Modellorientierte Planung
Wirtschaftlichkeit am Bau durch digitales Informationsmanagement erhöhen
von: Dr. Johannes WesselsOsnabrück (ABZ). – Seit fast 60 Jahren realisiert die pbr Planungsbüro Rohling AG mit Stammhaus in Osnabrück qualitativ und quantitativ herausfordernde Projekte in Planung und Bau. Als Generalplaner mit aktuell 570 Mitarbeitern an insgesamt zehn Standorten innerhalb der Bundesrepublik bietet das Unternehmen fachspezifische Planungsleistungen jedweder Art. Zum Leistungsumfang gehört darüber hinaus die objektnahe Gesamtplanung im gesamten Bundesgebiet. Nicht zuletzt offeriert eine Unternehmensniederlassung in St. Petersburg Planungsleistungen "aus einer Hand" für den russischen sowie den GUS-Markt. Die pbr AG setzt dabei auf eine modellorientierte Planung. Ziel ist, die Vorteile einer höheren Planungs- und Informationsqualität mit Bezug auf Kosten- und Termineinhaltung bereits in frühen Planungsphasen an den Bauherren weiterzugeben. Aus diesem Grund führte pbr vor einigen Jahren eine konsequente, unternehmensübergreifende Planung nach der BIM-Methode (Building Information Modelling) im zentralen Modell ein.
Informationsmanagement
Mit der Umstellung von planorientierter Planung (AutoCad) hin zu modellbasierter BIM-Planung (Revit) wurden neue Unternehmensprozesse im Hause pbr entwickelt. Es waren sowohl im Hard- als auch im Softwarebereich neue Lösungsansätze erforderlich. Neben einer Bandbreitenanpassung der Verbindungen zwischen den pbr-Standorten wurde die zentrale Serverlandschaft grundlegend erneuert und auf diese Weise die technische Basis für eine standortübergreifende, planerische Zusammenarbeit im Unternehmen geschaffen. Aus diesem Grund wurden sämtliche, bei pbr etablierte, zentrale digitale Prozesse und Datenstrukturen in dieser Umstellungsphase intensiv durchleuchtet und auf Ihre Kompatibilität mit einem durchgängigen BIM-Prozess hin untersucht. Dabei stellte das Unternehmen fest, an welchen Stellen strukturelle Änderungen erforderlich sind und von welcher Art diese sein sollten. So war bspw. das bestehende Dokumentenmanagementsystem (DMS) nicht in der Lage, die Anforderungen einer revisionssicheren Dokumentation im Umgang mit zentralen BIM-Modellen und deren Größe zu erfüllen. Aus diesem Grund entschied sich pbr, eine neue Lösung zum Management von Projektinformationen zu implementieren.Wissensdatenbank für Projekte
Bei einer planorientierten Arbeitsweise basiert die Projektarbeit auf unzähligen kleinen Dateien. Modellorientiertes Planen hingegen bedeutet, dass alle beteiligten Parteien – ob Architekten, Tragwerksplaner oder TGA-Fachplaner – bereits von Projektbeginn an gemeinsam an einem zentralen Modell arbeiten. Das hat zur Folge, dass bereits in den frühen Leistungsphasen eine Fülle von Informationen zusammenkommt, die die Dateigröße von 200 oder 300 Megabyte (MB) schnell überschreitet. Klassische DMS-Systeme können damit schon zu Beginn der Projektarbeit an ihre Grenzen stoßen, da sie Datenmengen größer als 150 oder 200 MB über eine "Back-End-to-Front-End Lösung" oft nicht mehr einwandfrei beherrschen.ABZ-Stellenmarkt
Die Herausforderung im Projekt besteht vor allem darin, diese riesige Menge an Informationen selektiv zu filtern. Es ist von Bedeutung, zentrale Informationen, bspw. welcher Partner welchen Plan innerhalb des Zentralmodells als letzter bearbeitet hat und in welchem Meeting genau dieser verwendet wurde, stets abrufen zu können. Für derartige Versionsvergleiche von Plänen in der Kommunikation mit dem Bauherren diente zu Zeiten einer klassischen, planorientierten Projektbearbeitung die Diskussion an ausgedruckten Plänen. Eine Software für Projekt-Informationsmanagement (PIM) schafft es, im Gegensatz zu starren IT-Systemen, wie bspw. DMS, diese Informationsvielfalt im digitalen Zeitalter zu beherrschen.So steht der pbr AG heute ein digitaler Leuchttisch in der Newforma-Software zur Verfügung und ein Vergleich zwischen zwei Planständen findet mittels Schieberegler am Computer statt. Voraussetzung ist lediglich ein gut funktionierender Breitband-/Internetanschluss.Über eine intelligente Suchfunktion, die Informationen kontextbasiert in E-Mails, in Word-, Excel- oder PDF-Dateien, in DWG-Plänen oder Revit Modellen findet, können sich alle Mitarbeiter, auch diejenigen Kollegen, denen Projekthintergründe nicht umfassend bekannt sind) in kürzester Zeit mit allen wesentlichen Informationen vertraut machen. Auf diese Weise haben Mitarbeiter diese Informationen, etwa während eines Telefonats mit einem an Planung oder Bau beteiligten Partner, in nur wenigen Minuten präsent.
Integrierte Kommunikation
Eine modellbasierte Planung erfordert immer eine optimal gesicherte Einbindung externer Partnerunternehmen. Schließlich gehört es zum Tagesgeschäft, sehr große Dateien, etwa im dwg- oder rvt-Format, untereinander auszutauschen. Modelldateien wie diese sind viel zu groß, um sie per E-Mail zu versenden. Und beim Teilen via Hosting-Dienste ist die erforderliche Sicherheit nicht gewährleistet. Ein PIM-System bietet die Möglichkeit, Partnerfirmen und den Bauherren bei freier Definition der Zugriffrechte ohne zusätzliche Lizenzkosten in bestimmte, für die Zusammenarbeit relevante Projektinformationen einzubinden. Die Sicherung erfolgt dabei über eine Firewall und einen eigenen Info-Exchange-Server auf der Planerseite. Eine PIM-Softwarelösung erlaubt neben der Freigabe von Laufwerksbestandteilen außerdem die Bereitstellung von Datensätzen für Projektpartner zum Download.Auf diese Weise können beteiligte Firmen strukturiert und ohne Sicherheitsrisiken an der Projektarbeit mitwirken. Ein weiterer Vorteil: Das System erlaubt über einen Viewer auch die Sichtung von Plänen. Die Projektpartner benötigen keine eigenen CAD-Softwarelizenzen, um die Plandateien einzusehen. So können Versionsvergleiche, wie früher am Leuchttisch, direkt innerhalb einer Besprechung am Bildschirm erfolgen. Auch die Anschaffung eines eigenen virtuellen Projektraums beim Bauherren – das sind oft sehr teure Software-Tools – ist mit einem PIM-System nicht mehr erforderlich. Bauherren und beteiligte Partner nutzen lediglich den Zugang über ein Web-Interface mit beliebigem Web-Browser direkt in das Projekt mit allen relevanten Informationen. Agiert die pbr AG als Generalplaner, lassen sich auf diese Weise bspw. auch Sicherheits- und Gesundheitskoordinatoren (SiGeKo) einbinden.