Museum Unterlinden in Colmar erweitert

Raue Ziegelfassade passt zum historischen Kontext

Fassaden
Das Museum Unterlinden ist in einem ehemaligen Kloster beheimatet. Fotos: tubag

Colmar/Frankreich (ABZ). – Ende 2015 wurde das Museum Unterlinden im französischen Colmar um einen neuen Gebäudeflügel erweitert. Das neue Vormauerwerk aus gebrochenen Ziegeln verleiht der Fassade eine ausgeprägte raue, fast archaisch-urwüchsige Textur. Die Standfestigkeit der großen Wandflächen stellte eine der wichtigsten Anforderungen dar. Erreicht wurde diese durch einen exakt zugeschnittenen Trass-Mörtel der quick-mix Marke tubag sowie durch Spezialanker, die eigens für Colmar entwickelt wurden.

Das Museum Unterlinden ist in einem ehemaligen Dominikanerinnenkloster aus dem 13. Jahrhundert beheimatet und zählt außerhalb von Paris zu den meistbesuchten französischen Museen. Im Jahr 2012 startete die Stadt Colmar gemeinsam mit der Museumsstiftung die Erweiterung der Ausstellungsfläche um einen weiteren Gebäudeflügel. Verantwortlich für Entwurf und Umsetzung war das international renommierte Architekturbüro Herzog & de Meuron. Unterstützt wurden diese von Richard Duplat, der die Interessen des französischen Denkmalschutzes vertrat. Der Umbau war eines der größten Sanierungsprojekte in Frankreich. Ein zentrales Anliegen der Architekten war es, das neue Gebäude in eine Beziehung zur bestehenden Klosteranlage zu stellen. Die Fassadengestaltung des neuen Flügels erinnert daher an die ursprüngliche Bauweise und fügt sich so in die Architektur der Stadtgeschichte ein.

Die Fassade mit Vormauerwerk aus gebrochenen Backsteinen und die Farbgebung der Ziegel aus dunklen Braun-, Rot- und Grautönen erinnern an andere historische Gebäude der Stadt. Die Ziegelfassade des neuen Flügels erreicht eine Höhe von 14 m. Auf der dem Museum zugewandten Seite bedeckt sie einen rund 35 m langen Teil der Gesamtfläche und auf der abgewandten Seite einen fast 50 m langen Bereich. Die Ziegel für das Vormauerwerk wurden von Gima aus dem süddeutschen Marklkofen hergestellt. Das erwünschte raue Erscheinungsbild erhielten die Ziegel, indem sie auf der Baustelle entzwei gebrochen und dann mit den Bruchstellen nach außen vermauert wurden. Da das Museum in einer Zone mit erhöhter Erdbebengefährdung steht, kam der Standfestigkeit des Vormauerwerks eine besondere Rolle zu. Darüber hinaus würde sich die dunkle Fläche tagsüber stark aufheizen und nachts deutlich abkühlen und die Ziegel sich so ausdehnen und zusammenziehen. Der zu verwendende Mörtel musste daher exakt auf die Festigkeit und das Ausdehnungsverhalten der Ziegel zugeschnitten werden.

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Der Mauermörtel dient auch zur Fugengestaltung.

Den diesen Anforderungen gewachsenen Mauermörtel lieferte das Unternehmen tubag aus Kruft in der Eifel. Die Experten des Unternehmens griffen dabei auf ihre jahrzehntelange Erfahrung im Bereich der Sanierung von historischen Baudenkmälern sowie auf ihre technischen Möglichkeiten zurück. Für Colmar entwickelte das tubag einen Trass-Mauermörtel, der sich gleichzeitig auch für die Fugengestaltung eignete. Durch die Beigabe von Trass ließ sich der tubag-Mörtel geschmeidig sowie leicht und zeitsparend verarbeiten und verringerte zudem deutlich das Risiko von Ausblühungen auf der Fassade. Dazu wurden, als weitere Maßnahmen für die Standsicherheit, gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. Wolfram Jäger Sonderplatinen als Mauerwerksanker entwickelt. Die Anker wurden beweglich gestaltet und konnten zwischen den einzelnen Ziegellagen eingearbeitet werden. Zusätzlich wurde in den Mörtel in regelmäßigen Abständen eine bandartige Bewehrung eingearbeitet.

Den Aufbau der Fassade des neuen Museumsflügels übernahm das lokale Unternehmen Groupement GFC Scherberich. An der zugrunde liegenden Stahlbetonwand brachten die Handwerker zunächst die Spezialanker an, die fest in der Betonwand verschraubt wurden. Auf diese kam dann eine Hochleistungswärmedämmung, mit entsprechenden Aussparungen für die Anker. Zuletzt wurde schließlich die Ziegelwand emporgezogen. Durch die große Höhe der durchgehenden Wandflächen kam es hier auf ein vollkommen senkrechtes Aufmauern der Fläche an. Deshalb wurde an der planen Rückseite der Ziegel ein Senkblei angelegt und Lage für Lage streng auf das Lot geachtet.

In den Mörtel der Lagerfuge wurden in regelmäßigen Abständen lange Stahlstangen und -bänder als Bewehrung integriert. Genauso regelmäßig wurden auch die Bügel der Spezialanker zwischen die Steinlagen integriert. So ist die komplette Ziegelwand an vielen Stellen direkt mit der Betonwand verbunden. Da die einzelnen Bügel aber beweglich gelagert sind, behalten die Beton- und die Ziegelwand eine gewisse Unabhängigkeit voneinander. Materialbewegungen werden nur abgefedert weitergegeben.

Ende 2015 öffnete das Museum wieder seine Pforten. Trotz aller technischen Innovationen wird die Erweiterung dem historischen Erscheinungsbild gerecht. Die Mischung aus rauen dunklen Ziegelflächen sowie den Dach- und Wandbereichen mit leuchtender Kupferbekleidung stellt den neuen Bereich gleichberechtigt den ehrwürdigen Mauern des alten Klosters gegenüber.

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