Monolithisch leicht

Klinker verleiht Rathaus Plastizität

Architektur
Die Architekten des Büros Inbo drückten die Funktion in einer kräftigen Kubatur aus, die sich mit einer prominenten, gebogenen Gebäudefront der städtebaulichen Lage anpasst und als Bindeglied zwischen Innenstadt und den umliegenden Vierteln wirkt. Foto: Thea van den Heuvel

Weert/Niederlande (ABZ). - Stark und robust, aber dennoch offen und zugänglich präsentiert sich das neue Rathaus der niederländischen Gemeinde Weert. Der Entwurf der Architekten Bert van Breugel, Rob Langeslag und Pieter Keijzer vom Büro Inbo sah ein Gebäude vor, das sich am Dienstleistungsgedanken der Bürger orientiert und eine Plattform für eine neue Kultur des Arbeitens schafft. Inbo hat die gesamte Planung des Rathauses übernommen – vom Städtebau bis zur Gestaltung der Inneneinrichtung. Als Fassadenverkleidung für den repräsentativen Bau wählten die Architekten die sandgelbe, gesinterte Objektsortierung "Weert" von Hagemeister. Damit gestalteten sie ein plastisches Mauerwerk, das "in seiner Materialität transparent scheint", die Fassade klar gliedert und die öffentliche Zugänglichkeit betont.

Alles ist erlaubt – so scheint es heute, wenn es um den Entwurf eines Rathauses in den Niederlanden geht. Die unterschiedlichen Stile der Architektur finden sich hier wieder: von der Sachlichkeit der Nachkriegszeit zur Wiederaufbauarchitektur mit Bürgermeisterbalkon und Glockenturm, vom Brutalismus zum nachhaltigen, reetgedeckten und in der Landschaft verankerten Gebäude, oder vom organischen Baukörper zum Prestigebau mit Marmor und rotem Teppich. Bei all der Freiheit stellt sich die Frage: Was muss ein Rathaus heutzutage ausdrücken und wie gibt man dem als Architekt eine entsprechende Form?

Inbo drückte die Funktion des neuen Weerter Rathauses in einer robusten Kubatur aus, die sich zunächst der städtebaulichen Situation anpasst. Das Grundstück befindet sich an einem Ringwall auf der Grenze zwischen dem historischen Zentrum und den späteren Stadterweiterungen. Das neue Rathaus soll als Bindeglied wirken und die Innenstadt mit den umliegenden Vierteln verbinden. Darüber hinaus schlägt es eine Brücke zum nahegelegenen Bahnhofsgebiet.

Die Lage am Wall führte zu einer prominenten, gebogenen Gebäudefront. Lange Seitenfassaden folgen den Fluchtlinien mit hoch aufragenden Fensterpartien, die von Mauerwerk umrahmt sind. Inbo legte dem Entwurf einen umfangreichen Qualitätsplan zugrunde: "Wir arbeiteten mehr mit Aspekten wie Masse und Gliederung, als von spezifischen Bildreferenzen auszugehen. Wir führten unterschiedliche Volumen- und Fassadenstudien durch, in denen wir insbesondere den Ort und dessen Infrastruktur, die Krümmung der Fassade an der Wilhelminasingel und die mögliche Gliederung sowie den Ausdruck und die Wirkung der Vorderansicht beobachteten", erklärt der Architekt Pieter Keijzer den Entwurf. "Es ist ein massives Gebäude, das wir durch die Gliederung und Transparenz der Fassaden und durch das zurückliegende Erdgeschoss weniger monolithisch erscheinen lassen und ihm den Maßstab geben, den wir wollten. Bei all dem ist es ein robustes Gebäude geblieben, stark, wie es sich die Gemeinde wünschte, aber trotzdem zurückhaltend. Es ist offen und dezent zugleich."

In der ebenso massiven wie transparenten Architektur spielt die Fassadenverkleidung eine bedeutende Rolle. Inbo wählte für das Erdgeschoss einen Naturstein und setzte den sandgelben Hagemeister-Klinker der Sortierung "Weert" darüber. "Zu einer monumentalen, starken Architektur passt ein klassisches Baumaterial wie Klinker", sagt Pieter Keijzer. Mit der Sortierung "Weert" haben die Architekten der Fassade die Charakteristiken verliehen, die sie sich für das Gebäude wünschten: Plastizität und Transparenz, klare Strukturen und die Öffnung nach Außen.

Der Klinker in sandigen Gelbtönen sorgt mit einer leichten Sinterung für ein meliertes Fassadenbild und verleiht dem Bau eine traditionelle und freundliche Ausstrahlung. Dunkle Fugen liegen leicht im Mauerwerk zurück und zeichnen dezente Schattenlinien. Die Pfeiler in der charakteristischen, runden Frontfassade sind im Halbsteinverband vermauert, die übrigen Flächen im wilden Verband. "Die Pfeiler selbst sind rechtwinkelig, aber die Mauerarbeiten mussten dennoch sauber in der Rundung fortgesetzt werden. Wir haben genauestens auf die Krümmung in der Fassade geachtet und darauf, wie man diese Krümmung am besten abbildet", beschreibt Keijzer die besondere Herausforderung bei der Fassadengestaltung.

Neben seiner Präsenz steht das Rahthaus auch für nachhaltiges Bauen. Diese Nachhaltigkeit spiegelt sich sowohl in der Materialwahl als auch in der Versorgungstechnik und dem Gebrauch von Erdwärme wider. Auch der starke Fokus auf das Konzept der "neuen Kultur des Arbeitens", das die Gestaltung des Gebäudes in einem hohen Maße beeinflusst hat, beschreibt den zukunftsorientierten Gedanken des Entwurfs. "Die Inneneinrichtung haben wir komplett auf diese neue, kluge und effiziente Art zu arbeiten abgestimmt", erklärt Keijzer.

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