Nachhaltigkeit

Entsorgungsbetrieb setzt bei Erneuerungsarbeiten auf Stahlbetonrohrsystem

Rohr- und Leitungsbau
Die die bis zu 7 t schweren Betonbauteile wurden von der Backes Bauunternehmung AG & Co. KG aus Theley mit einem 36-t-Bagger in den Graben befördert. Foto: Backes Bauunternehmung

Saarbrücken (ABZ). – Spätestens seit der letzten Weltklimakonferenz im November 2017 in Bonn ist das Thema Nachhaltigkeit erneut in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion gerückt. Experten sind sich dabei einig, dass nicht nur der CO2-Ausstoß sondern grundsätzlich der Ressourcenverbrauch auf breiter Front reduziert werden muss. Ein Ansatz besteht z. B. darin, möglichst auf besonders langlebige Produkte zu setzen. Im Bereich der unterirdischen Infrastruktur ist diese Maßnahme besonders sinnvoll, denn sind hier die Produkte erst einmal unter der Erde eingebaut, so müssen im Schadensfall für eine Sanierung extrem hohe Ressourcen aufgewendet werden.

Ein gutes Beispiel für den Einsatz besonders langlebiger Rohre zeigt die Sanierung des Abwasserkanalsystems rund um den "Ottenhausener Berg" in Saarbrücken-Gersweiler. Hier kam auf einer Länge von etwa 1 km ein spezielles Stahlbetonrohrsystem zum Einsatz, das aufgrund mehrerer Faktoren besonders dem Nachhaltigkeitsgedanken entspricht.

Seit Juni 2016 arbeitet der Zentrale Kommunale Entsorgungsbetrieb (ZKE) an der Erneuerung der Kanäle einschließlich der Wiederherstellung der Fahrbahnoberflächen in den Straßen "Am Ottenhausener Berg", "Hauptstraße" sowie "Blumenstraße" im Saarbrücker Ortsteil Gersweiler. Projektleiter Michael Grün – zuständig für die Kanalplanung beim ZKE – beschreibt die Maßnahme: "Als Eigenbetrieb der Landeshauptstadt Saarbrücken, sind wir für den Betrieb von ca. 1000 km Kanalnetz innerhalb der Stadt zuständig. Die Situation "Am Ottenhausener Berg" stellte sich für uns so dar, dass wir aus zweierlei Gründen hier dringend handeln mussten: Erstens bestand der alte Mischwasserkanal aus völlig maroden Ei-Profil-Rohren, die aufgrund von Sohlaufbrüchen über die Jahre immer wieder neu verklinkert und instandgesetzt wurden. Zweitens wiesen die bestehenden Ei-Profil-Rohre der Nennweiten 600/900 und 800/1200 für die zunehmenden Starkregenereignisse eine zu geringe Leistungsfähigkeit auf", so Grün.

Aus diesen Gründen kam für die Planer nur eine vollständige Erneuerung des Kanalnetzes in Betracht. Marc Geib vom ortsansässigen Ingenieurbüro Geib schildert die Anforderungen an die zu verwendenden Rohrmaterialien: "Da wir es hier weiterhin mit einem Mischwasserkanal zu tun haben, müssen wir auch in Zukunft von einer hohen chemischen Belastung der Rohre ausgehen. Deshalb sollten die eingesetzten Materialien möglichst beständig gegen biogene Schwefelsäurekorrosion sein, die die Abwässer verursachen können." Neben der chemischen Widerstandsfähigkeit spielte aber auch die Statik der Rohre eine Rolle. Vor diesem Hintergrund und weil man bereits vor einigen Jahren mit diesem System gute Erfahrung gesammelt hat, setzte das Planungsteam erneut auf das Stahlbetonrohrsystem "Perfect Pipe" vom Betonwerk Müller aus Achern. ZKE-Bauleiter Hermann Rauch erläutert die Gründe, die für dieses System sprachen: "Das monolithisch aus einem Guss gefertigte Betonfußrohr nach DIN EN 1916 und DIN V 1201 ist aus einem geprüften, leicht verdichtenden Beton C 40/50 mit erhöhtem Sulfatwiderstand bis 1500 mg/l gefertigt. Damit verfügt es über eine erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen chemische Angriffe und somit gegen biogene Schwefelsäurekorrosion. Die in der Schalung erhärtenden Rohre (Formerhärtung) weisen darüber hinaus eine hohe Maßhaltigkeit auf", so Rauch. Besonders vorteilhaft zeige sich das Rohrsystem aber auch aufgrund seiner guten Eigenschaften in Punkto Statik. "Ein Großteil der hier verbauten Rohre verfügt über ein statisch optimiertes Fußrohrprofil. Hierdurch erübrigt sich die sonst übliche Zwickelverfüllung und -verdichtung. Die Rohrform begünstigt eine geradlinige Lastabtragung im Auflagerbereich, wodurch deutlich weniger Biegezugkräfte entstehen. Aber auch in Längsrichtung sind die Rohre bedingt durch das höhere Trägheitsmoment wesentlich biegesteifer als herkömmliche Kreisprofile", sagt Rauch.

Für eine langlebige Qualität sprechen aber auch die Qualitätsrichtlinien, nach denen die Perfect Pipe-Rohre produziert werden. Die FBS-Richtlinien beinhalten eine umfassende werkseigene Produktionskontrolle und stellen eine lückenlose Qualitätsüberwachung von den Ausgangsstoffen über die Herstellung bis zu den Endprodukten sicher. Darüber hinaus sorgt eine halbjährliche Fremdüberwachung durch bauaufsichtlich anerkannte Güteschutzgemeinschaften und Prüfinstitute für die Einhaltung eines hohen Standards.

Einen Beitrag zur Nachhaltigkeit lieferten diese Stahlbetonrohre auch aufgrund ihrer Umweltverträglichkeit, denn sie seien nach Ablauf ihrer Nutzungsdauer leicht zu recyceln und als Baustoff wiederzuverwenden, so FBS. Darüber hinaus besteht der Werkstoff Beton aus reinen, natürlichen Bestandteilen. Sowohl bei seiner Herstellung als auch beim Recyceln von Beton werde deutlich weniger Energie verbraucht als bei der Herstellung ähnlicher Produkte aus anderen Werkstoffen.

Bis zur Fertigstellung der Maßnahme im Frühjahr 2018, werden rund um den Ottenhauser Berg insgesamt 1042 lfm neue Stahlbetonrohre verbaut sein. (davon Perfect Pipe-Rohre mit Fuß DN 1200 = 372 lfm, DN 500 = 181 lfm, DN 400 = 135 lfm und 354 lfm Stahlbetonrohre DN 1400 ohne Fuß). Der offene, jeweils max. 15 m lange Graben, wurde mit einem gestuften innerstädtischen Linearverbau gesichert. Die Einbautiefe liegt zwischen 4 und 6 m. Ausgeführt wurde die Arbeit von der Backes Bauunternehmung AG & Co. KG aus Theley, die die bis zu 7 t schweren Betonbauteile mit einem 36-t-Bagger in den Graben beförderte. Die Leistungsfähigkeit des neuen Kanalnetzes liegt bei 6000 l/sek.

Insgesamt wird die Maßnahme etwa 3,2 Mio. Euro kosten. Der Mehrpreis für die Perfect Pipe-Rohre im Vergleich zu herkömmlichem Material liegt bei ca. 2 % –Die Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre e. V. (FBS) wird beim diesjährigen IRO vom 8. bis 9. Februar in Oldenburg teilnehmen, den Stand finden Besucher im 1. Obergeschoss ausgezeichnet als M-04.

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