Moderne Holzbrücken

Mit konstruktiven Schutz zur nachhaltigen, ästhetischen Bauweise

Schwäbisch Hall (ABZ). – Holzbrücken, die in der Geschichte Jahrhunderte überdauerten, wurden überdacht ausgeführt. Aufgrund neuer Materialien, präziser Fertigungsmethoden und innovativer Techniken kann der konstruktive Schutz heutzutage auch ohne Überdachung gewährleistet werden.
Schaffitzel Holzindustrie Holzbrücke Brückenbau
Der Holzträger der Dornier- und Zeppelinbrücke in Wangen wurde monolithisch über Gewindestangen in die beiden Widerlager eingespannt: Die 78 cm langen Gewindestangen wurden in den Holzbrückenkörper eingeklebt, die überstehenden Enden anschließend in die Bewehrung des Widerlagers eingebunden und einbetoniert. Foto: Schaffitzel Holzindustrie

Bei gewissenhafter Planung und Ausführung weisen auch offene Holzbrücken die gleiche Langlebigkeit auf wie überdachte Holzbrücken oder Brücken in Beton- oder Stahlbauweise. Die konsequente Beachtung der Regeln des konstruktiven Schutzes machen sie zu langlebigen, wartungsarmen und ästhetisch ansprechenden Bauwerken, die nicht nur technisch, sondern auch ökologisch zukunftsweisend sind.

Wie sieht ein solcher konstruktiver Schutz in der Praxis konkret aus? – Anhand zweier Beispiele, welche im Zuge der Vorbereitungen für die Landesgartenschau in Wangen 2024 realisiert wurden, sollen im Folgenden mögliche Maßnahmen des konstruktiven Schutzes im Holzbrückenbau skizziert werden.

Das erste Beispiel ist die Fußgänger und Radwegbrücke "Elsbeth-Fueg-Brücke", die in Wangen die Oberen Argen überspannt und das Schulzentrum mit den östlichen Stadtteilen verbindet. Die Objekt- und Tragwerksplanung für diese Brücke wurde vom Ingenieurbüro Miebach erstellt, die Werkstattplanung, Fertigung und Montage erfolgte durch die Schaffitzel Holzindustrie. Bei der Konstruktion handelt es sich um eine zweiteilige, 38 m lange und 4 m breite Brettschichtholz-Blockträgerbrücke. Die beiden Blockträger werden über stählerne Querschotte miteinander gekoppelt. Der Anschluss an die auskragenden Betonwiderlager erfolgt gelenkig über kraftflussoptimierte Stahlbauteile. Bei den Brettschichtholzträgern selbst handelt es sich um einachsig gekrümmte und überhöhte Bauteile.

Der Schutz der Holzkonstruktion wird durch mehrere Maßnahmen sichergestellt:

Beide Maßnahmen schützen nach Unternehmensangaben das Holztragwerk effizient vor Schlagregen, sodass keine zusätzliche Verkleidung oder gar chemische Holzschutzmittel notwendig werden.

Zusätzliche Abdichtungen: Unter den Plattenfugen des Natursteinbelages wurden Edelstahlrinnen mit nach außen gehendem Gefälle und Abtropfkanten angebracht, die eventuell eindringende Feuchtigkeit gezielt nach außen ableiten. Damit wurde zwischen Belag und Brückenkörper eine Unterkonstruktion ausgebildet, die durch Holzquerträger weiter stabilisiert wurde. Diese Unterkonstruktion ermöglicht zudem eine ausreichende Querlüftung, um ggf. auftretende Feuchte infolge Tauwasseranfall abzuführen. Ein vertikales Aluminiumlüftungsgitter entlang des Brückenkörpers dient als Insekten- und Vogelschutz der Hinterlüftungsebene. Als zusätzliche Redundanz wurde oberseitig auf den Blockträgern eine diffusionsoffene Unterdeckbahn angebracht, die mit den seitlichen Tropfprofilen flächig verklebt wurde.

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Der Holzbrückenkörper der Elsbeth-Fueg-Brücke ist im 60-Grad-Winkel zur Horizontalen abgestuft, wodurch er vor Schlagregen geschützt wird. Gleichzeitig ragt der Belag aus Natursteinplatten mit 36 cm hinaus und bildet somit einen weiteren Regenschutz des darunterliegenden Tragwerks. Foto: Conné van d` Grachten

Als zweites Beispiel sollen zwei baugleiche Fußgänger- und Radwegbrücken dienen, die ebenfalls im Rahmen der Landesgartenschau Wangen umgesetzt wurden – die "Dornier- und Zeppelinbrücke". Die Objekt- und Tragwerksplanung dieser Brücken wurde von schlaich bergermann partner erbracht, Generalunternehmer war die Firma Xaver Lutzenberger. Auch hier war die Schaffitzel Holzindustrie für Werkstattplanung, die Fertigung und Montage verantwortlich. Es handelt sich um zwei Holz-Beton-Verbundbrücken mit je 46 m Länge und 4 m Breite. Jede Brücke verfügt über zwei Blockträger, welche monolithisch mit den Widerlagern verbunden sind. Dadurch konnten die Holzträger in der Mitte sehr schlank ausgeführt werden.

Maßnahmen des konstruktiven Holzschutzes:

Der Holz-Beton-Verbund dieser integralen Brücke wird in der Fläche über 3 cm tiefe und 15 cm breite Schubkerven im Abstand von 55 cm gewährleistet, die über die gesamte Oberseite des Holztragwerks eingefräst wurden. Zwischen den Kerven wurden Vollgewindeschrauben im Abstand von 10 cm und 20 cm eingedreht, um eine Übertragung der Querzugkräfte zwischen Beton und Holz zu ermöglichen. Über einbetonierte Gewindestangen wurde der Holzträger monolithisch in die beiden Widerlager eingespannt: Die 78 cm langen Gewindestanden wurden in den Holzbrückenkörper eingeklebt, die überstehenden Enden dann in die Bewehrung des Widerlagers eingebunden und einbetoniert.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass mit Abdeckungen, doppelten Abdichtungsmaßnahmen, seitlichen Abtreppungen, Überständen, gezielten Wasserableitungen, integralen Verbindungen und Feuchtemonitoring zahlreiche Methoden des konstruktiven Holzschutzes beim Brückenbau angewandt werden können. Die Lebensdauer dieser Bauwerke kann dadurch signifikant verlängert und vergleichsweise wenig Wartungsaufwand sichergestellt werden.

Besonders in Zeiten wachsender ökologischer Herausforderung ist der Holzbrückenbau nach Unternehmensangaben ein wichtiger Beitrag zu einer klimafreundlichen Bauweise. Denn während ihrer gesamten Lebensdauer speichern Holzbrücken mehr CO2, als bei ihrer Herstellung und Nutzung freigesetzt wird.

Mit Projekten wie der Elsbeth-Fueg-Brücke und den Dornier- und Zeppelinbrücken wird deutlich, welches Potential der Holzbrückenbau besitzt um die Zukunft des Brückenbaus nachhaltig mitzugestalten.

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