Nach Havarie

Brückensegment unter hohem Zeitdruck eingesetzt

Terex Brücke Krane und Seilmaschinen
Ein Frachtschiff hatte die "Eggner\'s-Ferry" Brücke über den Tennessee gerammt und dabei ein 98 m langes Teilstück des insgesamt 1063 m langen Bauwerks zerstört. Foto: Terex Cranes

KENTUCKY/USA (ABZ). - Extreme Situationen erfordern entschlossenes und zielgerichtetes Handeln. Anfang des Jahres hatte ein Frachtschiff die bei Aurora im US-Bundesstaat Kentucky gelegene "Eggner's-Ferry"-Brücke über den Tennessee gerammt und dabei ein 98 m langes Teilstück des insgesamt 1063 m langen Bauwerks zerstört.

Innerhalb weniger Stunden ging ein Team des ersten Distrikts der Transportbehörde von Kentucky an die Arbeit, um zunächst die Brückenträger zu inspizieren und dann eine Ausschreibung für den schnellstmöglichen Ersatz des zerstörten Brückensegmentes vorzubereiten.

Den Zuschlag erhielt schließlich das in Louisville (Kentucky) beheimatete Brückenbauunternehmen Hall Contracting. Dessen Planung sah vor, den Neubau des Segmentes mit Terex-Rough-Terrain-Kranen und Terex-Bid-Well-Straßenbaumaschinen durchzuführen. Mit den Schwerlastaufgaben wurde Sterett Crane & Rigging beauftragt, eine in Owensboro – ebenfalls Kentucky – ansässige Firma, die für die anstehenden Aufgaben unter anderem den Einsatz eines Terex CC2800-1 Gittermast-Raupenkrans plante. Per Tandemhub mit einem anderen Raupenkran hob der Terex CC2800-1 das 290 t schwere Stahlsegment auf eine Deckschute und anschließend von dort auf die Brückenpfeiler, so dass das Projekt innerhalb von weniger als vier Monaten abgeschlossen werden konnte.

Für die Transportbehörde in Kentucky war das Unterfangen rekordverdächtig – dennoch hätte Keith Todd, Sprecher für die Distrikte 1 und 2 sicher gern darauf verzichtet."Der Anruf kam um 8 Uhr abends. Man teilte mir mit, dass ein Frachter einen großen Abschnitt aus der Eggner's-Ferry-Brücke gerissen hätte", erinnert er sich. Die folgenden 90 Minuten waren nervenaufreibend, für alle Beteiligten: Rettungsteams mussten den Fluss und das havarierte Schiff absuchen, um ausschließen zu können, dass sich zum Zeitpunkt des Unfalls Fahrzeuge auf dem Brückenabschnitt befunden hatten. Nachdem festgestellt worden war, dass es keine Opfer gegeben hatte, machten sich Mitarbeiter der Transportbehörde sofort an die nächsten schwierigen Aufgaben: wie konnte die Brücke repariert werden, um den Straßenverkehr wieder fließen zu lassen?

Der erste Schritt zur Reparatur der Brücke, die Prüfung der Pfeiler auf mögliche Beschädigungen, nahm drei Wochen in Anspruch. Zeitgleich übertrugen Ingenieure die mehr als 80 Jahre alten, von Hand gefertigten Zeichnungen des Bauwerks in ein modernes AutoCAD-Format. Anschließend schrieb die Transportbehörde die Arbeiten für den Ersatz der Fachwerk-Brückenkonstruktion unter geeigneten Firmen aus. "Das geforderte Abschlussdatum war auf Mitternacht des 27. Mai 2012 festgelegt worden", so Todd – rechtzeitig für das "Memorial Day"-Wochenende. Vier Unternehmen beteiligten sich an der Ausschreibung. Sechs Wochen nach dem Unfall, wurde schließlich Hall Contracting mit der Durchführung des 7-Mio.-Dollar-Projektes beauftragt. Mit weniger als 12 Wochen Zeit bis zur geplanten Wiedereröffnung bestand Halls erste Amtshandlung in der Bestellung von 300 t Stahl für den Bau der Fachwerkträger. "Unglücklicherweise hatte unser Stahllieferant seine Produktion aufgrund von Wartungsarbeiten für anderthalb Wochen heruntergefahren", berichtet Randy Downey, Projektleiter bei Hall Contracting. Die ohnehin knappe Terminvorgabe, verbunden mit einer Vertragsstrafe von 50.000 USD pro Verspätungstag, war dadurch noch schwieriger einzuhalten.

Für den Bau des Brücken-Fachwerkrahmens war ein ausreichend großes Gelände erforderlich. Aufgrund des äußerst eng gesteckten Zeitrahmens war die Montage an Land mit anschließendem Schiffstransport zum Brückenstandort die einzige Möglichkeit. "Zwar standen uns drei nahe gelegene Häfen zur Verfügung", erläutert Todd, "allerdings benötigte Hall mindestens 15.000 m² Fläche. Nur der Hafen im nördlichen Eddyville bot ausreichend Land" – dieser Hafen liegt aber gut 50 km von Eggner's Ferry entfernt. Mitte April traf der bestellte Stahl ein – und Halls Mannschaft nahm sich der gewaltigen Aufgabe an. Downey: "Von der Stahllieferung über den Bau des Trägerfachwerks bis zur Verschiffung und dem Einheben des Segmentes vergingen gerade einmal 32 Tage."

Zwei Terex-Rough-Terrain-Krane unterstützten Bau und Montage des Brückenfachwerks. Der Terex RT 555-1 bot den Crews 50 t Tragfähigkeit bei einer maximalen Auslegerlänge von 33,5 m. Der größere RT 780 stellte mit seinem 38,4 m langen Ausleger 72,5 t Nenntraglast zur Verfügung. Während der Bau der Fachwerkkonstruktion Fortschritte machte, wurde Sterett Crane & Rigging mit Planung und Ausführung der Schwerlastlogistik beauftragt: Die Aufgabe bestand darin, das 98,1 m lange Brückensegment auf eine "Deckschute" zu laden, gut 50 km auf dem Tennessee River zu transportieren und vom Wasser aus in seine endgültige Position zu heben. "Den Zuschlag für das Projekt erhielten wir am 24. April. Uns standen weniger als zwei Wochen zur Verfügung, um 60 Lkw-Ladungen an Gerät und Material in Bewegung zu setzen und bis zum 7. Mai ,hakenfertig' vor Ort zu haben", schildert Keith Brumley, Betriebsleiter bei Sterett Crane & Rigging die Herausforderung.

Sterett transportierte seinen neuen Terex CC 2800-1 800 Meilen weit (ca. 1300 km) direkt vom Hafen von Baltimore zur Baustelle nach Kentucky. Da der Kran für den Einsatz beim Eggner's-Ferry-Projekt vorgesehen war, "gewannen wir für den Aufbau etwas Zeit – allerdings benötigten wir nur drei Tage, um die Maschine aufzurüsten", berichtet Matt Crisp, Leiter der Sterett-Niederlassung in Owensboro. "Terex leistete zusätzliche Unterstützung mit zwei Technikern vor Ort, die bei der Kranmontage halfen." Der Rough-Terrain-Kran RT 555-1 war doppelt gefordert: er leistete seine Dienste sowohl beim Bau des Brückensegments als auch beim Aufrüsten des CC2800-1. Das Sterett-Team konfigurierte den Raupenkran mit 54 m Hauptausleger und Superliftmast, um mehr Tragfähigkeit zu erreichen. Jim Creek, Senior Product Manager für Raupenkrane bei Terex dazu: "Die Superlift-Konfiguration sorgte später auch für zusätzliche Stabilität beim Einsatz auf dem Wasser."

