Mit Pflasterbelag saniert

Die Straße entwickelt sich zum Lebensraum

Böhl-Iggelheim (ABZ). – Die typische Dorfstraße einer pfälzischen Gemeinde ist gekennzeichnet durch eine schmale Fahrbahn und eine Grenzbebauung der Häuser bis an die oft sehr engen Gehwege. Der Vorteil: Durch Verzicht auf den Vorgarten vergrößert sich die wertvolle Gartenfläche hinterm Haus. Der Nachteil: Durch die enge Bebauung der Häuser bis an die Gehwege, wirken solche Straßen oft etwas beklemmend und bieten nur eine geringe Aufenthaltsqualität für deren Anwohner.
Die verkehrsberuhigte Mischverkehrsfläche aus einem Guss macht optisch was her und bietet genügend Platz für alle Verkehrsteilnehmer. Foto: Einstein-Fugentechnik

Eine gute Lösung für eine solche Straße fand man in der verbandsfreien Gemeinde Böhl-Iggelheim, in etwa 20 km südöstlich von Ludwigshafen am Rhein gelegen. Hier wurden bei der Sanierung einer innerörtlichen Wohnstraße besondere Maßnahmen ergriffen, sodass diese heute zunehmend von deren Anwohnern als Lebensraum genutzt wird.

Die Goldböhlstraße im Ortsteil Iggelheim gab schon lange Zeit kein wirklich attraktives Bild mehr ab: Eine brüchige Asphaltdecke, viel zu wenig Raum für Fußgänger und zu schneller Verkehr in dieser 30-Zone waren den Anwohnern ein Dorn im Auge. Durch eine grundlegende Sanierung der etwa 400 m langen Straße im Jahr 2019, sollte sich dies ändern. Andreas Mangold vom Planungsbüro Piske aus Ludwigshafen beschreibt den planerischen Ansatz: "Wir treffen immer wieder auf die Situation, dass die Gesamtbreite der Straße zu schmal ist, um eine klassische Trennbauweise mit Gehwegen und Fahrbahn zu realisieren. Früher wurden die Gehwege oft sehr schmal angelegt, um dem Autoverkehr Platz zu machen. Da diese Trennbauweise nicht möglich war, haben wir eine Mischverkehrsfläche geplant, mit einer Beschilderung eines verkehrsberuhigten Bereiches", so Mangold.

Aus gestalterischen Gründen kam für die Planer nur ein farbiger Pflasterbelag in Frage, der die Flächen optisch aufwertet. Wegen des möglichen Schwerlastverkehrs und den zu erwartenden Gehwegüberfahrten erhielten Fahrbahn und beide Gehwege sowie die Mischverkehrsfläche einen Oberbau gemäß Belastungsklasse 1,8 nach RStO 12 mit 65 cm Oberbaustärke. Daher sollte auch der Pflasterbelag den Verkehrsbelastungen gewachsen sein, damit die Fahrbahn auf Dauer keinen Schaden nimmt. Welches Pflastersystem erfüllt aber diese beiden Kriterien in gleicher Weise? Fündig wurden die Planer bei dem System "CombiStabil" aus dem Hause Beton Pfenning aus Lampertheim. Dieses Betonpflaster aus der Einstein-Pflasterfamilie im Format 18 x 24 cm verfügt über eine bestimmte Verbundtechnologie, die eine Belastung bis BK 3,2 erlaubt. Verantwortlich hierfür sind Verbundelemente, die paarweise so angeordnet sind, dass eine Verschiebung der Steine gegeneinander verhindert wird.

Damit die zur Aufnahme von Verkehrsbelastungen notwendige Fuge stets eingehalten wird, verfügt dieser 10 cm dicke Pflasterbelag über die sogenannte D-Punkt-Fugentechnik. Diese sorgt dafür, dass es bei der Verlegung der Steine nur zu einer punktuellen, minimalen Berührung an den Steinunterkanten kommt. Anders als bei vielen anderen Verbundpflastern mit Abstandhalter- oder Verbundnockensystemen, bleibt der Anteil der Fläche, an dem sich die Steine berühren deshalb sehr gering. Eine Knirschverlegung wird so vermieden, die zur Aufnahme von Verkehrsbelastungen notwendige Fuge wird stets eingehalten und so eine optimale Kraftübertragung zwischen den Steinen gewährleistet. Schub- und Horizontalkräfte, die der Verkehr auf der Fläche verursacht, werden über das Fugenmaterial abgepuffert und gleichmäßig in die Tragschichten weitergeleitet.

Andreas Mangold: "Damit ist dieses System auch für die Goldböhlstraße bestens geeignet. Immerhin wird diese nicht nur von Pkw, sondern auch von Müllfahrzeugen und Lieferwagen befahren. Dank der besonderen Verbundwirkung des Pflastermaterials, können diese der Fläche keinen Schaden zufügen." Ein weiterer Vorteil einer solchen Baulösung ist seine optische Wirkung. Hierzu Mangold: "Weil die gesamte Fläche aus einem Guss befestigt wurde, wirkt der gesamte Straßenraum optisch breiter – beinahe so, als wenn mehr Raum zwischen den eng gegenüberstehenden Häusern geschaffen worden wäre. Im Gegensatz zum bisherigen Asphaltbelag fügen sich die Steine, die hier auf 1500 Quadratmetern im Farbton Weinlaub verlegt wurden, sehr harmonisch in das Umfeld ein und bilden eine Einheit mit den Fassaden der Häuser." Um die 30-Zone durch die scheinbare Verbreiterung nicht in eine Rennpiste zu verwandeln, wurde die Fahrbahn auf weiteren 1000 m² mit dem System CombiStabil in grau gepflastert. Hierdurch entstehen optische Effekte, die zu einer Verkehrsberuhigung beitragen sollen. "In diesem Bereich erfolgt die Trennung von Fahrbahn und rotem Gehweg zumindest optisch ganz bewusst", so Mangold.

Als weitere Maßnahme zur Aufwertung der Straße dient eine graue Verbundmuldenrinne, die die Flächen optisch unterteilt. Diese bietet einen guten Kontrast zum Pflaster und zeigt den Straßenverlauf an. Der Vorteil: Da die Rinne ebenso aus der Einstein-Familie stammt, bleibt die Verbundwirkung über die gesamte Straßenfläche erhalten. "Das Ergebnis kann sich sehen lassen", führt Andreas Mangold aus. "Die Goldböhlstraße hat durch die Sanierung deutlich an Attraktivität gewonnen – im Sommer beobachtet man hier wieder mehr Leben auf der Straße – der gesamte Straßenraum wird dann sozusagen zum Lebensraum der Anwohner." Aber auch technisch ist der Planer von dieser Lösung überzeugt: "Trotz intensiver Nutzung der Flächen seit Fertigstellung der Sanierung, sind keine Beeinträchtigungen zu erkennen. Daher wird diese Lösung nach Auskunft der Gemeinde auch für weitere ähnlich gelagerte Sanierungsprojekte immer wieder herangezogen", so Mangold.

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