehr geplant.

Am Wochenende vor dem geplanten Sprengtermin teilte eine Anwohnerin telefonisch mit, dass sich auf einem am Schornstein angebrachten Podest ein Turmfalkennest befinde.

Die für Montag vorgesehenen Vorbereitungsarbeiten konnten dementsprechend zunächst nicht aufgenommen werden. Ein Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde untersuchte mit Hilfe einer Drohne das Nest. Nach sorgfältiger Prüfung der Bilder konnte am Mittag festgestellt werden, dass dieses leer ist und die Sprengung dementsprechend durchgeführt werden kann.

Die Bohr- und Vorschwächungsarbeiten wurden gemeinsam mit der Firma Bauservice Fischer umgehend nach dieser Entscheidung aufgenommen. Der etwa 3 m hohe Sockel mit quadratischem Grundriss war zur Anlegung der Sprengzone nur schlecht geeignet, weshalb während der Planungen im Vorfeld die Entscheidung getroffen wurde, die Sprengung oberhalb in etwa 3,5 m Höhe durchzuführen. Außerdem konnten an dieser Stelle bereits vorhandene Fuchsöffnungen mit in das Sprengmaul integriert werden. Die 18 eingebrachten Bohrungen wurden am Vormittag des Sprengtages mit insgesamt rund 4,5 kg gelatinösem Ammonsalpetersprengstoff geladen. Da ab dem Mittag eine Gewitterwarnung galt, wurde als eine der Sicherheitsmaßnahmen das Zündsystem kurzfristig von elektrischer auf die deutlich unempfindlichere nichtelektrische Zündung umgestellt.

Glücklicherweise zog bis zum Sprengtermin jedoch kein Gewitter auf, sodass alle Vorbereitungs- und Evakuierungsmaßnahmen planmäßig durchgeführt werden konnten. Zahlreiche Zuschauer hatten sich auf einer angrenzenden Wiese und umliegenden Straßen eingefunden. 20 Minuten vor der geplanten Zündung wurde ein Anwohner festgestellt, der sich noch in seiner Wohnung versteckte. Dieser musste zunächst von der Polizei und der Feuerwehr noch aus dem Gefahrenbereich gebracht werden.

Mit einer leichten Verzögerung konnte letztlich um 16:12 Uhr die Sprengung ausgelöst werden. Der Kippvorgang setzte umgehend ein und der Schornstein ging mittig im vorbereiteten Fallbett nieder, ohne Schäden an der umliegenden Bebauung zu verursachen. Der rückwärtig unmittelbar am Schornstein vorbeiführende Mühlgrabensteig, in dem unter anderem auch eine Gasleitung verläuft, wurde im Vorfeld durch Gummimatten und Anhäufung von Bauschutt geschützt. Umfangreich durchgeführte Erschütterungsmessungen zeigten, dass an allen Messpunkten die jeweiligen Anhaltswerte deutlich unterschritten wurden und bereits in einer Entfernung von deutlich weniger als 100 m keine messbaren Erschütterungen mehr zu verzeichnen waren. Die Feuerwehr der Stadt Glauchau und die Firma Fischer trugen mit dem Einsatz von Hydroschildern und der Bewässerung des Fallbettes zur Reduzierung des entstehenden Staubes bei.

Am Ende ist festzustellen, dass die jederzeit gute Zusammenarbeit von Abbruchunternehmen, Sprengunternehmen und Behörden die Basis für die erfolgreiche Sprengung bildete. Es wurde gezeigt, dass mit guter Vorausplanung die Sprengung auch unter beengten Verhältnissen eine sichere und effiziente Abbruchmethode darstellt.

ABZ-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Geschäftsführer, Bauleiter, Sprengberechtigte,..., Peißenberg  ansehen
Servicetechniker m/w/d im bundesweiten Außendienst..., Weißenfells  ansehen
Bauhelfer (m/w/d) in Vollzeit, Frickenhausen  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

ABZ-Redaktions-Newsletter

Freitags die aktuellen Baunachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen