Mulis transportieren Anlagenteile zum Montageort

13,7 Kilometer langer Muldengurtförderer ist in China im Einsatz

Pengzhou/China (ABZ). – Ein traditionelles chinesisches Sprichwort besagt, dass die Wege in Sichuan fast so be-schwerlich seien wie der Weg in den Himmel. Um in dieser unwegbaren Region Kalkstein vom Steinbruch zum Zwischensilo zu transportieren, setzt der Zementhersteller Sichuan Yadong Cement Co, Ltd. bereits seit einigen Jahren auf einen 12,7 km langen Overland Conveyor (OLC) der Beumer Group. Der Muldengurtförderer führt durch gebirgiges Gelände und Naturschutzgebiete, über Wasserläufe und instabilen Untergrund. Im zweiten Projekt kommen zwei weitere OLC zum Einsatz, diesmal mit einer Gesamtlänge von 13,7 km. Diese transportieren den Kalkstein weiter zum Zementwerk. Anders als im ersten Auftrag bestand bei diesem die Aufgabe darin, den Förderer durch bewohntes Gebiet zu bauen. Das von der chinesischen Regierung festgelegte Level für Schallemissionen durfte hierbei nicht überschritten werden. Der 12,7 km lange Overland-Conveyor erreicht einen Massenstrom von 1500 t/h und eine Fördergeschwindigkeit von 4 m/s.

"Im Vergleich zu anderen Förderlösungen eignen sich die offenen Muldengurtförderer für höhere Durchsätze. Des Weiteren können horizontale und vertikale Kurvenradien realisiert werden", erläutert Dr. Andreas Echelmeyer, der den Bereich Conveying and Loading Systems bei der Beumer Group leitet. Sie können an die jeweilige Aufgabenstellung und Topographie angepasst werden. Mit Hilfe der selbst entwickelten Berechnungsprogramme lassen sich die statischen und dynamischen Gurtzugkräfte schon in der Projektierung der Anlage genau ermitteln. Dies ist Grundvoraussetzung für die sichere Auslegung horizontaler Kurven. Des Weiteren werden auf Grundlage dieser Berechnungen die Fördergurte und die Antriebstechnik ausgewählt. Das zu bewältigende Gelände ist gebirgig und von dichten Bambuswäldern bewachsen, von denen ein Großteil unter Naturschutz steht. Auch der Untergrund stellte die Ingenieure der Beumer Group vor eine Herausforderung: "Der Boden ist wegen vorhergegangenem Kohleabbau instabil. An anderen Stellen besteht der Grund aus Granit, der nur teilweise abgetragen werden konnte", erklärt Dr. Echelmeyer. Weiterhin musste auf der Strecke ein Teilabschnitt von 1,5 km über einen Fluss geleitet werden. Diese Randbedingungen führten dazu, dass rd. 90 % der Anlage vor Ort manuell montiert wurde. Weil der Transport mit Lkw teilweise unmöglich war, wurde die Anlage mit Mulis Stück für Stück zum Montageort transportiert.

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Die Beumer Group stimmte gemeinsam mit dem Zementhersteller den Streckenverlauf des OLC ab. Der Systemanbieter errechnete die Gurtzugkräfte unter Berücksichtigung von acht Horizontalkurven, die Radien von knapp 1000 bis zu 5000 m aufweisen. Der festgelegte Streckenverlauf wurde vor Ort auf seine Machbarkeit geprüft. Hierfür gingen Mitarbeiter die gesamte Strecke zu Fuß durch das unwegsame Gelände ab, um die vorgegebenen Standorte für die 460 Stützen direkt im Gelände genau auf ihre Tauglichkeit zu untersuchen. Es wurde hierbei darauf geachtet, dass sich der Verlauf des Förderers so weit wie möglich an die Topographie anschmiegt. Da Höhenunterschiede von bis zu 100 m auf kürzesten Abständen überwunden werden mussten, wurden mehrere Abschnitte mit bis zu 55 m hohen Brücken versehen. Ein Teilabschnitt wurde mit einem 130 m langen Tunnel realisiert.

