Molteo digitalisiert die Baubranche

Smartes Konzept erleichtert Schnittstellenkoordination

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Jonas Stamm leitet die Geschicke der Protonaut GmbH und hat mit Molteo ein digitales Verwaltungstool für die Baubranche entwickelt. Fotos: Protonaut/Molteo

Jonas Stamm ist Geschäftsführer der Protonaut GmbH und digitalisiert mit seinem Start-up und der Plattform Molteo derzeit die Baubranche. Mit ABZ-Volontärin Julia Gräßler sprach er über die Entwicklung und den Mehrwert seines Digitalisierungskonzeptes – und darüber, wie Bauunternehmen in herausfordernden Zeiten sowohl für "alte Hasen" als auch für Nachwuchskräfte attraktiv sein können.ABZ: Herr Stamm, wie sind Sie zur Baubranche und schließlich zu Ihrem Digitalisierungsansatz für die Branche gekommen?Stamm: Mir wurde schon früh gesagt: 'Jonas, du hast zwei linke Hände, mach' mal besser nichts im Bau.' Allerdings kommt meine Familie aus der Branche, ebenso wie viele meiner Freundinnen, Freunde und Bekannten. Daher war mir das Terrain nicht unbekannt – ich bin vielmehr damit aufgewachsen. Studiert habe ich Software-Entwicklung, unter anderem in Dänemark und Stanford. Mein Fokus lag schon immer auf Software-Lösungen, die den Papieraufwand bei der Arbeit minimieren sollten. Das ist auch für viele Bauunternehmen ein großes Thema, wie ich von familiärer Seite aus mitbekam. Durch meinen Aufenthalt im Ausland wiederum kam bei mir immer wieder die Frage auf, weshalb Firmen in den USA oder Dänemark oft so viel fortschrittlicher in ihrer digitalen Bauorganisation und Papierführung waren als Deutschland. In dieser Hinsicht ist mir aufgefallen, wie motiviert die Mitarbeitenden waren, mit digitalen Tools zu arbeiten – in Deutschland hingegen habe ich oftmals Beschwerden darüber gehört, dass die Organisation schleppend voranginge und mühsam sei. Dagegen wollte ich etwas unternehmen. Daher habe ich angefangen, gemeinsam mit Polieren und Bauleitern eine App zu entwickeln, um die Schnittstellenkoordination und -organisation zwischen den am Bau Beteiligten zu vereinfachen.ABZ: Wie funktioniert die Molteo-App und welche Dienstleistungen, Produkte und Systeme bieten Sie damit an?Stamm: Mit Molteo bieten wir die einfachste Projekt- und Ressourcen-Management-Software im Baugewerbe an. Mithilfe der App können Anwender den gesamten Projektzyklus abdecken und sowohl Maschinen als auch Personal verwalten, Arbeitszeiten erfassen oder Bestände dokumentieren. Das beinhaltet alle Bereiche von Ressourcen-Disponierung, Bauablaufplanung, Personaleinsatzplanung und dergleichen. Molteo ist das Bindeglied zwischen Baustelle und Büro und soll die Arbeit vor Ort so einfach wie möglich machen. Dabei stellen wir den Unternehmen beispielsweise frei, ob sie unsere Ressourcen-Disponierung nutzen möchten oder ob sie auf eine schon bestehende zugreifen wollen. Ist Letzteres der Fall, gliedern wir das entsprechende System in unsere App ein, sodass die Anwender bequem mit dieser Lösung arbeiten können. Dadurch wiederum entfällt unter anderem die doppelte Instandhaltung der eingegebenen Daten.

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Auch auf der Baustelle können die Mitarbeitenden die Arbeitsschritte mit Molteo im Blick behalten, so etwa über das Tablet oder Smartphone.

