Nachhaltigkeit

"Cradle to Cradle" war Thema bei Forum

Teilnehmer des Innovationsforums. Foto: Christian Back

Frankfurt/M. (ABZ). – Würde die ganze Welt so viele Ressourcen verbrauchen wie Deutschland, wären die Vorräte rein rechnerisch für dieses Jahr bereits aufgebraucht. Diesen Berechnungen der Umweltorganisationen steht ein wachsendes Umweltbewusstsein der Gesellschaft gegenüber. Auch bei vielen Unternehmen hat in den vergangenen Jahren ein Umdenken eingesetzt: weg von der reinen Gewinnmaximierung hin zu einer aktiveren Rolle für Umwelt und Gesellschaft. Wie dieser Schritt gelingen kann, stand kürzlich im Zentrum des Drees & Sommer-Innovationsforums "Tipping Point – Blue Equals Profitability". Mehr als 120 Gäste waren nach Frankfurt gekommen, um Einblicke in die Nachhaltigkeitsstrategien der öffentlichen Hand, der Industrie und des Finanzmarkts zu erhalten. Steffen Szeidl, Vorstand der Drees & Sommer SE, betonte die Bedeutung der Nachhaltigkeit für alle Wirtschaftszweige: "Längst geht es nicht mehr nur um Rendite, sondern v. a. darum, welche Antworten wir unserer Umwelt geben. Ökonomie, Ökologie und Soziologie – das ist der Dreiklang, der die Zukunftsmusik bestimmt. Angesichts der Tatsache, dass das Bauwesen zu den größten Verbrauchern von Rohstoffen zählt, kommt unserer Branche dabei eine große Verantwortung im Umgang mit Ressourcen zu. Wir setzen daher verstärkt auf digitale Lösungen in Verbindung mit der Circular Economy, um Material, Energie und CO2 zu sparen."

Das Cradle to Cradle-Prinzip folge dem Ansatz, Abfall zu vermeiden und Rohstoffe für Produkte, Prozesse und Gebäude in immer gleicher Qualität zu erhalten und wiedereinzusetzen. Gebäude können demnach sozusagen zu Rohstoffdepots werden. Hans Goverde von Kraaijvanger Architects, Architekt des ersten nach Cradle to Cradle-Prinzipien entworfenen Rathauses der Welt, ging in seinem Vortrag auf die Vorteile ein, die eine konsequent nachhaltige Bauweise mit sich bringt: "Das Rathaus im niederländischen Venlo wurde so entworfen und gebaut, dass alle Materialien Teil eines geschlossenen Kreislaufs sind. Auf diese Weise entstand ein nachhaltiges Gebäude, das gleichzeitig ein komfortables und gesundes Arbeitsumfeld bietet. Durch seine begrünte Fassade und ein eigenes Gewächshaus auf dem Dach reinigt das Gebäude die Luft an der Straße und Bahnlinie. Außerdem wird die Parkgarage dafür genutzt, um die Luft im Gebäude im Winter zu erwärmen und im Sommer zu kühlen." Damit auch andere Bauherren dem Leitbild nachhaltiger Gebäude folgen, hat die Gemeinde Venlo diese Prinzipien in ihren Baurichtlinien verankert. Demnach fällt die Bewertung von Bauanträgen positiver aus, wenn sie nach dem Cradle to Cradle-Gedanken entwickelt werden. Stefan Kögl, Head of Technology & Construction bei Siemens Real Estate, stellt ein Projekt der Siemens AG vor. Diese investiert derzeit auf dem Siemens-Gelände in Berlin Spandau bis zu 600 Mio. Euro, um das Industrie-areal in ein Stadtquartier mit vielfältiger Nutzung wie Arbeiten, Forschen, Wohnen und Freizeit zu verwandeln. Das Ökosystem rund um die Siemensstadt biete sich für Anwendungsfelder wie dezentrale Energiesysteme und Elektromobilität an, so Kögl.

Auch im Finanzsektor ist Nachhaltigkeit zu einer wichtigen Messlatte geworden. Nachhaltige Kapitalanlagen werden beliebter. Und vor dem Hintergrund des Pariser Klimaschutzabkommens und des Kohleausstiegs preisen immer mehr Anleger Umweltrisiken in ihr Portfolio ein. Dr. Alexandra Hachmeister, Chief Regulatory Officer der Deutschen Börse AG, plädierte in ihrem Vortrag für die Etablierung nachhaltiger Strukturen: "Sustainable Finance ist längst kein exotischer Nischenmarkt mehr. Investoren schauen nicht länger nur auf klassische kurzfristige Finanzkennzahlen. Sie wollen sich ein ganzheitliches Bild von der Wertschöpfung eines Unternehmens machen, das auf mittel- bis langfristigen Chancen- und Risikoprognosen basiert. In den Auswahlprozess fließen daher zunehmend Nachhaltigkeitsindikatoren ein."

ABZ-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Projektleitung (m/w/d) , Heilbronn  ansehen
Leitung (m/w/d) der Abteilung Tiefbau, Pullach im Isartal  ansehen
Seilbaggerfahrer (m/w/d), Jettingen-Scheppach  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

ABZ-Redaktions-Newsletter

Freitags die aktuellen Baunachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen