Mitten durchs Londoner Zentrum

Acht "TBM-Ladies" sorgen für Tempo beim Tunnelbau

Herrenknecht Tunnelbau
Am 10. Mai hatte TBM "Elizabeth", die Schwestermaschinen von Victoria, Durchbruch. Gemeinsam haben die beiden EPB-Schilde die 8,3 km lange Zwillingsröhre von Limmo Peninsula bis Farringdon aufgefahren. Auf ihrem Weg durchfuhren sie die Canary Wharf station box, Stepney Green shaft, Whitechapel station und Liverpool Street station.

LONDON/GROßBRITANNIEN (ABZ). - London ist die eigentliche Wiege des modernen Tunnelbaus. Hier begann 1825 die erste erfolgreiche Flussunterquerung mithilfe einer mechanischen Vortriebskonstruktion. Um dem sandig weichen Boden unter der Themse Herr zu werden, entwarf der Architekt Marc Brunel mit seinem Sohn Isambard Kingdom Brunel ein spezielles Stahlgerüst. In dessen Schutz gruben Arbeiter den Tunnel, während gleich dahinter Maurer die Wände mit Ziegeln verstärkten. Das war die Geburtsstunde der Schildvortriebsmaschine. Bis zur Fertigstellung des Themse-Tunnels brauchte es 18 Jahre – damals eine außerordentliche Pionierleistung. Das Prinzip, in weichen Böden die Ortsbrust abzustützen und im Schutz eines Schildes den Tunnel auszubauen, ist geblieben. Doch bohren sich heutzutage Tunnelvortriebsmaschinen mit Ø von bis zu 19 m durch das Erdreich. Mit moderner Vortriebstechnik entstehen Pionierbauwerke ganz anderer Dimension. Ganz vorneweg steht dafür das Crossrail-Projekt in London, ein dreijähriger Tunnelbaumarathon, der jetzt erfolgreich abgeschlossen werden konnte.Mit dem Durchbruch der auf den Namen "Victoria" getauften Herrenknecht Tunnelbohrmaschine (TBM) am 23. Mai schreibt London erneut Tunnelbaugeschichte. Victoria ist die letzte von acht Herrenknecht TBM, die gemeinsam 42 Tunnelkilometer mitten durch das Herz von London gegraben haben. Das Team aus Victoria, Elizabeth, Phyllis, Ada, Jessica, Ellie, Sophia und Mary hat dabei enorm Tempo gemacht. Bei der offiziellen Durchbruchsfeier am 4. Juni sagte Großbritanniens Premier Minister David Cameron: "Crossrail stellt eine ingenieurstechnische Höchstleistung dar, die dazu beitragen wird, die Lebensqualität der berufstätigen Bevölkerung in London und den umliegenden Gebieten zu verbessern. Darüber hinaus ist das Projekt wesent-licher Teil unseres auf lange Sicht ange-legten Plans für den Aufbau einer widerstandsfähigeren Wirtschaft, in dem Unternehmen in ihrem Wachstum, ihrer Wettbewerbsfähigkeit und bei der Schaffung von Arbeitsplätzen über die gesamte Lieferkette hinweg unterstützt werden."

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Die Tunnelbohrmaschine Victoria beim Einheben in den Startschacht Limmo Peninsula. Von hier bohrte sich die Vortriebsmaschine von Herrenknecht von Ost nach West durch das Londoner Zentrum. Auf einer Strecke von 8,3 km unterfuhr sie unter anderem Europas größtes Bankenviertel Canary Wharf. Fotos: Herrenknecht