ABZ: Was macht Molteo anders oder besser als die Lösungen anderer Software-Anbieter, die es mittlerweile zuhauf gibt?Stamm: Unser Leitsatz ist 'Gewinne den Mitarbeiter'. Es ist unser größtes Anliegen, die Mitarbeitenden auf der Baustelle dazu zu bringen, unsere App gern zu nutzen und als Arbeitserleichterung wahrzunehmen. Dabei ist es egal, in welchem Gewerk der oder diejenige tätig ist. Wir nutzen einen eher spielerischen Zugang, auch, um damit jüngere Menschen zu begeistern, die ihre Arbeit im Baugewerbe aufnehmen. Abgesehen davon hat in der Vergangenheit auch ein App-Angebot gefehlt, das die Mitarbeitenden – egal, welcher Altersstufe – entsprechend dafür belohnt, die administrative Vorarbeit fürs Büro zu leisten, indem die Daten schon einmal digital eingepflegt werden. So kann für die Kolleginnen und Kollegen etwa ein Team-Event oder Ähnliches winken, wenn sie die App als selbstverständliches Tool nutzen. Das hängt natürlich davon ab, was die einzelnen Unternehmen ihren Mitarbeitenden anbieten möchten. Für uns ist es auch ein gutes Zeichen und ein Gewinn, wenn die Firmen unsere App für ihre Organisation nutzen und auch ältere Mitarbeitende Molteo ohne Schwierigkeiten verwenden. Gerade um sicherzustellen, dass sich auch Kolleginnen und Kollegen 'mittleren Alters' nicht davor scheuen, die App zu nutzen, haben wir das System so simpel wie möglich gestaltet. Der Schlüssel liegt darin, alle Beteiligten zu motivieren, es selbst auszuprobieren. So merken sie, dass man mit unserer Lösung gut arbeiten kann, egal, ob man digital affin ist oder dem ganzen eher skeptisch gegenübersteht.ABZ: Wer ist Ihre Zielgruppe? Welche Unternehmensgrößen wollen Sie mit Ihrer Lösung ansprechen? Kleine, mittelständische oder große Konzerne – oder alle?Stamm: Typischerweise sprechen wir Unternehmen an, die im Hoch- und Tiefbau sowie im Straßen- und im Garten- und Landschaftsbau tätig sind. In der Regel eignet sich Molteo für Firmen, die 20 oder mehr Mitarbeitende beschäftigen. Bei dieser Größe müssen Arbeitsabläufe durchaus über mehrere Schnittstellen kommuniziert werden. Daher empfiehlt sich unsere App für ebendiese Firmen. Große Konzerne sprechen wir noch nicht aktiv an, weil der Vertriebsweg dort zu lang ist; momentan haben wir unser Ausgenmerk auf mittelgroße und innovative Unternehmen gerichtet, die Lust darauf haben, mit unserer App zu arbeiten. Für Firmen, die bis zu fünf Mitarbeitende beschäftigen, ist unsere Software-Lösung kostenfrei. Wachsen diese kleinen Unternehmen über diese Mitarbeiterzahl hinaus, zahlen sie erst dann für die entsprechenden Lizenzen.ABZ: Wieviele Kunden nutzen Molteo bereits? Wie ist das bisherige Feedback ausgefallen?Stamm: Aktuell tummeln sich etwa 280 ganz unterschiedlich große Unternehmen auf der Molteo-Plattform. Häufig fällt das Feedback positiv aus, die Bedienerfreundlichkeit und die Einfachheit der App seien unübertroffen. Viele unserer Kunden sind 'gebrandmarkte Kinder', die in der Vergangenheit schon ein, zwei oder mehrere Versuche mit Software-Lösungen unternommen haben, die den organisatorischen Aufwand vereinfachen sollten. Nicht immer hat das funktioniert. Daher waren einige der Firmen skeptisch, was die Nutzung von Molteo anbelangt. Allerdings haben auch diese Kunden nun gute Erfahrungen machen dürfen und sind beeindruckt, wie gut die Zusammenarbeit funktioniert.Natürlich konnten wir mit der Zeit einige Verbesserungen in Molteo vornehmen. So zum Beispiel, dass Unternehmen ihren Mitarbeitenden nun Projekte zuteilen können – und nicht anders herum. Diese Änderung klingt vielleicht erst einmal 'banal', hat aber unter unseren Kunden für Begeisterung gesorgt, weil es die Organisation und das Zurechtfinden innerhalb der App noch einmal deutlich erleichtert hat.

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Fachkräfte im Büro können mithilfe der Systemlösung Zeitpläne und Mitarbeiter-Zuteilungen überblicken und koordinieren.