In enger Zusammenarbeit mit dem Kunden übernahm die Beumer Group die Konstruktion des OLC und der Brücken. Der Systemanbieter entwickelte, baute und lieferte die Kernteile für die Antriebs- und Spannstationen sowie den Gurt mit einer Gesamtlänge von 25 km, die Tragrollen und die Antriebstechnik. Seit der Inbetriebnahme des ersten Abschnitts wurde der Massenstrom des Förderers in zwei Stufen erhöht. Heute fördert die Anlage einen Massenstrom von 2200 t/h bei einer Fördergeschwindigkeit von 4,5 m/s vom Steinbruch zur Siloverladestation. Von dort transportierten Lkw den Kalkstein zum Zementwerk.

In einem zweiten Auftrag ging es dann darum, dass diesen Weg zum Zementwerk statt der Lkw ein weiterer wirtschaftlicher OLC übernehmen sollte. Zur Deckung des Werkbedarfs wurde ein Massenstrom von 2200 t/h Kalkstein benötigt. Im Rahmen dieses Projekts sollte der erste Förderer daran angepasst werden. "Wir planten einen zweiten Muldengurtförderer mit einer Gesamtlänge von 13,7 km", sagt Dr. Echelmeyer. Mit dieser Länge ging die Anlage in die Firmengeschichte des Systemanbieters ein.

Solch große Projekte unterliegen oft Unvorhersehbarkeiten. Und auch hier mussten die Ingenieure Flexibilität zeigen. Während der Planungsphase kaufte der Zementhersteller ein weiteres Werk im etwa 10 km entfernten Lanfeng. "Wir mussten nun die Anlage so auslegen, dass sie die Möglichkeit bietet, beide Standorte mit Kalkstein zu versorgen", erläutert Dr. Echelmeyer. Für das Team galt es, den OLC zweizuteilen. Nach einer Länge von 5,4 km lässt sich ein künftiger weiterer Förderer nach Lanfeng beschicken. Bei beiden Teilen des OLC sind vier Horizontalkurven mit Radien von 1200, 1500 und 1800 m verbaut. "Wir lieferten das Engineering sowie Bauteile wie Trommeln, Motoren, Antriebs- und Steuerungstechnik und die gesamte Automatisierung", beschreibt Dr. Echelmeyer. Die Montage erfolgte unter Aufsicht eines Richtmeisters der Beumer Group, und ein Beumer Elektroingenieur unterstützte die Verkabelung der Anlage. Die Inbetriebnahme übernahm der Systemanbieter. Der Muldengurtförderer versorgt nun drei Ofenlinien, eine vierte ist geplant.

Die Anforderungen unterschieden sich bei beiden Projekten: Waren es im ersten Auftrag das gebirgige Gelände, instabiler Untergrund sowie das Durchqueren von Naturschutzgebieten und Flussläufen, musste die Beumer Group beim zweiten Projekt die Anlage durch bewohntes Gebiet bauen. Genaue Vorgaben der chinesischen Regierung legten fest, wie hoch die Lärmemission der Anlage sein darf, um die Anwohner nicht zu belästigen.

"Es galt für uns, den Geräuschpegel auf ein extrem niedriges Niveau zu begrenzen", beschreibt Dr. Echelmeyer. "Wir haben u. a. geräuschreduzierte Tragrollen sowie entsprechend dimensionierte Schutzhauben an den Antriebsstationen eingesetzt", erklärt er. Das Team der Beumer Group optimierte zusammen mit dem Betreiber nicht nur das Bandgerüst, sondern auch die komplett eingehauste Fördererbrücke. So wird der Kalkstein sicher und leise transportiert, ohne Mensch und Natur zu stören.

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