Crossrail bildet eine neue, bedeutende West-Ost-Verbindung durch die verstopfte 8 Mio. Einwohner Metropole. Fünf zwei-röhrige Tunnel von insgesamt 21 km Länge mit zehn neuen Stationen verbinden die vorhandenen Ost- und Westlondoner Bahnnetzte. Die neue Bahnstrecke wird sich von Reading und Heathrow im Westen durch das Londoner Zentrum bis nach Shenfield und Abbey Wood im Osten erstrecken. Andrew Wolstenholme OBE, Crossrail Chief Executive, lobte die Teams zum Abschluss der Arbeiten: "Crossrail wurde innerhalb des vorgegebenen zeitlichen und finanziellen Rahmens ausgeführt. Es wird das Verkehrsverhalten der Menschen in London verändern. Unser hoch qualifiziertes Team hat in den letzten drei Jahren unermüdlich gearbeitet, um die neuen Haupttunnel unter eine der verkehrsreichsten Städte der Welt zu bauen. Neue Herausforderung wird nun die komplizierte und umfangreiche Aufgabe sein, den Tunnel und die Stationen für die Inbetriebnahme von Crossrail auszubauen."Der Bauherr, die Crossrail Ltd (CRL), hatte drei Joint Ventures mit dem Bau der fünf Tunnelabschnitte beauftragt: Bam/Ferrovial/Kier JV mit dem Western Tunnels, Dragados/SISK JV mit den drei Abschnitten der Eastern Tunnels und Hochtief /Murphy JV mit dem Thames Tunnel. Alle drei Joint Ventures vertrauten zu 100 % auf Technologie von Herrenknecht. Das Unternehmen aus Schwanau in Baden-Württemberg lieferte sechs Erddruckschilde (EPB) für den Bau der Eastern- und Western Tunnels durch Londoner Ton, Sand und Kies. Zwei Herrenknecht Mixschilde fuhren den Thames Tunnel bis zu 15 m tief unter dem Flussbett auf.Die TBM bahnten sich bis zu 40 m tief ihren Weg unter einigen der teuersten Immobilien der Welt vorbei an vorhandenen Metrolinien, Abwasser-, Ver- und Entsorgungskanälen sowie Gebäudefundamenten. Die Maschinen mit einem Schilddurchmesser von 7,08 m sind 147 m lang, wiegen bis zu 1100 t und haben eine Antriebsleistung von bis zu 1920 kW. Für die zielgenaue Steuerung waren alle acht Maschinen mit Navigationssystemen der Herrenknecht-Tochter VMT ausgestattet. Betrieben von max. 20 Mann pro Schicht – zwölf Mann auf der TBM, acht auf dem Nachläufer und über Tage – fuhren die Maschinen 24 Std. am Tag, sieben Tage die Woche.Sie erreichten Vortriebswerte von bis zu 72 m (45 Tübbingringe) am Tag. Solche Leistungen basieren auf der perfekt abgestimmten Zusammenarbeit zwischen allen Projektbeteiligten. "Herrenknecht verkauft nicht einfach eine Maschine und hinterlässt lediglich eine Telefonnummer. Die Herrenknecht-Leute sind vielmehr immer auf der Baustelle: Ich habe zu jeder Zeit Ansprechpartner," stellte Roger Escoda, Tunnel Manager Dragados/SISK Joint Venture fest. Herrenknecht lieferte die Maschinen samt umfassenden Service-Leistungen. Dazu gehörten die Assistenz bei der Montage und Demontage der TBM auf den Baustellen, die Beistellung von Baustellen-Personal zur Vortriebsbegleitung und die Lieferung von Abbauwerkzeugen und Ersatzteilen. Darüber hinaus entwickelte Herrenknecht mit seinen Kunden individuelle Lösungen, bspw. für die Demontage in engen Schachtverhältnissen, für das Durchziehen von Maschinen durch Stationen sowie die Transportplanung für den zweiten Einsatz zweier TBM an einem anderen Abschnitt. "Das Crossrail-Projekt zeigt, wie sehr gute Organisation und die enge Zusammenarbeit der einzelnen Spezialisten es ermöglichen, Projekte dieser enormen baulogistischen Komplexität innerhalb sehr anspruchsvoller Zeitvorgaben und verbindlicher Budgetpläne mit maximaler Sicherheit umzusetzen", so das Fazit von Dr. E. h. Martin Herrenknecht, Gründer und Vorstandvorsitzender der Herrenknecht AG, zum erfolgreichen Abschluss der Tunnelvortriebe.

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