ABZ: Gab es denn auch schon einmal negative Stimmen zu Molteo?Stamm: Ja, das ist auch schon vorgekommen. Aber eher in der Hinsicht, dass Firmen dann vollumfängliche Allrounder-Lösungen gesucht haben. Dort kam die Frage auf, weshalb wir in unserer Software nicht auch Finanzbuchhaltung anbieten. Wir bereiten die Daten mithilfe von Molteo auf und sorgen für eine reibungslose Schnittstellenkoordination. Für Wünsche, die über ein gewisses Maß hinausgehen, sind wir dann aber nicht der passende Partner.Zu Beginn unserer Entwicklungen hatten wir auch mit der Netzabdeckung zu kämpfen. Daher haben wir etwa eineinhalb Jahre unserer Entwicklungszeit in den Bereich Offline-Fähigkeit investiert. Das heißt, die eingegebenen Daten werden synchronisiert, sobald eine stabile Internetverbindung besteht.ABZ: Wie steht es um die Digitalisierung innerhalb der Baubranche? Hat die Corona-Pandemie hier Ihrer Ansicht nach etwas verändert?Stamm: Meiner Auffassung nach herrscht nach wie vor ein gewisser Nachholbedarf, was die Digitalisierung am Bau anbelangt. Sieht man sich die Prozentzahlen an, liegt die Rate innerhalb der Baubranche bei 4 Prozent. In der Landwirtschaft sieht das mit knapp 26 Prozent schon anders aus. Da ist schon eine deutliche Differenz sichtbar. Dennoch erkennen wir einen starken Wandel. Die Unternehmen, für die Molteo vielleicht im vergangenen Jahr noch nicht interessant war, kommen nun auf uns zurück. Ich denke, das ist unter anderem der Pandemie-Situation zu verdanken.ABZ: Wie hat die Covid-19-Pandemie die Arbeitswelt im Allgemeinen verändert?Stamm: Viele Menschen und auch Unternehmen sind vor allem offener geworden, was das Thema Homeoffice angeht. Vor der Pandemie war das Arbeiten von zu Hause häufig noch ein 'Fremdwort' für viele Firmen – das hat sich geändert. Die Menschen mussten realisieren, dass die Arbeit von zu Hause ebenso gut erledigt wird, wie vor Ort im Büro.Wir arbeiten schon von Tag 1 an viel aus dem Homeoffice. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass meine Mitarbeitenden zu Hause viel produktiver arbeiten. Ich räume ihnen die Freiheit ein, so zu arbeiten, wie sie es möchten. Bringt man seinem Personal das Vertrauen entgegen, wird die Arbeit auch erledigt. Ich bin sehr gespannt darauf, wie sich die Arbeitswelt mit der nächsten, noch sehr jungen Generation weiterentwickelt. Wir versuchen schon jetzt, junge Menschen mit einzubinden und sie abzuholen. Wir merken, dass Firmen, die von jungen Menschen geführt werden, weniger Probleme damit haben, Nachwuchskräfte für sich zu gewinnen. Diese wissen heutzutage nämlich schon genau, welche Ziele sie haben und was sie dafür zu leisten bereit sind. Unternehmen sollten sich dessen bewusst sein und sich, und die Arbeitsbedingungen, so attraktiv wie möglich machen.ABZ: Manche Ihrer Mitarbeitenden haben Sie bislang noch gar nicht kennenlernen können, weil sich Ihre Kolleginnen und Kollegen über den ganzen Globus verteilen. Wie funktioniert die effiziente Zusammenarbeit auf Distanz?Stamm: Das fängt bei uns schon bei der Mitarbeiter-Rekrutierung an. Man muss die richtigen Profile für sein Unternehmen finden. In unserem Betrieb können alle Mitarbeitenden sehr selbstständig arbeiten. Das muss bei uns auch so sein, sonst funktioniert das System nicht. Potenzielle neue Kolleginnen und Kollegen können testen, ob sie mit unserer Art zu arbeiten gut zurechtkommen oder ob sie andere Strukturen benötigen – denn diese Remote-Arbeitsweise ist auch nicht für jeden etwas. Unser System funktioniert so gut, weil wir alle zwei Monate Mitarbeiter-Gespräche führen. Dabei stecken wir ab, ob alle Beteiligten zufrieden sind oder ob es Verbesserungs- oder Anpassungsbedarf gibt. Insofern haben wir keine Probleme damit, über physische Entfernung hinweg effizient miteinander zu arbeiten.

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