Für den Hub des 290,3 t schweren Brückensegments wurde der Kran mit 160 t Hauptgegengewicht am Oberwagen und knapp 100 t auf dem Superlifttray ausgerüstet. Der Kranhaken wurde mit 16-facher Einscherung konfiguriert. "Mit 14,5 kg zulässigem Zug pro Seil bot der CC2800-1 einen großzügigen Sicherheitsfaktor", fügt Creek hinzu. Nachdem er vollständig gerüstet und die Montage des Brückenfachwerks abgeschlossen war, begann das Sterett-Team am 14. Mai mit dem Hub des Brückensegments auf die Deckschuten. Der CC2800-1 bot mit 600,1 t Nenntraglast bei 10 m Radius mehr als ausreichende Kapazität für den Tandemhub mit einem anderen Raupenkran. "Für die Arbeit vom Wasser aus sind Raupenkrane die beste Wahl, und die Entscheidung für den CC2800-1 fiel aufgrund der hohen Tragfähigkeiten", so Sterett-Betriebsleiter Brumley. Nachdem die Brückenkonstruktion auf die Deckschuten geladen worden war, wurden die Krane ebenfalls auf ihren Schuten platziert. Terex Manager Creek schildert: "Der RT555-1 belud den CC2800-1 und dessen Superlifttray mit dem erforderlichen Gegengewicht, da Steretts Team seitliche Schwenkbewegungen des Raupenkrans auf den Schuten vermeiden wollte."

Schließlich setze sich der Schiffskonvoi mit Brückensegment und Kranen vom Hafen Eddyville aus in Richtung der 50 km entfernten Brückenbaustelle bei Eggner's Ferry in Bewegung. "Für den Flusstransport benötigten wir knapp sechs Stunden", so Matt Crisp. Sein Sterett-Kollege Keith Brumley ergänzt: "Die Baustelle liegt unmittelbar neben einem Interstate-Highway; eines der Hauptprobleme bestand darin, die Sicherheit der zahlreichen Zuschauer zu gewährleisten, die das Projekt ständig verfolgten."

Die Deckschuten mit den Raupenkranen wurden flussaufwärts von der Brücke positioniert, das neue Brückensegment auf der flussabwärts gerichteten Seite, die Schuten wurden mit absenkbaren Stützen gesichert.

Am 15. Mai um 9 Uhr früh schlug die Sterett-Mannschaft das 98,1 m lange, 9,8 m breite und 7,6 m hohe Brückensegment an die Lastaufnahmemittel der beiden Raupenkrane an. Der Hub musste in perfekter Synchronisation erfolgen. "Es gab keinerlei Fehlertoleranz", sagt Matt Crisp. Das Segment wurde zunächst mit 21,9 m Radius und 4,6 m Auslegerhöhe von den Schuten gehoben und auf 13,7 m Radius und 16,8 m Höhe gebracht. Aus dieser Position senkten die Kranführer die Stahlkonstruktion schließlich auf die Brückenpfeiler ab. "Der CC2800-1 bot in dieser schwierigen Situation beim Einheben des Brückensegments außerordentlich hohe Präzision und Feinfühligkeit", so Crisp.

Weniger als 6 Stunden nach Beginn des Hubes, ruhte der 98,1 m lange neue Abschnitt auf seinen Stützpfeilern. Keith Brumley dazu: "Die Leistung des CC2800-1 war absolut einwandfrei, auch unter dem enormen Zeitdruck. Unsere Mitarbeiter waren von der Unterstützung durch Terex und der Zuverlässigkeit der Maschinen begeistert. Das Terex-Team hat sehr viel geleistet, um den Erfolg unseres Projektes mit den Telex-Kranen zu sichern." Nachdem das Brückensegment auf seinen Pfeilern installiert war, blieb eine letzte Herausforderung: Der Straßenbelag. In weniger als vier Tagen hatte Hall Contracting im neuen Brückensegment 6000 Kopfbolzen eingesetzt, die Stahlunterlage fertig gestellt und die Armierungsstähle eingelegt. Am 20. Mai begannen die Mannschaften um 05:30 Uhr, Beton der geeigneten Festigkeitsklasse auf das neue Brückensegment zu pumpen. Innerhalb von 5 Stunden waren 122,3 m³ Beton mit dem Deckenfertiger Terex-Bid-Well 3600 verlegt. Die Maschine war mit optionalem Schwenkarm ausgestattet, um bis zum Rand betonieren zu können. "Von der Achse des Deckenfertigers bis zu den Diagonalstreben der Brücke war lediglich 2,5 cm Platz", schildert Hall-Projektleiter Randy Downey die Situation.

Zwei Tage früher als vorgesehen war die Eggner's-Ferry-Brücke wieder verkehrstüchtig.

Das Unternehmen Terex Cranes ist auf der bauma in Halle BO an Stand 7 vertreten.

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